Feldtag Luzerne in Mittelfranken

Felderbegehung Feldtag Luzerne

Am 31. Mai 2016 veranstalteten die Bayerische Eiweißinitiative und das AELF Roth in Kooperation mit der Trocknungsgenossenschaft Windsbach einen Feldtag zur Luzerne in Mittelfranken. Der Luzerneanbau hat in Mittelfranken bayernweit den größten Flächenumfang. Ihr Anbau weitete sich im Jahr 2015 um 56 % gegenüber dem Vorjahr aus und stieg auf rund 4.800 Hektar. Diese positive Entwicklung kann der Anrechenbarkeit der Luzerne als Ökologische Vorrangfläche im Rahmen des Greening, den Fördermöglichkeiten über das KULAP sowie den positiven Eigenschaften der Luzerne zugeschrieben werden. Dank ihrer Fähigkeit zur Stickstofffixierung und ihrer tiefwurzelnden Pfahlwurzel hinterlässt die Luzerne einen hohen Vorfruchtwert und ist in der Lage, Wasservorräte aus tiefen Bodenschichten zu nutzen. Ihr hoher Eiweißgehalt ermöglicht es außerdem, Zukaufsfuttermittel einzusparen und Eiweißquellen heimisch zu erzeugen.

Besuch der Trocknungsgenossenschaft Windsbach eG

Der Vormittag des Feldtages begann mit der Besichtigung der Trocknungsgenossenschaft Windsbach. Simon Burkhard, der Geschäftsführer der Trocknung, leitete die Führung und gab interessante Einblicke in den Trocknungsprozess und die Arbeit der Trocknungsgenossenschaft. Neben der Verarbeitung von Luzerne werden u.a. auch Mais und Grasprodukte getrocknet und z.T. zu Cobs verarbeitet. Die Produktion von Luzerneballen macht das Hauptgeschäft der Trocknung aus. Etwa 350 ha Luzerne werden im Vertragsanbau von den Landwirten aus der Region für die Trocknung angebaut. Diese wird 3 Mal im Jahr geschnitten, wobei der zweite Aufwuchs erst nach dem Abblühen geerntet wird. Die Ernte wird in der Regel von der Trocknungsgenossenschaft übernommen.
Qualitätsparameter

Simon Burkhard erläuterte den Besuchern den Prozess der Heißlufttrocknung und die für die Trocknung entscheidenden Qualitätsparameter. Hierzu gehört eine gute Strukturwirksamkeit, die u.a. dadurch erreicht wird, dass der erste Schnitt nicht zu früh erfolgt. Ein weiterer Qualitätsparameter ist der Eiweißgehalt, der bei der Luzerne im Unterschied zum Kleegras nicht so stark mit dem Vegetationsstadium abfällt.Es wurde darauf hingewiesen, dass die Stickstofffixierleistung der Knöllchenbakterien erst bei höheren Bodentemperatur ihr volles Potential entfaltet. Somit kann der Eiweißgehalt des ersten Schnittes ein wenig gesteigert werden, wenn dieser nach einer Phase mit höheren Bodentemperaturen erfolgt. Im Unterschied zur Bodentrocknung, bewikt die Heißlufttrocknung eine sehr gute Konservierung der Nährstoffe und den Erhalt der satten grünen Farbe des Trockengutes. Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Gegensatz zur Bodentrocknung kein Abbau der Betacarotine durch die UV-Strahlung erfolgt. Außerdem bewirkt die Heißlufttrocknung den Anstieg des UDP-Gehaltes in der Luzerne auf bis zu 40 Prozent, was die Trocknungsprodukte zu sehr interessanten, heimischen und gentechnikfreien, Eiweißfuttermitteln für die Rinderfütterung macht. Aus Sicht der Trocknungsgenossenschaft hat auch die Sortenwahl Einfluss auf die Qualität der Trocknungsprodukte. Daher wird im Vertragsanbau die Verwendung der Sorten Daphne oder Plato vorgegeben, die sich durch eine hohe Standfestigkeit, Winterhärte (Daphne) und eine hohe Massebildung bei gleichzeitig stabilen Eiweißgehalten auszeichnen.

Luzerne-Felderbegehung

Während einer Felderbegehung an einem Luzernebestand informierte Irene Dziekan vom Fachzentrum für Pflanzenbau in Ansbach über pflanzenbauliche Aspekte der Luzerne. Es wurde die Sorte Daphne angebaut, die sich besonders durch ihre hohe Standfestigkeit, aber auch durch ihre Winterhärte ihre Massenbildung und ihre hohen Eiweißgehalte auszeichnet. Irene Dziekan betonte, wie wichtig die Lockerheit des Bodens für das Gedeihen der Luzerne ist. Pflugsohlenverdichtungen können sich in reduziertem Wachstum bemerkbar machen. Bei starker Verdichtung gelingt es der tiefwurzelnden Luzerne erst im zweiten Anbaujahr, diese Verdichtung zu durchbrechen und einen guten Masseaufwuchs zu zeigen. Diese Fähigkeit zur Bodenlockerung ist jedoch eine besondere Stärke der Luzerne, zur Bodenverbesserung beizutragen. Auch die Humusanreicherung durch die Luzerne und der gute Vorfruchtwert aufgrund der Stickstofffixierung machen die Luzerne zu einer interessanten Kultur.
Düngung

Es kann etwa mit einer Stickstofffixierleistung von 250 kg N und einer Humusanreicherung von 50 dt Trockenmasse gerechnet werden. Irene Dziekan empfiehlt daher in der Regel keine Stickstoffdüngung, höchstens jedoch 40 kg N im Ansaatjahr auf N-armen Böden zur Etablierung des Bestandes. Phosphordüngung ist bei der Luzerne insbesondere für die Versorgung der Knöllchenbakterien von Bedeutung. Zur Regulierung des Wasserhaushalts ist die Kaliumversorgung der Pflanze wichtig. Die Luzerne entzieht dem Boden hohe Mengen an Kalium (ca. 360 kg/ha bei einem Ertrag von 110 dt TM). Die Düngeempfehlung richtet sich v.a. nach der Gehaltsstufe des Bodens.

Saat und Unkrautbekämpfung

Die Saat kann entweder als Reinsaat oder mit einer Grünfutterdeckfrucht (Hafer) erfolgen. Der betrachtete Bestand wurde in Reinsaat gesät. Irene Dziekan empfiehlt das Anwalzen nach der Saat insbesondere bei der Reinsaat, um einen besseren Bodenkontakt herzustellen. Die empfohlene Saatstärke liegt bei 25 bis 30 kg/ha. Da in der Luzerne nur sehr wenige Herbizide zugelassen sind, betont Frau Dziekan die Bedeutung der Saatbeetbereitung zur Unkrautunterdrückung. Bei hohem Unkrautdruck kann im Herbst ein Schröpfschnitt durchgeführt werden, der jedoch recht hoch (mind. 12 - 15 cm) und nicht zu spät (Ende September, Anfang Oktober) geschehen sollte, um die Luzerne nicht zu sehr zu schwächen.

Luzerne in der Milchviehfütterung

Zum Ende des Feldtages gab Christian Scheuerlein einen detaillierten Einblick in die Fütterung seiner rund 90 ökologisch gehaltenen Milchkühe. In seiner Ration kommen neben Grassilage, Maissilage, Hafer, Triticale und Körnermais auch 0,8 kg heißluftgetrocknete Luzernecobs, 2,5 kg Luzerneheu und 1 kg heißluftgetrocknetes Wiesenheu zum Einsatz. Für Herrn Scheuerlein sind Trocknungsprodukte eine ideale und günstige Möglichkeit zur Bereitstellung von Futtereiweiß im Biobereich, in dem keine Extraktionsschrote zugelassen sind. Durch die durch den Trocknungsprozess erhöhten UDP-Gehalte von etwa 40 % wird es möglich, den UDP-Gehalt der Gesamtration deutlich zu erhöhen und so die Eiweißversorgung der Milchkühe zu verbessern und die Fütterungseffizienz zu steigern. Christian Scheuerlein weist darauf hin, dass auch die besondere Schmackhaftigkeit der Ration durch den hohen Anteil heißluftgetrockneter Grasprodukte zur guten Leistung seiner Herde beitragen. Darüber hinaus verweist er darauf, dass Luzerne in Rinderrationen zu einer Steigerung der Futteraufnahme um bis zu 1 kg pro Tag beitragen kann. Der Feldtag endete mit einer Besichtigung des Stalls, der Fütterungsanlage und des Melkroboters des Betriebs.

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