Hafer – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Haferähren.

Hafer hatte heuer stark unter der Witterung zu leiden. Bereits die Aussaat bereitete oft Probleme. Im März war es gebietsweise vor allem in Nordbayern zu nass zum Säen. Und auch der kühl-nasse April sowie die unbeständige erste Maidekade ließen nur kurze Zeitfenster für Feldarbeiten. Witterungsbedingt erstreckte sich die Saat somit über einen sehr langen Zeitraum bis in den Mai hinein. In Höhenlagen war z.T. keine Aussaat möglich. Das wüchsig warme Wetter in der ersten Maihälfte begünstigte die Entwicklung der Saaten. Die anschließende mehrwöchige Trockenheit bis Ende Juni - nördlich der Donau hielt sie teils bis zur dritten Juliwoche an – sorgte vielerorts für Trockenstress. Die Trockenheit in Verbindung mit hohen Temperaturen ließ die Bestände zügig abreifen. Da die anschließende längere Regenperiode Erntearbeiten größtenteils verhinderte, wurden die meisten Schläge erst nach dem 10. August gedroschen.
Im bayerischen Schnitt fuhr die Praxis eine schlechte Haferernte ein. Von den knapp 80 Schlägen, anhand derer der bayerische Durchschnittsertrag ermittelt wird, wurden sieben als nicht erntewürdig eingestuft. Und auch bei den gedroschenen Partien waren die Ergebnisse oft schwach. Nur gut 10 % der Stichprobenbetriebe erreichten Erträge über 50 dt/ha.

Anbaubedeutung und Verwertung

Der Haferanbau verlor in den letzten fünfzig Jahren massiv an Bedeutung. Von 160.000 ha Anfang der 1970er Jahre nahm die Fläche in Bayern nahezu kontinuierlich bis ins Jahr 2019 auf 21.000 ha ab. Heuer stand in Bayern auf rund 25.200 ha Sommerhafer (ohne Hafer zur Ganzpflanzenerzeugung). Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Minus von 3.500 ha. Der Tiefststand aus dem Jahr 2019 wurde jedoch nicht erreicht.
Der in Bayern angebaute Hafer wird hauptsächlich verfüttert. Soll er für die menschliche Ernährung genutzt werden, muss er, anders als in der Tierernährung, zunächst entspelzt (geschält) werden. Da es in Bayern nur wenige Verarbeiter von Lebensmittel-Hafer gibt, spielt seine Erzeugung, trotz des seit Jahren steigenden Bedarfs, nur eine untergeordnete Rolle. Hinzu kommt, dass Schälmühlen in der Regel einheitliche, teils sortenreine, sowie größere und qualitativ hochwertige Partien wünschen. Für die Schälmühlen interessante Mengen werden in Bayern kaum erfasst und aufbereitet.

Ansprüche an Mindestqualität

Beim Handel ist das zentrale Qualitätskriterium das Hektolitergewicht (Hl-Gewicht). Die Mindestanforderungen variieren je nach Abnehmer und Verwendungszweck meist zwischen 50 und 55 kg/hl, wobei die niedrigeren Werte für Futterhafer gelten. Neben der Umwelt hat die Sorte Einfluss auf die Höhe des Hl-Gewichts. In den letzten Jahren wurden nur Sorten zugelassen, die mittel bis hohe und hohe Hl-Gewichte aufweisen. Die Sortenunterschiede im Landessortenversuch sind mit 1 kg/hl relativ gering.
Schälmühlen
Schälmühlen stellen zum Teil weitere Anforderungen, wie z.B. gute Sortierung (90 % über 2,0 mm), leicht und gut zu entspelzende Körner, geringer Spelzenanteil und Anbau bestimmter Sorten. Die geforderten Qualitäten lassen sich am ehesten mit qualitativ hochwertigen Sorten, auf Standorten mit gesicherter Wasserversorgung, bei nicht zu heißen Temperaturen während der Kornfüllung und trockenen Abreifebedingungen erzeugen. Auch das Vermeiden von Lager, eine termingerechte Ernte und das rasche Erreichen einer Kornfeuchte von maximal 14 % tragen zum Anbauerfolg bei. Außerdem muss Hafer sorgfältig und trocken eingelagert werden, da er wegen seines hohen Fettgehalts leicht verdirbt.

Sortenwahl

Die Ertragsunterschiede sind im aktuellen Hafersortiment gering. Somit kann bei der Sortenwahl das Augenmerk auf andere Eigenschaften wie Standfestigkeit und Strohstabilität gelegt werden. Vor allem bei feuchter Abreifewitterung ist auch eine gleichzeitige Reife von Korn und Stroh vorteilhaft, da feuchtes Stroh zu Ernteverzögerungen sowie zu Druschproblemen führen kann. Krankheiten sind meist nicht bekämpfungswürdig. Resistenzen spielen deshalb eine eher untergeordnete Rolle. Wird Hafer verkauft, bieten Sorten mit hohem Hl-Gewicht eine bessere Vermarktungssicherheit.

Landessortenversuch Ergebnisse

In diesem Jahr standen acht Spelzhafersorten – alle Gelbhafer – auf fünf Standorten in Bayern im LSV zur Prüfung.
Der Versuch in Straßmoos (Neuburg-Schrobenhausen) fiel der ungünstigen Witterung zum Opfer. Durch die Trockenheit traten dort deutliche Bodenunterschiede zu Tage, die dann zu großen Ertragsunterschieden innerhalb des Versuchs führten. Mit nur 28 dt/ha war der Ertrag auch sehr gering.
In den Hafer-LSV wird auf Fungizide verzichtet. Wachstumsregler werden in Bayern nach Bedarf eingesetzt. Sie bringen auf lagergefährdeten Standorten häufig wirtschaftliche Mehrerträge. Übermäßige Wachstumsreglergaben sollten allerdings vermieden werden, da diese zu Ertragseinbußen führen können. Bei sehr standfesten Sorten ist keine Halmverkürzung nötig.

Aktuelle Ergebnisse

Die Datenbasis ist bei Hafer deutschlandweit gering, deshalb werden die Erträge der LSV, die in der Südhälfte von Deutschland stehen, gemeinsam verrechnet. Den mehrjährigen Erträgen liegen je nach Sorte zwischen 25 und 75 Versuche zugrunde. Die einjährige Verrechnung basiert auf 9 Einzelergebnissen.