R – Faktor der Regenerosivität

Der R-Faktor ist ein Maß für die Erosivität von Niederschlägen, also die Fähigkeit von Regentropfen Bodenteilchen durch ihre Aufprallenergie („Splash“) von der Bodenoberfläche abzulösen, Oberflächenabfluss zu erzeugen und die abgelösten Teilchen abzuschwemmen. Abhängig ist die Erosivität der Niederschläge von der Intensität und Dauer von Regenereignissen. In der ABAG kennzeichnet der R-Faktor die durchschnittliche jährliche Erosivität, gemittelt über einen langjährigen Zeitraum. Für den Erosionsatlas wurde ein langjähriger Zeitraum um das Zentraljahr 2025 gewählt.

Neuberechnung der R-Faktoren auf Grundlage von hochaufgelösten Radardaten
Während in den 1970er Jahren noch Niederschlagsdaten von Ombrometerstationen des DWD verwendet wurden, um den R-Faktor zu berechnen (Rogler & Schwertmann, 1981), basiert die Berechnung heute auf Radardaten mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung. In der Forschungsarbeit von Fischer et al. (2019) wurden in Zusammenarbeit von TUM, LfL und DWD Radardaten der Jahre 2001 bis 2017 nach erosiven Niederschlägen ausgewertet, um die R-Faktoren deutschlandweit neu zu berechnen.
Anstieg der R-Faktoren seit den 1970er Jahren
Die Neuberechnung der R-Faktoren hat gezeigt, dass die Erosivität von Niederschlägen aufgrund des Klimawandels seit den 1970er Jahren zugenommen hat und in Zukunft weiter zunehmen wird (Auerswald et al., 2019b, DWD, 2023: Aktualisierung des Zentraljahrs). Ein Vergleich der R-Faktoren der 1970er Jahre (Rogler & Schwertmann, 1981) mit den aktuellen R-Faktoren zeigt eine Zunahme um ca. 50% bis Anfang der 2000er Jahre und eine Verdoppelung (Zunahme um 100%) bis 2025 für den Bereich der ackerbaulich genutzten Regionen Bayerns. So lag der Mittelwert der R-Faktoren von Ackerflächen in Bayern in den 70er Jahren bei 66, 2009 bei 100 und für das Zentraljahr 2025 bei 129 N/(h*a). Durch die Wahl des etwa 10jährigen Zeitraums (2020 bis 2030) um das Zentraljahr 2025 behalten die Erosionsberechnungen des Erosionsatlas ihre Gültigkeit auch für die kommenden Jahre, ohne vom Trend der zunehmenden Regenerosivitäten zu schnell eingeholt zu werden.
Übersichtskarte R-Faktor
Die Regenerosivität ist besonders bei konvektiven Starkregen groß. Solche Regen entstehen wegen der labileren Luftmassenschichtung besonders leicht in Gebirgen und im Anstieg der Gebirge. Daher zeichnet die R-Faktor-Karte deutlich die Alpen, das Alpenvorland und die Mittelgebirge wie Bayerischer Wald, Oberpfälzer Wald, Spessart und Rhön nach. Sogar der Steigerwald ist zu erkennen. Die Werte liegen zwischen 75 und 585 N/(ha*a), was bedeutet, dass die Erosionsgefährdung in den verschiedenen Gebieten sich allein durch den Regen um ca. den Faktor 8 unterscheidet. Innerhalb der ackerbaulich relevanten Gebiete beträgt der Unterschied nur Faktor 4. Besonders groß ist die Regenerosivität in den Ackerbauregionen des Vorderen Bayerischen Waldes und im Moränengürtel des Alpenvorlandes. Unter sonst gleichen Bedingungen sind dort daher vierfach stärkere Anstrengungen zur Minderung der Bodenerosion notwendig als in Gäulagen Unterfrankens, wo der R-Faktor am niedrigsten ist.
Die Karte zeigt den Anstieg des R-Faktor je Gemeinde von Nord- nach Südbayern. Als farblichen Gradienten von Gelb nach Blau

Niederschlagserosivität (R-Faktor) in Bayern, bezogen auf das Zentraljahr 2025