Forschungs- und Innovationsprojekt
Untersuchungen zur Erblichkeit des Swine Inflammation and Necrosis Syndrome (HeriSINS)

Zehn Ferkel saugen an der liegenden Muttersau.

Im Projekt HeriSINS soll der erbliche Hintergrund der Merkmale des Swine Inflammation and Necrosis Syndrome (SINS) aufgeklärt werden. Das soll die Einbeziehung von SINS-Merkmalen in die Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung und das Zuchtziel ermöglichen.

Ziele und Motivation

Schwanzbeißen und Schwanzlängenverluste sind ein ernsthaftes Problem in der Schweine­haltung. SINS wird mit dem sogenannten sekundären Schwanzbeißen in Verbindung gebracht. Die Hypothese lautet, dass durch die Minder­durchblutung des Schwanz- und Ohrgewebes ein Juckreiz entsteht, der eine Duldung des Verbeißens durch andere Schweine zur Folge hat. Da es sich bei SINS um ein komplexes Entzündungs­geschehen handelt, das den ganzen Körper mit einbezieht, muss man davon ausgehen, dass durch SINS das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigt ist. Aus bisherigen Untersuchungen ergaben sich Hinweise auf eine erbliche Komponente. Falls sich die Relevanz von SINS für das Auftreten von Biss­verletzungen bestätigt, wird durch die Züchtung gegen SINS ein bedeutsames Praxis­problem erheblich vermindert.

Folgende Fragen sollen durch das Projekt beantwortet werden:

  • Wie hoch ist die Erblichkeit von SINS?
  • Wie hoch ist die Erblichkeit von Schwanzverletzungen durch Beißen an Langschwanztieren?
  • Wie entwickelt sich SINS mit zunehmendem Alter an ein und denselben Tieren?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen SINS in der frühen Jugend und Schwanzverletzungen durch Beißen in Aufzucht und Mast?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen SINS und Wachstums- sowie Qualitätsmerkmalen?

Methode

Ein Mann hält ein Ferkel in den Händen, während ein zweiter Mann ein Eingabegerät bedient.

Projektmitarbeiter bei der Bonitur eines Saugferkels

Im Projekt HeriSINS wird ein klassischer quantitativ-genetischer Ansatz zur Schätzung von Varianz­komponenten verwendet. Eine Grundvoraussetzung für solche Untersuchungen ist die Kenntnis der Abstammung der phänotypisierten Tiere. Die Basiszuchtbetriebe der Bayerischen Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybridschweine (EGZH) und 16 Kooperationsbetriebe der bayerischen Besamungs­organisationen Bayern-Genetik und Besamungsverein Neustadt an der Aisch sind in das Projekt einbezogen. Diese Betriebe werden in ihrem Produktions­rhythmus regelmäßig zeitnah zu den Abferkel­terminen besucht und die SINS-Merkmale an Schwänzen, Ohren, Klauen und Zitzen bei den Saugferkeln erstmalig bewertet. Dabei wird durch die Einbeziehung aller Ferkel im Wurf eine sehr breite Daten­basis geschaffen.
Die für die Stationsprüfung in den beiden Leistungsprüfanstalten Grub und Schwarzenau ausgewählten Tiere werden dann bei der Ankunft in der Quarantäne erneut bewertet und es findet eine erste Bonitur auf Bissverletzungen statt. Weitere Boniturzeitpunkte sind drei Wochen und sechs Wochen nach Einstallen in die Ferkelaufzucht. Etwa eine Woche nach der Umstallung aus der Quarantäne in die Prüfstation sowie in der Endmastphase werden weitere Bonituren durchgeführt. Neben den SINS-Merkmalen und den Schwanzbonituren wird das gesamte Spektrum an Leistungs- und Qualitäts­merkmalen erhoben.
Insgesamt werden über einen Zeitraum von 2,5 Jahren etwa 12.500 Prüftiere wiederholt und bis zu 100.000 Wurf­geschwister einmalig bewertet werden. Es werden ca. 600 Väter aller Rassen in diesem Material vertreten sein, so dass auch niedrige Erblichkeiten sowie die genetischen Korrelationen zu Leistungs- und Qualitäts­merkmalen mit ausreichender Genauigkeit geschätzt werden können.

Ergebnisse

Erste Ergebnisse der quantitativ-genetischen Analyse der SINS-Merkmale sollen Anfang des Jahres 2024 vorliegen.

Projektinformationen

Projektleitung: Dr. Jörg Dodenhoff
Projektbearbeiterin: Dr. Dorothea Lösel
Laufzeit: 01.07.2022 bis 31.12.2025
Projektpartner:
Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybrid­schweine w. V. (EGZH),
Bayern-Genetik GmbH,
Besamungsverein Neustadt an der Aisch e.V.
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/21/18