Winterroggen – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Die vorläufige Auswertung der Mehrfachanträge ergab für heuer eine Winterroggenfläche von rund 31.900 Hektar, ein spürbarer Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Etwa 3.400 ha des Winterroggens waren für die Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) vorgesehen. Für die Silagenutzung werden Körnerroggensorten oder eigens hierfür gezüchtete Roggen verwendet. Sommerroggen wird nur selten angebaut. 2025 betrug die Fläche ca. 400 ha.
Ertrag
In Bayern wird heuer bei Winterroggen mit einem gut durchschnittlichen Ergebnis in der Praxis gerechnet. Der bayerische Durchschnittsertrag liegt nach derzeitigem Stand leicht über dem zehnjährigen Mittel von 52 dt/ha. Die vor der Regenphase geernteten Partien zeigen durchweg hohe Fallzahlen. In den nach der Schlechtwetterperiode gedroschenen Beständen war stellenweise Auswuchs zu beobachten und die Fallzahlen erreichten häufiger nicht mehr die geforderten Mindestwerte.
Ökologische und konventionelle Erzeugung
Etwa ein Viertel des bayerischen Körnerroggens stand in den letzten Jahren auf Ökobetrieben. Dies ist ein deutlich höherer Prozentsatz als bei Winterweizen und Gerste. Die Roggenerträge von Ökoflächen sind mit 32 dt/ha im Zehnjahresmittel viel geringer als von konventionellen Flächen (58 dt/ha). Der Ertragsunterschied kommt nicht nur durch die unterschiedliche Wirtschaftsweise zustande, sondern hängt auch mit der Wahl des Sortentyps zusammen. Während konventionelle Landwirte zu fast 90 % die ertragsstärkeren Hybridsorten anbauen, liegt ihr Anteil auf den ökologischen Flächen bei knapp 20 %. Dies ergab eine mehrjährige Auswertung von Erntestichproben, die jährlich rund 80 zufällig über Bayern verteilte Roggenschläge umfasst.
Sortenwahl
Bei der Sortenwahl sollte Wert auf hohe Erträge, eine geringe Lagerneigung und gute Krankheitsresistenzen gelegt werden. Obwohl der Roggen als anspruchslos und gesund gilt, kann auch er stärker von Krankheiten befallen werden. In den Landessortenversuchen waren in den letzten Jahren Braunrost, der vor allem in den wärmeren bayerischen Regionen auftritt, sowie Rhynchosporium die Hauptkrankheiten im Blattbereich. Mehltau trat in der Vergangenheit dagegen kaum nennenswert auf.
Bei der Annahme von Brotroggen werden häufig ein Hektolitergewicht von mindestens 72 kg und Mindestfallzahlen von 120 s gefordert. Das Vermeiden von frühem und starkem Lager durch Sortenwahl und standortangepassten Wachstumsreglereinsatz hilft, gerade in Jahren mit niederschlagsreicher Witterung zur Ernte, die geforderten Fallzahlen zu erreichen. Sortenunterschiede in der Fallzahlstabilität sind ebenfalls vorhanden.
Bei der Annahme von Brotroggen werden häufig ein Hektolitergewicht von mindestens 72 kg und Mindestfallzahlen von 120 s gefordert. Das Vermeiden von frühem und starkem Lager durch Sortenwahl und standortangepassten Wachstumsreglereinsatz hilft, gerade in Jahren mit niederschlagsreicher Witterung zur Ernte, die geforderten Fallzahlen zu erreichen. Sortenunterschiede in der Fallzahlstabilität sind ebenfalls vorhanden.
Mutterkorn
Besonders zu achten ist auf einen geringen Mutterkornbefall. Der Fremdbefruchter Roggen ist die Getreideart, die am stärksten vom Mutterkornpilz befallen wird. Nach der Infektion der Getreideblüte bildet sich anstelle eines Korns die dunkelgefärbte, meist deutlich größere Überdauerungsform des Pilzes, das Mutterkorn-Sklerotium. Dieses enthält giftige Verbindungen, die Ergotalkaloide.
Grenzwerte
Ab dem 1. Juli 2025 gilt für Roggen, der für den menschlichen Verzehr vorgesehen ist, ein deutlich strengerer Grenzwert für Mutterkorn-Sklerotien - statt 0,5 g/kg sind nur noch 0,2 g/kg erlaubt. Zudem ist ein Mutterkorn-Alkaloid-Grenzwert für Roggenmahlerzeugnisse von 0,5 mg/kg einzuhalten.
Einflussfaktoren
Der Mutterkornbefall hängt von zahlreichen Faktoren wie Witterung, Standort, Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Bestandesführung und Befall benachbarter Ungräser ab. Haupteinflussfaktor ist die Witterung zur Roggenblüte. Da ausschließlich nicht befruchtete, geöffnete Roggenblütchen befallen werden, sind Bestände, die rasch und einheitlich abblühen, anzustreben. Neben der Vermeidung von Nachschossern trägt auch ein hohes Pollenangebot zu einer kurzen Blühphase des Bestandes bei.
Wie stark eine Sorte für Mutterkorn anfällig ist, hängt unter anderem von ihrer Pollenmenge ab. In der Regel stäuben Populationssorten kräftiger als Hybriden. Das Praxissaatgut der Hybridsorten, deren Name mit "SU" beginnt, erhält zur Sicherstellung einer raschen Bestäubung deshalb 10 % Populationsroggen. Da in der Mutterkorn-Resistenzprüfung, die Grundlage für die Mutterkorneinstufung ist, und in den Landessortenversuchen nur die reinen Hybridsorten getestet werden, ist es möglich, dass die Widerstandsfähigkeit gegen Mutterkorn bei "SU"-Hybriden in der Praxis etwas besser ist als in der Sortenbeschreibung dargestellt. Ob die Zumischung von ertragsschwächeren Populationsroggen im Z-Saatgut negative Auswirkungen auf den Ertrag hat, wurde nicht untersucht.
Mutterkorn Resistenzprüfung
Im Rahmen der Sortenzulassung werden Resistenzprüfungen mit künstlich erhöhtem Mutterkorn-Infektionsdruck durchgeführt. In diesen Prüfungen weisen die mit "mittel" anfällig beschriebenen Sorten (Symbol: o) im Schnitt etwa dreimal so viel Mutterkorn auf wie die mit „gering“ mutterkornanfällig bewerteten Roggen (Symbol: +). Aufgrund der Verschärfung der Mutterkorngrenzwerte werden von der staatlichen Beratung nur Sorten mit geringer Anfälligkeit zum Anbau empfohlen. Neben der Sortenwahl gibt es etliche weitere risikosenkende Maßnahmen. Kompakt zusammengefasst sind diese in den online verfügbaren "Handlungsempfehlungen - Minimierung von Mutterkorn und Ergotalkaloiden im Getreide, 2023".
Landessortenversuche
In den bayerischen Landessortenversuchen (LSV) standen heuer 12 Roggensorten an vier Orten. Aufgrund der geringen Anzahl bayerischer Versuche werden alle LSV und Wertprüfungen, die in der Südhälfte von Deutschland stehen, gemeinsam verrechnet und unter der Bezeichnung „Anbaugebiete Süddeutschland“ veröffentlicht. In die mehrjährige Auswertung, die die letzten fünf Jahre umfasst, fließen bei jeder Sorte je nach Prüfdauer 20 bis 85 Ergebnisse ein.
Alle Sorten werden in zwei Intensitätsstufen geprüft. Stufe 1 erhält keine Fungizide und keinen bzw. eine reduzierte Menge Wachstumsregler. Die intensive Stufe 2 wird dagegen nach Bedarf mit Fungiziden und Wachstumsreglern behandelt. Der Ertragsunterschied zwischen den beiden Behandlungsstufen liegt in den bayerischen LSV im Fünfjahresmittel bei 8 dt/ha bzw. 10 %. Dieser Mehrertrag reichte in den letzten fünf Jahren nur bei etwas mehr als der Hälfte der Versuche aus, um die Zusatzkosten von im Schnitt 130 €/ha zu decken.