Sommergerste – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Sommergerstenähren im Feldbestand.

In Bayern waren die Sommergerstenerträge heuer oftmals schlecht. Der bayerische Durchschnittsertrag, ermittelt anhand von rund 110 Praxisschlägen, lag heuer nur bei 41 dt/ha und damit um 11 dt/ha unterhalb des Zehnjahresmittels. Ein vergleichbar schwaches Ergebnis wurde zuletzt 2007 erzielt.

Nach Angaben des bayerischen Landesamts für Statistik betrug heuer die Fläche, auf der im Frühjahr Sommergerste gesät wurde, 90.600 ha. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Minus von 8 %. Nur 2016 und 2021 war die Anbaufläche noch geringer. Die im Spätherbst gesäte Sommergerste wird in der Statistik zu den Wintergersten gezählt.
Zu den beliebtesten Sommergerstensorten im Freistaat zählten dieses Jahr Avalon und Amidala, gefolgt von Accordine, Solist, RGT Planet und Lexy. Auf über 90 % der Sommergerstenflächen wurde eine dieser Sorten angebaut.

Anbau- und Erntebedingungen

Die Witterung war für Sommergerste wie auch für die anderen Sommergetreidearten heuer ungünstig. Bereits die Saat bereitete oft Schwierigkeiten. Der März fiel vor allem in Nordbayern sehr niederschlagsreich aus, und auch der April präsentierte sich kühl-nass. Es gab somit nur kurze Zeitfenster, in denen die Felder befahrbar waren. Die Saat zog sich deshalb von Anfang März bis Ende April hin. Die folgende wüchsig warme Witterung in der ersten Maihälfte tat den Beständen gut. Danach folgte eine bayernweite mehrwöchige Trockenphase bis Ende Juni, nördlich der Donau hielt sie teils bis zur dritten Juliwoche an. Dies führte vor allem auf den schwächeren nordbayerischen Standorten zu Trockenschäden. Bayernweit ließ die Trockenheit in Verbindung mit hohen Temperaturen die Bestände zügig abreifen und die Ernte begann früh um den 10. Juli. Eine längere Regenphase ab der letzten Juliwoche brachte die Erntearbeiten bis etwa 10. August weitgehend zum Stillstand. Nach dem Regen waren die Ähren vielfach von Schwärzepilzen befallen und schmutzig grau verfärbt. Auch Auswuchs konnte häufiger beobachtet werden. Über 50 % der bayerischen Sommergerste wurden erst nach dem Regen gedroschen.

Qualität in der Praxis

Von den 110 Praxispartien wurde auch die Qualität ermittelt.

Rohproteingehalt

Der Rohproteingehalt war heuer im Schnitt mit 11,9 % sehr hoch und deutlich über dem zehnjährigen Mittel von 10,8 %. Nur 35 % der Proben lagen innerhalb des von der verarbeitenden Industrie angestrebten Bereichs von 9,5 bis 11,5 %. Dies ist der niedrigste Anteil seit vielen Jahren.
Die untersuchten Partien aus Oberfranken, dem Regierungsbezirk mit der größten Sommergerstenfläche, schnitten heuer besonders schlecht ab. Neben niedrigen Erträgen fielen auch die Rohproteingehalte mit im Schnitt 12,8 % sehr hoch und damit ungünstig aus. Da die allermeisten Sommergersten in Oberfranken erst nach der Regenphase geerntet wurden, waren die Körner zudem oft bräunlich verfärbt und Auswuchs trat verbreitet auf.

Kornqualität

Der Vollgerstenanteil (> 2,5 mm) war hoch und übertraf mit 93 % den mehrjährigen bayerischen Schnitt von 90 %. Auch das Tausendkorngewicht (TKG) erreichte mit 48 g überdurchschnittliche Werte, während das Hektolitergewicht mit gut 66 kg unterdurchschnittlich ausfiel.

Landessortenversuche

Die Landessortenversuche (LSV) standen heuer an sieben Orten, wovon sechs ausgewertet werden konnten.

Rentabilität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes

In den LSV werden alle Sorten in einer extensiven (ohne Fungizide, ohne/wenig Wachstumsregler) und einer intensiven Stufe, die Fungizide und Wachstumsregler nach Bedarf erhält, geprüft. Die Stickstoffdüngung ist am Produktionsziel Braugerste orientiert und erfolgt in beiden Stufen einheitlich. In den optimal geführten Varianten konnten im Mittel der letzten fünf Jahre 6 dt/ha (11 %) mehr geerntet werden. Dem gegenüber steht ein Mehraufwand von etwa 100 €/ha. Der Zusatzaufwand ist nicht immer wirtschaftlich wie sich heuer wieder zeigte. Bei fünf der sechs Versuche lagen die Mehrerträge unter 3 dt/ha. Diese reichten nicht aus, um die Mehrkosten zu decken.
Häufig bringt die Intensitätssteigerung eine Verbesserung der Qualität. Im Zehnjahresmittel konnten durch den zusätzlichen Pflanzenschutzaufwand der Vollgerstenanteil von 86 auf 92 erhöht und der Rohproteingehalt um 0,1 Prozentpunkte gesenkt werden. Das Hektolitergewicht stieg um 1,4 kg und das TKG um 2,9 g. Heuer wirkte sich die Intensitätssteigerung nur gering aus.

Sortenempfehlung

In die staatliche Sortenempfehlung wird eine Braugerstensorte erst nach mehrjähriger Prüfung im LSV aufgenommen. Neben hohen und stabilen Erträgen und ansprechenden Anbaueigenschaften muss sie auch eine gute Malz- und Brauqualität aufweisen.
Die Bewertung der Qualität wird vom Sortengremium des Berliner Programms vorgenommen. Entscheidend für die Qualitätsbeurteilung sind Mälzungs- und Brauversuche. Diese werden im Rahmen des Berliner Programms mit den meisten Neuzulassungen in kleinerem Umfang durchgeführt. Wenige ausgewählte Sorten werden zusätzlich in größerem Maßstab (großtechnische Verarbeitung) geprüft. Wird eine Sorte in der Großtechnik für gut befunden, erhält sie eine Verarbeitungsempfehlung. Von den im LSV stehenden Sorten bekamen Accordine, Prospect, Amidala und Lexy diese Empfehlung. Die Neuzulassungen Sting und LG Caruso werden derzeit großtechnisch verarbeitet. Anfang Februar entscheidet sich, ob sie eine Verarbeitungsempfehlung erhalten. Diese ist für eine Sorte sehr wichtig, denn bis jetzt ist es nur RGT Planet gelungen, ohne Empfehlung eine größere Anbaubedeutung zu erlangen.