Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland – Kurzanleitung für eine erfolgreiche Mahdgutübertragung bzw. Ansaat

Mahdgut wird auf den vorbereiteten Streifen der Empfängerfläche abgelegt
Artenanreicherung - Warum?
Grünlandflächen haben viele Funktionen für die Landwirtschaft und die Umwelt: Versorgung von Wiederkäuern mit Grundfutter, Schutz von Boden und Grundwasser sowie Lebensraumangebot für viele verschiedene Pflanzen- und Insektenarten.
In der Vergangenheit führte eine zunehmende Intensivierung zu einem starken Artenrückgang. Neben der Artenvielfalt der Pflanzenbestände nahmen auch die attraktiven Lebensräume für Insekten, Vögel und Wildtiere ab. Auch wenn auf manchen Wiesen die intensive Nutzung bereits wieder aufgegeben wurde, blieb der Pflanzenbestand trotzdem eintönig. Das Ergebnis ist dann ein artenarmes, extensiv genutztes Grünland mit geringem Ertrag. Charakteristische Wiesenarten kommen oft auch nach Jahren nicht wieder, weil sie weder aus der Umgebung einwandern können, noch als Samen im Bodenvorrat vorhanden sind.
Im Projekt "Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland" wurde getestet, wie Landwirte mithilfe von Mahdgutübertragungen oder partiellen Neuansaaten typische Wiesenarten auf solche Flächen übertragen können und somit deren Wert in der Kulturlandschaft steigern.
Wie funktioniert die Artenanreicherung

Übersichtskarte mit den Mahdgutstreifen einer Projektfläche
Eine Möglichkeit, um typische Wiesenarten wieder auf einer artenarmen Fläche anzusiedeln, ist die Mahdgutübertragung. Hierbei wird frisches Schnittgut einer artenreichen Wiese (= Spenderfläche) auf dem offenen Boden innerhalb der vorbereiteten Streifen ausgebreitet. Während das Mahdgut trocknet, fallen die darin enthaltenen Samen aus und keimen (Abb. 5). In den Jahren nach der Anreicherung breiten sich die Wiesenarten von den Streifen in die Fläche aus.
Fünf Schritte einer Mahdgutübertragung
- Suche nach einer standörtlich passenden, artenreichen Spenderfläche in der Umgebung (Abb. 1). Die Fläche sollte knapp doppelt so groß sein wie die gesamte Streifenfläche der vorgesehenen Empfängerfläche. Viele Blüten und mindestens drei verschiedene Blütenfarben deuten auf Artenreichtum hin. Giftpflanzen und andere Problemarten sollten hier nicht vorkommen.
- Nach der ersten Mahd sollte auf der Empfängerfläche nochmal ein Tiefschnitt erfolgen. Anschließend kann die Bodenbearbeitung, z. B. Fräsen, auf den Streifen durchgeführt werden. Die aktuellen Regelungen zum "Grünlandumbruch" beachten und ggf. das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten informieren bzw. eine Genehmigung einholen. (Abb. 2).
- Die Mahd der Spenderfläche sollte zum Zeitpunkt der Samenreife der meisten Arten erfolgen. Der beste Zeitpunkt hierfür ist meistens ab Mitte Juli. Man kann sich an der Samenreife von häufig auftretenden Arten orientieren. Um Samenverluste zu vermeiden, sollte das Mahdgut möglichst direkt aufgeladen werden (Abb. 3).
- Es folgt das gleichmäßige Ausbringen des Mahdguts auf den vorbereiteten Streifen der Empfängerfläche (Abb. 4), am besten mit einem Ladewagen mit Kurzschnitteinrichtung und Dosierwalzen (Schichtdicke: 3-5 cm). Bei Bedarf kann das Mahdgut in den ersten Tagen gewendet werden, um einen Schimmelbefall zu verhindern.
- Zur Streifenpflege kann ein Schröpfschnitt durch Mähen oder Mulchen durchgeführt werden (Schnitthöhe >10 cm). Bei größeren Ampferproblemen wird zudem eine Einzelpflanzenbekämpfung empfohlen.
Fünf Schritte einer partiellen Neuansaat
- Suche nach Anbietern einer gebietsheimischen Saatmischung oder Erstellen einer Artenliste für eine eigene Mischung, welche an die natürlichen Standortvoraussetzungen der Fläche angepasst ist. Bei streifenweiser Ansaat sollte der Kräuteranteil bei etwa 70 Prozent liegen und der Gräseranteil bei rund 30 Prozent.
- Sobald die Empfängerfläche im Frühjahr befahrbar ist, wird ein Tiefschnitt durchgeführt. Dann folgt eine Bodenbearbeitung auf den Streifen, z. B. mit einer Fräse. Die aktuellen Regelungen zum "Grünlandumbruch" beachten und ggf. das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten informieren bzw. eine Genehmigung einholen..
- Die Ansaat kann mit einer Drillmaschine oder Geräten zur Grünlandnachsaat erfolgen. Die empfohlene Saatstärke liegt bei 1,5 g/m². Eventuell ist die Beimischung eines Füllstoffs (z. B. Sojaschrot) nötig, um einer Entmischung des Saatguts vorzubeugen.
- Das Saatbett sollte durch Anwalzen rückverfestigt werden.
- Je nach Bedarf wird ca. 6-8 Wochen nach der Saat ein Schröpfschnitt zur Streifenpflege mit dem Mähwerk oder Mulcher durchgeführt. Die empfohlene Schnitthöhe liegt bei >10 cm. Eventuell sind im ersten Jahr auch mehrere Schröpfschnitte sowie eine Einzelpflanzenbekämpfung nötig, z.B. bei Ampferproblemen.
Vorteile einer Mahdgutübertragung
- Kosteneinsparung beim Saatgut
- Eigenmechanisierung möglich
- Absolute Regionalität der übertragenen Pflanzengenetik
- Heimische Nützlinge/Insekten werden ebenfalls mit übertragen
Bisherige Erkenntnisse
Merkblatt der LfL zum Ausdrucken
Ansprechpartner
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Institut für Agrarökologie
Dr. Sabine Heinz
Lange Point 12
85354 Freising
Tel.: 08161 71-5825
E-Mail: Sabine.Heinz@LfL.Bayern.de
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