Pressemitteilung - 01. Dezember 2016
Zuchtfortschritt beschleunigen: Bayern schließt Umstellung auf Genomische Zuchtwertschätzung beim Schwein ab

Weniger als ein Jahr nach der Einführung des ersten genomischen Zuchtwertschätzverfahrens für die Rasse Piétrain und nur sechs Monate nach der Umstellung der genomischen Zuchtwertschätzung Piétrain auf das Ein-Schritt-Verfahren, stellt Bayern zum 1. Dezember 2016 die Zuchtwertschätzung für die Deutsche Landrasse auf das Ein-Schritt-Verfahren um. Das Ein-Schritt-Verfahren ist die derzeit höchste Entwicklungsstufe der genomischen Zuchtwertschätzung. Sie liefert genomisch optimierte Zuchtwerte für alle Zuchttiere und erfordert im Gegensatz zu anderen Methoden keinerlei Kom-promisse in der Datenaufbereitung und Modellierung. Die normalerweise erst spät feststellbare Zuchtleistung kann mit dem neuen Verfahren bereits bei Jungtieren so sicher festgestellt werden wie bei einer Sau mit zwei Würfen. Im Bereich der Mastleistung, des Schlachtkörperwerts und der Fleischqualität lassen sich Sicherheiten erzielen, die der Prüfung von ca. 3 Nachkommen entsprechen.

Die Wissenschaftler der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) haben in Zusammenarbeit mit Forschern der Technischen Universität München und dem Tierzuchtforschung e.V. in Grub intensiv an der Praxisreife des neuen Verfahrens gearbeitet. Insgesamt wurden über 2.500 Tiere genotypisiert und zahlreiche Untersuchungen zur Optimierung der Modelle durchgeführt. Bei der genomischen Zuchtwertschätzung in Bayern werden die Auswirkungen von rund 60.000 Genvarianten auf 15 Merkmale simultan geschätzt. Sie berücksichtigt sowohl klassische Leistungsmerkmale, als auch Fruchtbarkeit, Fleischqualität und Langlebigkeit. Speziell das Ziel Langlebigkeit ist immer wieder Thema für Diskussionen mit den Verbrauchern, die sich unter dem Oberbegriff Tierwohl gegen hohe Remontie-rungsraten aussprechen. Das Zuchtziel geht in Richtung fruchtbarer Sauen mit geringen Ferkelverlusten, die bei einer langen Nutzungsdauer Mastferkel mit perfekter Eignung für den bayerischen Markt erzeugen. Um den Zuchtfortschritt bei Mutterrassen weiter zu beschleunigen, ist die genomische Selektion besonders geeignet.

Die erheblichen Kosten für die Durchführung der Genotypisierungen und der Fortschreibung der Lernstichprobe werden in Bayern gemeinschaftlich von der Erzeugergemeinschaft für Zucht- und Hybridschweine in Bayern w.V. (EGZH) und den bayerischen Besamungsorganisationen finanziert. Der Beirat der EGZH hat die Einführung des neuen Verfahrens begrüßt und wichtige Beschlüsse gefasst, die garantieren, dass alle Züchter zu günstigen Konditionen an dem Verfahren teilnehmen können. Die Beschlüsse stellen auch sicher, dass die Abstammungssicherheit bayerischer Zuchtschweine weit über das international übliche Niveau hinaus gesteigert wird. Die Forschungsarbeiten wurden von den bayerischen Zucht- und Besamungsorganisationen sowie vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstützt.