Forschungs- und Innovationsprojekt
Anfütterung und Vorstrecken von Felchen unter kontrollierten Bedingungen im Bruthaus

Panoramaansicht über den Bodensee. Im Hintergrund ist eine Bergkette der Alpen sichtbar. Zoombild vorhanden

Im Bodensee erfolgt der Besatz mit vorgestreckten Felchen

Der drastische Rückgang des Felchenertrags bringt die Bodensee-Berufsfischerei in eine existenzielle Krise. Durch die Umstellung des Felchenbesatzes von fressfähigen auf vorgestreckte Felchenlarven soll versucht werden, zur Erholung des Felchenbestandes im Bodensee-Obersee beizutragen und somit auch für die Zukunft eine nachhaltige Felchenfischerei zu ermöglichen.

Zielsetzung

Ansicht von oben: auf Besatzgröße von 3,3 cm vorgestrecktes Felchen, auf einem Maßstab liegendZoombild vorhanden

Auf Besatzgröße vorgestrecktes Felchen (3,3 cm)

Vor dem Hintergrund veränderter Lebensraumbedingungen (Klimawandel, Neozoen) wurde durch die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) beschlossen, die langjährig praktizierte Felchen-Besatzstrategie zu ändern. Hierzu soll der Besatz nicht wie bisher mit fressfähigen Felchenlarven, sondern mit vorgestreckten Larven erfolgen. Eine Erfolgskontrolle soll durch die Markierung der Besatzfische ermöglicht werden. Damit soll der momentan defizitäre Felchenbestand gefördert werden, um letztendlich wieder eine nachhaltige Felchenfischerei für Berufs- und Angelfischer zu ermöglichen.

Im Zuge des Projektes werden an der Staatlichen Fischbrutanstalt Nonnenhorn die Aufzuchteinrichtungen ertüchtigt und die Kapazitäten erweitert. Damit soll die jährliche Produktionsmenge auf > 1 Mio. Felchensetzlinge (Länge: 3,5 cm) gesteigert werden. Das Projekt erstreckt sich über drei Reproduktionszyklen bis Ende 2027. Es wird vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschat, Forsten und Tourismus (StMELF) aus Mitteln des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) gefördert.

Projektziel ist die Entwicklung und Etablierung eines Vorstreckverfahrens für Satzfelchen (Gangfisch, Blaufelchen) für den Standort Nonnenhorn. Übergeordnetes Ziel ist die Erholung der Bestände, die der Berufsfischerei zugute kommen soll. Darüberhinaus dient das Vorhaben dem Erhalt der ökologischen Vielfalt im Bodensee.

Methode

Draufsicht auf ein mit Felchenbrut besetztes Rundbecken am Standort NonnenhornZoombild vorhanden

Felchenbrut in einem Rundbecken am Standort Nonnenhorn

Für die Erreichung der Projektziele sind die Haltungseinheiten am Standort Nonnenhorn zu ertüchtigen. Dieses umfasst die Ausstattung mit einem System zur Sauerstoffversorgung. Dazu werden alle Becken mit einer programmierbaren Fütterungsautomatik versehen. Auch werden die Beckenzuläufe und -abläufe modifiziert. Darüber hinaus werden alle Becken mit einer dimmbaren Beckenbeleuchtung ausgestattet. Parallel dazu ist ein Hygienekonzept zu entwickeln. Die Eierbrütung erfolgt in den Monaten Dezember und Januar. Während der Erbrütung werden die wesentlichen Eckdaten erfasst (Eientwicklung, Tagesgrade, Verluste). Die schwimmfähige Brut wird im Anschluss auf die Becken verteilt und angefüttert. Dabei werden verschiedene Futtermittelqualitäten und -kombinationen erprobt. Während der Anfütterung und des Vorstreckens wird die Leistung der Fische ermittelt und dokumentiert (Larvalentwicklung, Wachstum, Überlebensrate, Fischgesundheit).

Ergebnisse

Die Ertüchtigung der Haltungskapazitäten wurde zu Projektbeginn im Jahr 2025 durchgeführt. Aufgrund der umfangreichen Arbeiten erfolgte die Eierbrütung bei der Partnereinrichtung in Langenargen, erst nach dem Schlupf wurden die Larven nach Nonnenhorn gebracht. Es wurden 1,2 Mio. Blaufelchen- und 0,32 Mio. Gangfischlarven in die Anfütterungsbecken gesetzt. Von Mitte bis Ende April 2025 wurden 0,84 Mio. Blaufelchen- und 0,32 Mio. Gangfischsetzlinge mit einer Länge von 28 bis 35 mm in den Bodensee besetzt. Dies entspricht während der Vorstreckphase einer Überlebensraten von 70 bzw. 90 %.

Projektinformationen
Projektleitung: Dr. M. Schubert, G. Schmidt
Projektbearbeitung: E. Dossow, M. Eberle, G. Pfeiffer, N. Grundner
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung, Forsten und Tourismus, Europäischer Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF)
Laufzeit: 01.01.2025 bis 31.12.2027
Förderkennzeichen: FB5-23712