Veranstaltung: Monitoring, Maßnahmenwerkstätten & Ausblick in die FInAL-Projektphase III
Inhalte des Abends
Am 17. November 2025 lud das FInAL-Team die beteiligten Landwirte aus dem Landschaftslabor und der Referenzlandschaft im Rottal zu einem Austausch mit den FInAL-Wissenschaftlern am LfL-Standort in Kleeberg, Ruhstorf ein. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die bisherigen Ergebnisse des umfassenden Monitorings in beiden Landschaften sowie die von der LfL durchgeführten Versuche in den Maßnahmenwerkstätten vorgestellt. Darüber hinaus bot das Treffen einen Rückblick auf die zweite Projektphase und einen Ausblick auf die kommende dritte Phase des FInAL-Projekts.
Die Honig-Bienen (Apis mellifera)
Im Rahmen des FInAL-Begleitmonitorings untersucht Richard Odemer vom Julius-Kühn-Institut (JKI) die Honigbienen. An jedem Standort sind dauerhaft sechs Völker etabliert, deren Nektar- und Pollenproben regelmäßig entnommen werden. Diese dienen sowohl der Bewertung von Nahrungsverfügbarkeiten und -qualitäten als auch der Analyse von Rückständen, etwa Pflanzenschutzmitteln. Dabei wird dokumentiert, welche Trachtpflanzen vorkommen und wie sich die Populationen entwickeln. Das bewährte Verfahren soll voraussichtlich auch in der dritten Projektphase fortgeführt werden.
Maßnahmenwerkstätten im Landschaftslabor
Alexander Rechl vom Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau (IAB) der LfL stellte im Rahmen des FInAL-Projekts Ergebnisse aus den Maßnahmenwerkstätten vor. Themen waren Zwischenfrüchte, Insekten-Bestandsaufnahmen und Mais-Untersaaten. Bei den Zwischenfrüchten wurden verschiedene Etablierungsverfahren sowie vier Mischungen getestet. Artenreiche Mischungen und intensivere Bodenbearbeitung führten zu höheren Trockenmassen und tendenziell mehr Insektenarten. Die Mais-Untersaaten zeigten, dass eine Etablierung ohne Konkurrenz zum Mais schwierig ist. Es gilt weitere Ansätze zur Optimierung für die Fruchtfolge und die insektenfördernden Wirkungen noch zu erproben.
Schweb-Fliegen (Syrphidae)
Adrian Jaich vom Julius-Kühn-Institut (JKI) berichtete über den Einsatz von Metabarcoding zur Analyse von Schwebfliegenmägen und Pollen. Dabei werden Mischproben mithilfe von DNA-Barcodes zu Artenlisten verarbeitet, in Kooperation mit Projektpartnern. Die Freilandarbeit umfasst Farbschalen, Kescherfänge und die Bestimmung blühender Pflanzen. Aus den Mägen der Schwebfliegen lassen sich Pollen und Eier identifizieren. Insgesamt wurden 206 Pflanzenarten für die Region erfasst, darunter auch die Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum).
Umfrage zur insektenschonenden Bewirtschaftung
Nach einer Einführung zum Thema Gewässerrandstreifen durch Johannes Burmeister (LfL) füllten die Landwirte Fragebögen zur Nutzung und Bewirtschaftung von Gewässerrandstreifen aus. Erfasst wurden unter anderem die Anlage, Pflege und Verwertung des Aufwuchses, etwa durch Verfütterung, Biogas oder Kompostierung. Auch die Bereitschaft zur Schaffung neuer Streifen und überbetrieblicher Pflegeoptionen wurde abgefragt ebenso wie Aspekte zur Förderung wildlebender Arten und zum Arbeitsaufwand. Die Ergebnisse helfen, Gewässerrandstreifen ökologisch zu stärken und die landwirtschaftliche Praxis umweltfreundlich weiterzuentwickeln. Die Beteiligung der Landwirte ist entscheidend für den Gewässerschutz.
Wildbienen (Apidae) in der Landschaft
Bastian Häfer vom Thünen-Institut (vTI) präsentierte Zwischenergebnisse zum Begleitmonitoring von Wildbienen und der Samenprädation. Das Monitoringkonzept begleitet die Transformation der Landschaft durch insektenfreundliche Maßnahmen, insbesondere durch Diversifizierung des Anbaus und Anpassungen im Maisanbau mit Erosionsschutz. Positive Unterschiede für Insekten sind meist erst mittelfristig erkennbar. Welche Maßnahmen umgesetzt werden, hängt dabei stark vom Co-Design-Prozess ab. Fragen zur Methodik und zur Bewertung der Ergebnisse wurden intensiv diskutiert.
Rückblick & Vorschau: FInAL-Projektphasen II & III
Im Rottal engagieren sich 31 Landwirte im Landschaftslabor und im Referenzlabor des FInAL-Projekts. Sie stellen Flächen für das Monitoring bereit und setzen auf 138 Flächen mit insgesamt 248 Hektar insektenfördernde Maßnahmen um. Besonders verbreitet sind artenreiche Zwischenfrüchte, Blühflächen sowie Gewässerrand- und Erosionsschutzstreifen. Auch Silphie, Untersaaten, reduzierte Bodenbearbeitung und Altgrasstreifen tragen zur Vielfalt bei. Gefunden wurden zudem eine neue Regenwurmart und eine seltene Sandbiene. Mit Blick auf Phase III soll das Co-Design fortgeführt und der Maßnahmenkatalog flexibel bleiben. Ein großer Dank gilt den beteiligten Landwirten.
Dialog zwischen Naturschutz und Landwirtschaft
Die Delegation aus Vertretern des Naturschutzes und der Landwirtschaft der Bereiche 5 und 6 der Regierung von Niederbayern sowie einige Kollegen der LfL folgten interessiert der Vorstellung des bundesweiten Projekts "Förderung von Insekten in Agrarlandschaften", kurz FInAL.
Die LfL ist dabei einer von fünf Verbundpartnern.
"Es war ein gelungener Austausch hinsichtlich der Belange der Landwirtschaft und des Naturschutzes. Das Projekt FInAL mit dem Ansatz des Landschaftslabors bietet vielversprechende Ansätze. Hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit den Praktikern vor Ort", fasst Dr. Seefelder den Besuch der Vertreter der Regierung von Niederbayern am 16. Juli an der LfL in Ruhstorf zusammen.
Entwicklung innovativer, insektenfreundlicher Maßnahmen in der Praxis
Das Ziel des Projekts ist es, in drei typischen deutschen Agrarregionen, darunter dem Rottal, innovative, insektenfreundliche Maßnahmen zu entwickeln, zu testen und umzusetzen.
Dabei setzen die Forschenden auf transdisziplinäre Methoden und eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren, um nachhaltige und praktikable Lösungen für insektenfreundliche Landschaften zu schaffen.
Durchwachsene Silphie
Im Rahmen des Treffens wurden verschiedene Maßnahmen vorgestellt. Dazu gehören produktionsintegrierte Ansätze wie artenreiche Zwischenfrüchte und die Durchwachsene Silphie, die auch direkt am Feld begutachtet werden konnte. Weitere Stationen im Real-Labor waren Flächen, die über Mähgutübertragung und Druschgut – in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Passau – aufgewertet wurden. Darüber hinaus werden im FInAL-Projekt aber auch weitere produktionsintegrierte sowie Flächen-Maßnahmen von den Landwirten umgesetzt. So sorgen z.B. Mischkulturen wie Ackerbohnen-Leindotter Gemenge, Sonnenblumen oder einjährige Blühflächen für ein verstärktes Blühangebot.
Positive Effekte auf Insekten und Produktion
Insgesamt zielen die Maßnahmen darauf ab, die Insektenfauna und die Biodiversität zu fördern. Gleichzeitig sollen sie positive Effekte für die landwirtschaftliche Produktion erzielen, beispielsweise bei der Schädlingsbekämpfung, Erosionsminderung oder in Bezug auf die Arbeitswirtschaft. Mehrjährige Blühflächen und Käferbänke (sogenannte beetle banks) dienen zudem als Überwinterungs- und Reproduktionshabitate für Insekten. Eine konservierende Bodenbearbeitung fördert zudem die Bodenruhe und damit Laufkäfer und Regenwürmer – beide zählen zu den erwünschten Nützlingen in den Feldern und Fluren.
Fachübergreifender Dialog
Das fachübergreifende Treffen in Ruhstorf unterstreicht die Bedeutung des Dialogs zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Der ressort-übergreifende Austausch ist essenziell, um innovative, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die beiden Seiten synergetisch Vorteile bringen. Das FInAL-Projekt setzt genau hier an und fördert den Dialog im Sinne von win-win-Situationen proaktiv.
Programm
Bodenschonende Landwirtschaft im Fokus
Der FInAL-Bodentag, der am 2. Juni 2025 auf einem bodenschonend bewirtschafteten Acker in der Referenzlandschaft des FInAL-Projekts stattfand, war ein voller Erfolg. Trotz widriger Wetterbedingungen fanden sich 24 Teilnehmende ein, um sich über innovative Ansätze in der Landwirtschaft auszutauschen. Veronika Fick-Haas von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) begrüßte die Anwesenden und betonte die Bedeutung des Co-Designs im Projekt, das maßgeblich zu den Inhalten des Bodentags und zur hohen Teilnehmerzahl beiträgt. Die Veranstaltung verdeutlichte, wie wichtig der Austausch zwischen Landwirten und Wissenschaftlern ist, um nachhaltige Praktiken in der Landwirtschaft zu fördern.
Das Programm umfasste folgende praxisnahe Vorträge und Demonstrationen:
- Förderung und Nützlichkeit von Laufkäfern (Carabidae) in Agrarlandschaften (Johannes Burmeister, LfL),
- Den Boden im Visier: Praktische Gefügebeurteilung, Versickerungstest, Regenwurmaustreibung und Beurteilung der Lebendverbauung mittels Suppentellertests (Max Stadler, GKB),
- Bewertung der Anzahl und Größe der Makroporen & erste Infiltrationsergebnisse aus Untersuchungen im FInAL-Projekt (Laura Hoos, Thünen-Institut (vTI), Braunschweig),
- Demo-Betriebe mit Integriertem Pflanzenbau z.B. mit Strip Till (Joschua Eder, LfL),
- Gemeinsame Weiterfahrt ins Landschaftslabor für Ortsbegehungen an mehreren Schlägen (Bodenbeurteilung und Diskussion zu: "Schlagteilung“, "Strip Till“ und "Direktsaat“),
- Gemeinsamer Ausklang mit abendlichem Imbiss im Landschaftslabor.
Feldbasierte Veranschaulichungen
Den Boden im Visier
Das Interesse an dem profunden Expertenwissen und den veranschaulichenden Methodiken des Feldpraktikers Max Stadler zu konservierenden Bodenbearbeitungsmöglichkeiten war groß unter den Beteiligten. Unter anderem zeigte der Referent mittels Versickerungstests unterschiedliches Verhalten bei Wassergaben im Boden zwischen verdichtetem und luftigem Boden. Mittels des Suppentellertests visualisierte er die positiven Effekte von Lebendverbauung gesunder Böden mit organischen Auflagen versus Erosions- und Verschlämmungstendenzen bei gegenteiligen -z.B. streuarmen und verdichteten- Böden. Neben der Bedeutung der chemischen Pufferfähigkeiten von Böden referierte er auch über die Bedeutung der Regenwurmfauna für die wasserleitenden Makroporen in gesunden Böden.
Quantifizierung der Regenwurm-Fauna
Auf einer genau vordefinierten, markierten Fläche entlockte die Teilnehmergruppe die vorhandenen Regenwürmer (Lumbricidae) aus dem Boden und sammelte sie zur Veranschaulichung in Gefäßen. Diese wurden mit sauberem Leitungswasser gespült, zwischengeparkt und anschließend biomassetechnisch pro Hektar hochgerechnet. Außerdem separierten die Teilnehmer die Tiere in die Gruppe der kleinen Exemplare und in die Gruppe der großen Exemplare, welche in der Lage sind, die Anzahl der Makroporen im Boden zu erhöhen. Die stattlichen Exemplare des Tauwurms (Lumbricus terrestris), einer der häufigsten und größten Regenwurmarten in Europa spielen hierbei eine Rolle, die von organischem Material an der Bodenoberfläche (z.B. durch Strip Till) profitieren.
Ansprache der Makroporen im Bodengefüge
Laura Hoos vom Thünen-Institut (vTI) referierte im Feld über die Bedeutung und das Messen von Makroporen in der Bodenmatrix. Dabei erläuterte sie ihre Messtechniken und erste Ergebnisse aus ihren Feldstudien im Rahmen des FInAL-Projekts. Im Rahmen ihrer Methodiken kommen für die Messungen unter anderem spezielle Versickerungsversuche mit blau eingefärbtem Wasser zur Anwendung, welche dann nach dem Versickern per Ausgrabungen jeweils eine Quantifizierung erlauben. Nach ihren Äußerungen folgten seitens Max Stadler noch einige Inputs und Diskussionspunkte am Standort, welcher im Anschluss noch einige Male für die Besichtigung weiterer Beispiel-Schläge - sowohl in der Referenzlandschaft als auch im Landschaftslabor - gewechselt wurde.
Projekt FInAL untersucht Vorkommen in der Region
In den Gemeindegebieten von Bad Griesbach und Rottalmünster wird im Rahmen des bundesweiten Forschungsprojektes "Förderung von Insekten in Agrarlandschaften", kurz FInAL, intensiv an der Förderung von Laufkäfern als Nützlinge in Agrarlandschaften gearbeitet. An 72 Beprobungspunkten auf Flächen von Landwirten, die ihre Anbauflächen dem Projekt für Untersuchungen zur Verfügung gestellt haben, hat die Wissenschaftlerin Dr. Jessika Konrad vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in der 16. Kalenderwoche (April) mit ihrem Team Laufkäferfallen installiert. Bis Mitte August werden die Fallen in regelmäßigen Abständen geleert und die Laufkäfer danach in aufwändiger Arbeit nach ihrer Art identifiziert und ihre Häufigkeit je Falle registriert. "Wir arbeiten eng mit den Landwirten zusammen, um sicherzustellen, dass die Fallen nicht bei landwirtschaftlichen Arbeiten stören“, so Dr. Konrad. Ziel ist es, das Vorkommen dieser Nützlinge in der Landschaft und ihre Bedeutung zu erforschen.
Natürliche Feinde von Schädlingen
Laufkäfer sind in der Agrarlandschaft weit verbreitet und spielen eine entscheidende Rolle als natürliche Gegenspieler von vielen Schädlingen. Sie vertilgen beispielsweise Schnecken oder Blattläuse sowie auch die Eier und Larven anderer Insekten. Zudem tragen sie zur Bekämpfung von Unkrautsamen bei. Durch ihre vielfältige Ernährungsweise sind sie ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts in unseren Feldern. "Je störungsärmer und ressourcenreicher ein Feld ist, desto besser ist es für die Laufkäfer“, erklärt Dr. Konrad. Ideale Lebensräume bieten dabei unter anderem krautreiche Äcker oder mehrjährige Blühflächen.
Arten der Roten Liste im Rottal heimisch
Im Rahmen des FInAL-Projekts wurden in den letzten drei Jahren im Rottal insgesamt 119 Laufkäferarten nachgewiesen – darunter in allen Jahren auch der Deutsche Sandlaufkäfer (Cylindera germanica). Diese Art gilt nach der aktuellen Roten Liste Deutschlands als "stark gefährdet". Umso erfreuter zeigen sich sowohl die Wissenschaftler wie auch die Praktiker über den Fund im Rottal. Auch die sogenannte Körnerwarze (Carabus cancellatus), ein etwa 2 bis 3 cm großer Laufkäfer, dessen Häufigkeit in weiten Teilen Bayerns zurückgeht, ist in der Region verbreitet. An 72 Beprobungspunkten in den ausgewiesenen FInAL-Landschaften wurden sogenannte Barberfallen installiert. Dies sind einfache Gläser, die in den Boden eingegraben werden und die durch einen Drahtkäfig z.B. vor Laubfall geschützt werden.
Interessant ist auch, dass Laufkäfer auf Äckern sehr arten- und individuenreich vorkommen. Sie zählen zu den häufigsten wirbellosen Tieren auf der Bodenoberfläche dieses sehr stark vom Menschen geprägten Lebensraums. "Die Familie der Laufkäfer umfasst in Mitteleuropa etwa 760 Arten. Bayern ist das Bundesland mit den meisten Laufkäferarten, da der Alpenraum eine besondere Fauna beherbergt. Im Rottal kommen auch Arten vor, die weiter im Westen Bayerns fehlen“, ergänzt Johannes Burmeister, Projektleiter an der LfL. Pflugverzicht und Verfahren wie das Strip-Till haben positive Auswirkungen auf die großen Carabus-Arten.
Mit dem Projekt FInAL setzen Landwirte und Wissenschaftler ein Zeichen für die Förderung der Biodiversität und den Erhalt wertvoller Nützlinge in der Agrarlandschaft.
Zustandserfassung im Rottal
Das Julius-Kühn-Institut (JKI) untersuchte vom 23. bis zum 24. April 2025 - je an vier Gewässerabschnitten im Landschaftslabor sowie in der Referenzlandschaft - die Insekten-Fauna mit aquatischen Lebensphasen. Das Ziel der jährlichen Analysen ist es im Rahmen des FInAL-Projekts in den untersuchten Gewässern den biologischen Zustand der aquatischen Insektengemeinschaften und den chemischen Zustand hinsichtlich stofflicher Einträge zu erfassen.
Abschnittsweise Gewässerbeprobungen
Unter Federführung der Wissenschaftlerin Fee Trau maß das angereiste Feld-Team des JKI in den Untersuchungs-Gewässern jeweils 50-Meter-Abschnitte ein. Das Team zog hierin entgegen der Fließrichtung Wasserproben für chemische Analysen. Anschließend filterte Fee in gleicher Fließrichtung per Kescher die Gewässer-Organismen aus dem Gewässersubstrat mithilfe spezieller, trippelnder Fußbewegungen (dem sogenannten "Kicksampling“) heraus. Dabei zog die Wissenschaftlerin jeweils unter der protokollierten Dokumentation von Substrat- und Habitatstrukturen entlang des jeweiligen Gewässers wiederholt etwa 20 derartige Kicksampling-Proben.
Probenaufbereitungen im Feld
In einem mobilen Feld-Labor wurden die gesammelten Gewässer-Proben vom JKI vor-Ort für die weitergehenden Untersuchungen präpariert und konserviert. Das Team musste diese hierzu im Feld mehrfach sieben und händisch auswaschen, um diese weitestgehend von vorhandenen Gewässersubstraten (Steine, Holz, Laub usw.) zu befreien. Diese aufwändigeren Säuberungsdurchgänge, die durchaus ein wenig dem klassischen Goldwaschen ähneln, ermöglichten den Ausschluss der vorhandenen Substratbestandteile sowie die Konzentration der zu beprobenden Gewässerorganismen in den Gewässer-Proben-Samples.
Ansicht einer Kicksampling-Probe
Je nach Gewässerstrukturen, Habitat-Ausprägungen oder auch Fließgeschwindigkeiten zeigen sich unterschiedliche Spezies der aquatischer Insekten-Fauna. Ebenso variieren die von den Organismen bewohnten Substratbestandteile je nach umliegender landwirtschaftlicher Nutzung oder dem Relief von Feinsedimenten über gewässerbegleitende Gehölzwurzeln zu kiesig-steinigem Gewässerbett. Eine gefundene Beispiel-Art, die ökologisch intakte, abwechslungsreiche und sauerstoffreiche Gewässer benötigt, ist die Große Eintagsfliege (Ephemera danica). Die biologischen und chemischen Wasser-Proben wurden zwischenzeitlich an der LfL in Ruhstorf konserviert und schließlich vom Julius-Kühn-Institut für weitergehende Detail-Untersuchungen nach Berlin abtransportiert.
Veranstaltung: Vorläufige Monitoring-Ergebnisse & Reflexion der Projektphase II im FInAL-Projekt
Inhalte des Abends
Am 27. Januar 2025 lud das FInAL-Team des CoDesigns alle am Projekt beteiligten Landwirte des Landschaftslabors und der Referenzlandschaft zu einem Austausch mit FInAL Wissenschaftlern an den LfL-Standort in Kleeberg, Ruhstorf ein. Dabei wurden vorläufige Ergebnisse des umfangreichen Monitorings des FInAL-Projekts in den Landschaften sowie der von der LfL angelegten Versuche in den Maßnahmenwerkstätten vorgestellt und ein Rückblick auf die Projektphase II im FInAL-Projekt geboten.
Experten-Vorträge zum Insekten-Monitoring
Per externer Zuschaltung präsentierten Fachexperten erste, vorläufige Ergebnisse des Monitorings verschiedener Organismengruppen der Tagfalter (Martin Wendt, ZALF), der Laufkäfer (Jessica Konrad, ZALF), der semiaquatischen Insekten (Stefan Lorenz, JKI) sowie der Schädlinge und Nützlinge (Niels Lettow, JKI) in den beiden Landschaften. In der nachfolgenden Diskussionsrunde wurde unter anderem besprochen, wie sich bestimmte Artenzahlen in den Untersuchungsgebieten erklären und welche Maßnahmen zur Unterstützung bestimmter Insekten sinnvoll sind. Auswertungen der von den FInAL-Betrieben zur Verfügung gestellten Bewirtschaftungsdaten zum Integrierten Pflanzenschutz (Tiemo v. Steimker, JKI) rundeten die Informationen ab.
Maßnahmenwerkstatt & Ausblick
Außerdem berichteten Christoph Hofbauer (LfL) und Alex Rechl (LfL) über Ergebnisse aus laufenden Versuchen zum Zwischenfruchtanbau und begleitenden Insekten-Erhebungen in den LfL-Maßnahmenwerkstätten. Des Weiteren wurden für 2025 geplante Feld-Versuche vorgestellt. Die Landschaftskoordinatorin Veronika Fick-Haas (LfL) ließ die Teilnehmer-Runde bilanzierend auf das FInAL-Jahr 2024 im Rottal zurückblicken. Gemeinsam mit Maria Busse (ZALF) reflektierten die beiden die laufende Projektphase und stellten mögliche Aktivitäten, Exkursionen und Fachvorträge unter Abfrage des Publikumsinteresses für 2025 in Aussicht.
Jahresrückblick 2024 – Positive Bilanz in der Region Rottal mit Landschaftslabor und Referenzlandschaft
Was zeichnet FInAL aus?
- Der Versuchsansatz auf Landschaftsebene zu Forschen ist besonders. Die sog. Landschaftslabore (mit je 900 ha Fläche) in Bayern, Niedersachsen und Brandenburg dienen als Experimentalräume unter realen Bedingungen mit transdisziplinären Methoden.
- Die Veränderung im gesamten Landschaftslabor erfolgt durch intensive und kreative Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis auf Augenhöhe mit Workshops, Erfahrungsaustausch, Input und Unterstützung durch Forschende im Co-Design-Prozess.
- Um die Veränderung durch die Landschaftstransformation feststellen zu können, sind zum Vergleich die Referenzlandschaften gleicher Größe nötig, in denen die regional übliche Landbewirtschaftung ohne FInAL-Einfluss erfolgt. In beiden Landschaftsausschnitten findet ein äußerst umfangreiches ökologisches sowie ein agrarökonomisches Monitoring auf Landschaftsebene statt.
FInAL im Rottal 2024
Im Rottal beteiligen sich insgesamt 30 Landwirtinnen und Landwirte im Landschaftslabor und in der Referenzlandschaft an FInAL. 2024 kamen zwei Landwirte in dem vorgegebenen Untersuchungsgebiet neu zum Projekt. Für das Monitoring von Insekten stellen die landwirtschaftlichen Betriebe sowohl der Landschaftslabore als auch der Referenzlandschaften ihre Flächen zur Verfügung. Zwischenfrüchte nehmen im Rottal den größten Flächenanteil an umgesetzten insektenfördernden Maßnahmen ein, welcher entsprechend der Fruchtfolge zwischen den Jahren variiert. Dabei schwankte die Gesamtfläche der Maßnahmen in den Jahren 2021 bis 2024 zwischen 130 und 260 ha. Bei den Maßnahmen mit einer hohen ökologischen Bewertung (z.B. mehrjährigen Blühmischungen) ist ein steigender Trend im Flächenumfang und der Anzahl der Maßnahmen zu erkennen. 2023/24 wurden von zwei Betrieben in Zusammenarbeit mit dem LPV Passau ferner 115 m Hecken angelegt.
Beispiele umgesetzter Maßnahmen
Das Landschaftslabor Rottal zeichnet sich durch besondere Bereitschaft zur Erprobung von wenig in der Praxis etablierten Maßnahmen aus. Im Juni fand ein Erfahrungsaustausch mit fachlichem Input zu den umgesetzten Maßnahmen Lupinenanbau, Anbau von Winterackerbohne, blühendes Vorgewende auf Maisschlag sowie einer neu gepflanzten Hecke statt. Auf 131 Flächen setzten 19 Landwirte im Landschaftslabor insektenfördernde Maßnahmen um wobei artenreiche Zwischenfrüchte mit einem Anteil von 200 ha den größten Flächenanteil ausmachen. Als produktionsintegrierte Maßnahmen setzten Landwirte die Untersaat in Getreide und Raps sowie den Anbau von Lupine und Winterackerbohnen um. Außerdem wächst im Landschaftslabor auf 16 Flächen die Durchwachsende Silphie - insgesamt auf 15,5 ha.
Maßnahmen-Werkstätten & FInAL-Feldtag
Auf 33 Flächen haben 12 Landwirte mehrjährige Blühmischungen angelegt und weitere acht Flächen wurden mittels Mähgut- bzw. Druschgutübertragung aufgewertet. 4 Flächen wurden mit einjährigen Blühmischungen als ‚blühendes Vorgewende‘ ausgestattet. Versuche zur Etablierung artenreicher Zwischenfrüchte erfolgten auf vier Äckern von FInAL-Landwirten als sog. Maßnahmenwerkstatt (Versuch mit 133 Parzellen). Hierin wurden Bonituren zur Bestandsentwicklung und Untersuchungen zur Insektenfauna (Kescherfänge) durchgeführt. Diese Untersuchungen werden im Frühjahr 2025 fortgesetzt. Ein Highlight war der FInAL-Feldtag mit Informationen zu den Zwischenfrucht-Versuchen, umgesetzten Maßnahmen, Wildbienen und Laufkäfern mit über 50 Teilnehmenden – von landwirtschaftlichen Praktikern bis hin zu Vertretern des Naturschutzes. Am Folgetag fand ein ‚kleiner‘ FInAL- Feldtag mit zwei Klassen der Höheren Landbauschule Rotthalmünster statt.