Pressemitteilung – 15. Juni 2023, Freising
Landwirtschaft der Zukunft

Wie wird sie aussehen, die Landwirtschaft der Zukunft? Welche zentralen Herausforderungen bestehen an sie aktuell? Und welche Weichenstellungen sind jetzt vonnöten, wenn man die nächsten zehn Jahre betrachtet? Um diese drängend wichtigen Fragen zu diskutieren, versammelten sich Fachleute aus Wissenschaft und Praxis zum „ZukunftsKongress“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der anlässlich des 20jährigen Jubiläums der praxisorientierten Forschungsinstitution am Donnerstag in Freising stattfand.

Es stehen vier Menschen nebeneinander, hinter ihnen befindet sich ein Auditorium. Die Personen sind:Die Landwirte Florian Doll, Verena Hußmann, Peter Oberhofer und LfL-Präsident Stephan SedlmayerZoombild vorhanden

Forschung und Praxis - ein gutes Gespann: Die Landwirte Florian Doll, Verena Hußmann, Peter Oberhofer und LfL-Präsident Stephan Sedlmayer. (v. li., Foto: B. Gleixner)

Dass Forschung und Praxis an der LfL eng verzahnt sind, ist ein großer Vorteil. LfL-Forschungsprojekte versuchen Wege aufzuzeigen, wie mit großen Herausforderungen unserer Zeit umgegangen werden kann. Grundlegende Themen sind die klimatischen Veränderungen, der Erhalt der Biodiversität, der Bodenschutz, die Reduzierung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, die Vermeidung von Treibhausgasen und natürlich das Tierwohl und die Förderung der ökologischen Landwirtschaft.

Rund 200 interessierte und diskussionsfreudige Teilnehmer waren nach Freising gekommen und wurden von Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL herzlich begrüßt. Mit einer brillianten, verbalen Keynote „Können wir Zukunft?“ leitete DLG-Präsident Hubertus Paetow über zu ein paar Worten, die der ehemalige bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner ans Publikum richtete.



Praxiskonzepte „So wird Zukunft greifbar“

Das Mikro übernahmen dann zwei Landwirte und eine Landwirtin, die aus der Praxis über ihre Erfahrungen mit LfL-Forschungsprojekten berichteten.
Die drei vorgestellten Projekte stehen exemplarisch für die vielfältige Forschung und Praxis der LfL.

Soziale Muttersauen
Florian Doll, ein engagierter Biobauer bewirtschaftet Äcker, hat Schafe, Schweine und Geflügel und „lebt“ mit seiner Schweinezucht das LfL-Projekt „Funktionale Merkmale ferkelführender Sauen – ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremoontierung“. Er berichtete über die erfolgreiche Genomisierung von sozialen Mutterschweinen.

Gesunde und robuste Rinder
Fleckvieh ist die leistungsstärkste Doppelnutzungsrasse der Welt. Landwirtin Verena Hußman ist beim LfL-Projekt „Gesundheit und Robustheit für mehr Tierwohl“ (FleQS)“ eine Pionierin der ersten Stunde. Sie sammelt seit 2019 Gesundheitsdaten genomisch untersuchter Kühe – was den Kern des Projektes FleQS-GuR bildet. Durch die systematische Zusammenarbeit mit rund 1000 Betrieben, die Gesundheitsdaten sammeln und an die zentrale Datenbank übermitteln, kann die LfL Züchtern und Züchterinnen wie der Bäuerin Hußmann das Handwerkszeug für die züchterische Verbesserung zur Verfügung stellen.
Ein großer Meilenstein der Gentypisierung (genomische Untersuchung anhand einer Ohrstanzprobe) des Projektes FleQS war die Einführung der genomischen Zuch-werte für die Eutergesundheit (Mastitis) und Fruchtbarkeit (Störungen bzw. Zysten). Aktuell liegt der Schwerpunkt auf der Erfassung der Klauenpflegedaten.

Heimische Eiweißfuttermittel und intakte Kreislaufwirtschaft
Der familiengeführte Milchviehbetreib Oberhofer beteiligt sich am Projekt „Demonet-KleeLuzPlus: Luzerne für Milchvieh – aus eigener Trocknung“. Auf den Futtertisch von Peter Oberhofers Kühen kommt heimisches Eiweißfutter: Klein- und großkörnige Leguminosen reduzieren den Futterzukauf von importiertem Eiweiß und haben gleichzeitig den Vorteil von Schmackhaftigkeit und Struktur in der Ration. Die hofei-gene Biogasanlage wird mit Gülle und Mist gefüttert; der Gärrest dient als wertvoller Dünger und die Abwärme wird als Strom vermarktet und gleichzeitig als Heizung für die Betriebsgebäude genutzt. Da die Luzerne auf dem Hof und nicht dem Feld trocknet, reduzieren sich zudem etwaige Bröckelverluste und das proteinreiche Blatt landet im Futter anstatt auf dem Acker zu verbleiben.


Science Slam-Finale
Die zahlreichen Teilnehmer am ZukunftsKongress der Landesanstalt für Landwirtschaft hatten nach den Erfahrungsberichten die Möglichkeit, einen Science Slam zwischen vier Siegeranwärtern zu verfolgen, die sich bereits außerhalb des ZukunftsKongresses qualifiziert hatten. Nicht trockene Wissensvermittlung zu Regenwurm & Co stand hier im Mittelpunkt, sondern Wissenschaft, humorvoll und überraschend verpackt.

Panels
In drei thematisch unterschiedlich angelegten Panels erhielten die Besucher abschließend die Möglichkeit, workshopartig zu drei unterschiedlichen Themen zusammenzuarbeiten: Es ging jeweils um Klimawandel, Regionalität und Kreislaufwirtschaft sowie Biodiversität und Pflanzenschutz.



Weitere Informationen

Es stehen vier Menschen nebeneinander, hinter ihnen befindet sich ein Auditorium. Die Personen sind:Die Landwirte Florian Doll, Verena Hußmann, Peter Oberhofer und LfL-Präsident Stephan Sedlmayer

Forschung und Praxis - ein gutes Gespann: Die Landwirte Florian Doll, Verena Hußmann, Peter Oberhofer und LfL-Präsident Stephan Sedlmayer. (v. li., Foto: B. Gleixner)

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Beim ZukunftsKongress der LfL sitzen viele Menschen in einer Halle, fast alle tragen Anzug  und applaudieren.

Auf dem ZukunftsKongress der LfL versammelte sich ein interessiertes Auditorium. (Foto: B. Gleixner)

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Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL. steht am Rednerpult

LfL-Präsident Stephan Sedlmayer stellt sich den Herausforderungen der Landwirtschaft der Zukunft. (Foto: B. Gleixner)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.