Sojafeldtag bei Leuchtturmbetrieb Müller

Felderbegehung Sojafeldtag Betrieb Müller 03.09.2015
Am 03.09.2015 fand der Soja-Feldtag im Rahmen des Soja-Netzwerks auf dem Leuchtturmbetrieb Müller in St. Johann bei Herrngiersdorf statt. Die Veranstaltung wurde durch das Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) organsiert und im hofeigenen Cafe „Sentehanser“ der Familie Müller abgehalten. Mit rund 65 Teilnehmern wurde deutlich, dass großes Interesse am Sojaanbau besteht, insbesondere, da durch das 2015 eingeführte Greening die Sojaanbauflächen deutlich angestiegen sind. Das Tagesprogramm beleuchtete vom Anbau über die Wirtschaftlichkeit und Verwertung bis hin zur Verfütterung und Ernte viele relevante Aspekte der Sojaproduktion.

Das Soja-Netzwerk-Projekt

Nach der Begrüßung durch das LKP stellte Herr Müller seinen Betrieb vor und erklärte die Geschichte des Hofes und des Hofcafes "Sentehanser". Im Anschluss stellte Frau Matzka (LKP) das Projekt „Soja-Netzwerk vor, dessen Ziel es ist, den Anbau und die Verwertung von Sojabohnen auszudehnen und zu verbessern. Hierfür wurde ein bundesweites Netzwerk an insgesamt 120 Demonstrationsbetrieben (50 Leuchtturmbetriebe und 70 Datenerfassungsbetriebe) aufgebaut, auf denen Daten und Erfahrungen zur Anbaupraxis und der Wirtschaftlichkeit gesammelt werden. Von diesen Betrieben sind 46% konventionell und 54% ökologisch bewirtschaftet. Die Betriebe werden von den jeweiligen Beratern betreut und sind schwerpunktmäßig in den südlichen Regionen Deutschlands, Bayerns und Baden-Württembergs zu finden. Die Betriebsbetreuung umfasst u.a. die Planung und Anlage der Demonstrationsparzellen, die Beratung zur Produktionstechnik sowie Datenerfassung und Wissenstransfermaßnahmen. Auf den Demoanlagen der Betriebe werden regelmäßig Veranstaltungen wie Feldtage und Felderbegehung durchgeführt. Außerdem steht für das Soja-Netzwerk die GVO-freie Produktion von heimischen Eiweißfuttermitteln im Vordergrund. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Ausbau der Wertschöpfungsketten und die Verbesserung der Vernetzung zwischen Erzeugern und Verwertern. Durch einen breiten Wissenstransfer sollen Informationen rund um den Sojaanbau z.B. über Veranstaltungen, Anbauhinweise und aktuelle Publikationen weitergegeben werden.

Was ist beim Sojaanbau zu beachten?

Nach der Projektvorstellung folgte der Einstieg in das Thema der Produktionstechnik durch Herrn Jürgen Unsleber, überregionaler Berater im Soja-Netzwerk. Wichtig beim Sojaanbau sei neben geeigneten Standorten, warmen Temperaturen und guter Wasserversorgung vor allem die richtige Sortenwahl und die Reifegruppe der gewählten Sorte.
Da die Sojabohne als Leguminose zur Stickstofffixierung Knöllchenbakterien benötigt, ist es wichtig, dass das Saatgut vor der Saat geimpft wird. Nach der Ansaat (Mitte April bis Ende April) sollten Pflanzenschutzmaßnahmen zeitig erfolgen. Da Sojapflanzen eine langsame Jugendentwicklung haben und der Reihenschluss erst spät erfolgt, sollten konkurrierende Unkräuter gut kontrolliert werden. Im konventionellen Anbau ist daher die Vorauflaufspritzung besonders wichtig. Eine Nachauflaufbehandlung erfolgt in der Regel nur bei Bedarf. Der ökologische Landbau hält dagegen seine Bestände mit geeigneter Hack- und Striegeltechnik unkrautfrei. Ab Mitte Juni bis Juli erfolgt die Blüte mit anschließender Kornfüllung der Hülsen. In dieser Phase sind eine gute Wasserversorgung sowie warme Temperaturen auschlaggebend für Ertrag und Ernteerfolg im Herbst. Die Abreife der Sojabohnen erfolgt ab Ende August mit dem Abfallen der Blätter und dem Rascheln der Bohnen in den Hülsen. Wichtig bei der Ernte ist die korrekte Einstellung des Mähdreschers, um Ernteverluste aufgrund des niedrigen Hülsenansatzes zu verringern. Der Einsatz eines Flex-Schneidwerkes ermöglicht ein verlustarmes Dreschen. Bei einer Eigenverwertung in der Nutztierfütterung ist zu beachten, dass die Bohnen vorher getoastet werden sollten, da das Sojaprotein aufgrund der enthaltenen Thrypsininhibitoren schlecht verdaulich ist. Die Wärmebehandlung (Toasten) inaktiviert die Trypsininhibitoren und verbessert so die Verwertbarkeit des Sojaproteins.

Wirtschaftlichkeit des Sojaanbaus

Im Anschluss erläuterte Dr. Robert Schätzl die Wirtschaftlichkeit des Sojabohnenanbaus. Momentan liegt die Anbaufläche von Sojabohnen bei 7.276 ha in Bayern und ist gegenüber dem Jahr 2014 um ca. 3.000 ha gestiegen. Ein möglicher Grund hierfür liegt darin, dass der Sojaanbau eine Möglichkeit zur Erfüllung der Greening-Auflagen darstellt und die Frucht eine durchaus rentable Anbaualternative zu anderen Mähdruschfrüchten sein kann. Um mit Soja- und Weizenanbau gleiche Deckungsbeiträge zu erzielen, muss der Sojapreis das 2,0 bis 2,4 fache des Weizenpreises betragen, erläutert Herr Dr. Schätzl von der LfL, Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur. Die Erweiterung von engen Fruchtfolgen verbessert die Rentabilität der Sojabohne. Wird ein Fruchtfolgeeffekt der Sojabohne berücksichtigt, so liegt der Faktor zwischen 1,5 und 2,2. In der Milchviehhaltung kann die Fütterung von Sojavollbohnen eine kostengünstige Eiweißergänzung der Ration darstellen.

Sojaprodukte in der Schweinefütterung

Dr. Wolfgang Preißinger vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der LfL sprach anschließend zum Thema "Einsatz verschiedener Sojaprodukte in der Schweinefütterung: Möglichkeiten und Grenzen". Hierzu wurden bei der LfL Fütterungsversuche bei Schweinen mit verschiedenen Sojaprodukten durchgeführt. Aufgrund des hohen Fettgehalts von Sojabohnen ist die empfohlene Einsatzmenge begrenzt. Weitere einschränkende Faktoren sind z.B. Leistungseinbußen, schwankenden Qualität bei der Aufbereitung und hohe Kosten für Transport und Behandlung. Die praecaecale Aminosäureverdaulichkeit hängt dabei von Art und Intensität der Aufbereitung ab.

Demonstrationsflächen

Auf den Demonstrationsflächen wurden Mitte bis Ende April verschiedene Versuchsparzellen angelegt, die sich in drei Varianten unterteilen:

  • Variante 1: Sorten, Merlin, Abelina, Amandine, Sirelia, ES-Mentor
  • Variante 2: Anbautechnik, Einzelkornsaat im Vergleich zur Drillsaat, beides mit Sorte Meridian
  • Variante 3: Herbizidanwendung, 2 verschiedene Herbizidmischungen im Vergleich
In den Varianten 1 und 2 wurden im Mai sogenannte "Fraßfenster" in die Sojapflanzen geschnitten. Diese sollten sichtbar machen, welche Sorten sich nach einem Hasenfraß oder Hagelschaden besser erholen bzw. wie schnell die verschiedenen Sorten sich nach dem Schnitt verzweigen können. In der Herbizidvariante wurde außerdem ein Spritzfenster stehen gelassen, in dem deutlich wurde, wie wichtig die Herbizidanwendung aufgrund des großen Konkurrenzdrucks ist. Auch mit dem Einsatz der doppelten Spritzmenge ließ sich an einem Fenster erkennen, welche Schäden bzw. Stress die Anwendungen verursachen können. Interessiert diskutieren die Besucher gemeinsam mit den Feldbetreuern Julia Matzka, Jürgen Unsleber und Betriebsleiter Eugen Müller über die Anbauvarianten und eigenen Erfahrungen, die bereits gemacht wurden.
LKP-Logo
Bericht und Fotos, Julia Matzka, LKP
Förderung und Finanzierung
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen der BMEL Eiweißpflanzenstrategie. Ziel des bundesweiten Netzwerkes ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verarbeitung von Sojabohnen in Deutschland.
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