Pressemitteilung – 14. September 2016,
Alm- und Bergerlebnis zieht Besucher auf die Roßfeldalm - LfL stellt das Almweidekonzept vor
Die Biosphärenregion Berchtesgadener Land hatte zu einem Alm- und Bergerlebnis am Roßfeld eingeladen um Wanderer sowie Besucher mit Aktionen und Führungen für die Region zu begeistern – mit vollem Erfolg. Zentrales Element ist die Beweidung der Almen und Alpen, sie sichert die von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft in den Bergen. Ohne Weidetiere verbuscht die Landschaft und der Wald verdrängt die offenen Bergflächen. Die offene Landschaft dieser einmaligen Alm- und Bergweiden zieht Touristen und Wanderer an und die Offenhaltung der Wiesen durch Weidetiere wird durch staatliche Fördermaßnahmen unterstützt. Mussten in früheren Jahrhunderten die Weideflächen mittels Weideregeln und -rechten vor einer Übernutzung geschützt werden, so ist seit einigen Jahrzehnten auf vielen Almen/Alpen das Gegenteil zu beobachten. Auf solchen Flächen gewinnt beispielsweise der gefürchtete Bürstling (Borstgras) die Oberhand, die Weiden verunkrauten und junge Bäume breiten sich aus. Diese Entwicklungen laufen langsam über Jahrzehnte ab und werden daher oft erst zu spät wahrgenommen.
Das Interesse der Besucher am Almleben und der nachhaltigen Tierhaltung auf den Weiden war groß. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) stellte das Almweideprojekt vor, das sich mit den geänderten Bedingungen der Alm- und Alpwirtschaft befasst und diese den Almbauern vor Augen führt. Der allgemeine Klimawandel ist auch in Bergregionen spürbar, im Alpenraum werden die Sommerniederschläge mehr und die Winter trockener. Diese Kombination führt dazu, dass die Futtererträge in den Höhenlagen zunehmen. Dies bedeutet für die Almbewirtschaftung, dass im Vergleich zu den 60ziger Jahren des letzten Jahrhunderts deutlich mehr Futter und dieses vor allem auch früher zur Verfügung steht.
Als zweiter Aspekt des Klimawandels wirkt die Verschiebung der sogenannten phänologischen Jahreszeiten. Dabei werden Naturerscheinungen wie Blüte, Reife und Blattveränderung verschiedener Baum bzw. Straucharten zur Beschreibung der Jahreszeiten dokumentiert. Der Frühling beginnt um ca. 2 – 3 Wochen früher, ebenso kann ein früherer Sommerbeginn, gemessen an der Holunderblüte, nachgewiesen werden. Der Spätsommer hingegen verkürzt sich, d.h. es erfolgt ein direkter Übergang vom Hochsommer in den Frühherbst.
Für den Almbauern bedeutet dies, dass auf den Almen/Alpen heutzutage das Graswachstum um etwa drei Wochen früher einsetzt als in den 1960ger Jahren. Auf vielen Almen/Alpen ist der Almauftrieb seit Jahrhunderten festgelegt und erfolgt traditionell an bestimmten Tagen. Heute finden die Weidetiere beim Auftrieb bereits einen entsprechenden höheren Weidebestand als in früheren Jahrzehnten vor. Auf den Almen steht somit bei gleichbleibender Weidefläche mehr Futter zur Verfügung. Beide Entwicklungen erfordern einen früheren Weidebeginn je nach Vegetation und mehr Weidetiere. Letztendlich muss sich die Almwirtschaft aufgrund des Klimawandels im Sinne des aktiven Umweltschutzes verändern. In dem vorgestellten LfL-Projekt konnten die positiven Auswirkungen einer entsprechend angepassten Almwirtschaft auf die Weidequalität nachgewiesen werden. Durch solche Maßnahmen wird das Kulturgut Almen und Alpen für die Zukunft erhalten.
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.