Forschungsprogramm des Bundes, Bayerns und Baden-Württembergs
Der Westliche Maiswurzelbohrer in Bayern - Ökonomische Auswirkungen

Maiswurzelbohrer auf Maisblatt

Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera LeConte) zählt zu den bedeutendsten Maisschädlingen weltweit.

In der Europäischen Union (EU) wurde nach dem erstmaligen Auftreten des Käfers Anfang der 1990er Jahre der Schädling mit einem Quarantänestatus belegt, um eine Etablierung und Ausbreitung möglichst zu unterbinden. Gesetzliche Regelungen greifen in Form von Eindämmungsmaßnahmen. An der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) werden unterschiedliche Maßnahmen zur Eindämmung des Westlichen Maiswurzelbohrers hinsichtlich ihrer ökonomischen Auswirkungen im Einzelbetrieb sowie im Sektor Landwirtschaft betrachtet.

Ziele

Seit dem Auftreten des Westlichen Maiswurzelbohrers in Europa wurde von der Europäischen Union ein Maßnahmenpaket für die Ausrottung und Eindämmung des weltweit bedeutendsten Maisschädlings verabschiedet (2003/766/EG, 2006/564/EG und 2008/644/EG). Da der Maiswurzelbohrer ein Fruchtfolgeschädling ist, ist das Vermeiden von Maismonokulturen durch Praktizieren von Fruchtfolgen die wirksamste Maßnahme, die Abundanz des Käfers gering zu halten sowie ökonomische Schäden durch Ertragsausfälle zu vermeiden.
In Bayern trat der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) zum ersten Mal 2007 auf. Er breitet sich seitdem kontinuierlich Richtung Norden aus.

Die ökonomischen Auswirkungen unterschiedlicher Maßnahmen zur Eindämmung des Westlichen Maiswurzelbohrers sollen im Rahmen des Projekts bewertet werden. Außerdem sollen die Kosten von Eindämmungsmaßnahmen mit zu erwartenden Schäden bei einer weiteren Ausbreitung des Schädlings verglichen werden. Für politische Entscheidungen zum weiteren Umgang mit dem Westlichen Maiswurzelbohrer bilden die Ergebnisse des Projekts eine wichtige Grundlage.

Methoden

Die Auswahl von Untersuchungsregionen und typischen Betriebe erfolgt auf Basis von InVeKoS-Daten und ergänzenden Expertenbefragungen. Neun Betriebe werden ausgewählt, um mittels einer erweiterten Deckungsbeitragsrechnung unterschiedliche Anpassungsmaßnahmen zu bewerten. Die Datenerhebung erfolgt mittels einer Betriebszweiganalyse (BZA) auf Grundlage von Buchführungsdaten und einer Befragung der Landwirte. Eine Break-Even-Analyse zeigt jeweils auf, ab welchem Zeitpunkt die Schäden durch den Maiswurzelbohrer die Vermeidungskosten übersteigen.
In weiteren 50 Betrieben wird eine qualitative Befragung in Form eines Leitfadeninterviews durchgeführt, um die einzelbetrieblichen Konsequenzen von Anpassungsmaßnahmen sowie deren Akzeptanz bei den Landwirten zu ermitteln. In einer Kosten-Nutzen-Betrachtung werden den Kosten der Eindämmungsmaßnahmen zu erwartende Schäden bei einer weiteren Ausbreitung des Schädlings gegenübergestellt.

Ergebnisse

Aus den Ergebnissen der durchgeführten Kalkulationen, Befragungen und Strukturanalysen lässt sich folgern, dass notwendige Anpassungsmaßnahmen bei Auftreten des Westlichen Maiswurzelbohrers nur in einzelnen Betrieben bzw. in sehr begrenzten Regionen zu größeren Bewirtschaftungseinschränkungen führen. Grund dafür ist, dass selbst in Gebieten mit hohem regionalen Maisanteil Betriebe mit Mais auf über 67 % ihrer Ackerfläche relativ selten sind. Nur in einer von fünf untersuchten Regionen ist der Prozentsatz an Betrieben mit einem sehr hohen betrieblichen Maisanteil überdurchschnittlich hoch.
Die Kosten der Anpassungsmaßnahmen sind von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Faktoren für deren Höhe sind unter anderem der vorherrschende Betriebszweig, die Verwertung der Ernte als Verkaufsfrucht, Futter oder Biogassubstrat, die Standortverhältnisse sowie regional bedingte Besonderheiten. Es können aber auch innerhalb eines Betriebes deutliche Unterschiede in den auftretenden Kosten festgestellt werden. Diese Differenzen sind zum einen abhängig von der gewählten Handlungsalternative, zum anderen flächenabhängig in Verbindung mit der Standortqualität einzelner Feldstücke.

Obgleich von Betrieb zu Betrieb und von Schlag zu Schlag Unterschiede in den einzelbetrieblichen Ergebnissen auszumachen sind, lassen sich Verallgemeinerungen ableiten:

  • Marktfruchtbetriebe sind durch die Umstellung mit relativ niedrigen Kosten belastet. Der Anbau von Alternativkulturen und deren Vermarktung ist in der Regel verhältnismäßig wettbewerbsstark. Eine bevorzugte Option ist der Anbau von Winterweizen.
  • Schweinemastbetriebe, die nicht ihren gesamten produzierten Mais als Futter benötigen bzw. fehlenden Körnermais zukaufen können, werden durch die erforderlichen Umstellungen weniger stark tangiert.
  • Für Futterbaubetriebe und Betriebe mit Biogasanlagen fallen die Nachteile der Eindämmungsmaßnahmen deutlich höher aus. Generell verwerten diese Betriebe den produzierten Silomais überwiegend innerbetrieblich. Sie sind im Gegensatz zu Marktfruchtbetrieben nicht so leicht in der Lage, Silomais durch alternative Kulturen zu ersetzen, ohne eine weitere betriebliche Umstrukturierung, z. B. in der Rationsgestaltung, vorzunehmen.
  • Ein Zukauf von Silomais ist durch den immer schärfer werdenden Wettbewerb oft nur noch mit relativ hohen bzw. kaum kalkulierbaren Kosten verbunden.
  • Die zusätzlich anfallende Mehrarbeit ist ein weiterer gravierender Faktor. Sie macht sich besonders stark in Betrieben mit Silomaisanbau bemerkbar, da das Ersetzen des arbeitsextensiven Silomaises durch Alternativen wie Kleegras in der Regel einen fast doppelt so hohen Arbeitsaufwand verursacht.

Publikationen

Externe Informationen

Projektinformation
Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers. Einzelbetriebliche Auswirkungen von Ausrottungs- und Eingrenzungsmaßnahmen zur Befallsreduzierung unter Berücksichtigung verschiedener Anpassungsmaßnahmen
Projektleiter: Dr. Robert Schätzl
Bearbeiterin: Katrin Köhler
Laufzeit: 2009 - 2012
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Das Projekt ist Teil des Forschungsprogrammes des Bundes und der Länder Bayern und Baden-Württemberg zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers (Diabrotica virgifera virgifera LeConte) und zur Erarbeitung wissenschaftlicher Empfehlungen für Eingrenzungsmaßnahmen.
Förderkennzeichen: A/09/01

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