XXVI. Bayerischer Braugerstentag 2025

weihnachtlich geschmückter Aventinussaal München

Der weihnachtlich dekorierte Saal des Münchner Augustinerkellers war am 28. November wieder der Treffpunkt von prominenten Experten aus Züchtung, Landwirtschaft, Handel, Wissenschaft sowie Malz- und Braubranche. Hochkarätige Vorträge sorgten für einen vollen Saal und gaben Stoff für lebendige Diskussionen.

Robert Sprinzl, stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Qualitätsgerstenanbaus in Bayern, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die zahlreichen Ehrengäste. Er sprach über die Herausforderungen, die der rückläufige Bierkonsum und die Warnungen vor den gesundheitlichen Gefahren von Alkohol für die gesamte Wertschöpfungskette mit sich bringen.

Gastvorträge

Sortenerkennung bei Braugerste mittels KI

Jaap Rommelaar, Mitgründer der Firma ZOOMAGRI, stellte die beeindruckenden Möglichkeiten dar, wie mit Bildanalyse und KI-Einsatz Getreidesorten identifiziert werden können. Diese innovative Technologie ist mittlerweile häufig im Handel und bei den Verarbeitern im Einsatz.
Künstliche Intelligenz findet auch bei den verschiedenen Systemen der Firma Geo-Konzept aus Bayern Anwendung.

Praktische Umsetzung von Digitalisierung und Einsatz KI in der Landwirtschaft

Thomas Muhr berichtete über die verschiedenen Themenfelder, in denen Fernerkundung, GPS und moderne Technik für die Landwirtschaft eingesetzt werden können. Dabei stehen für ihn und sein Unternehmen mit dem Wahlspruch "einfach machen" die schnelle Umsetzung der Ideen gemeinsam mit den Nutzern im Vordergrund.

Nachhaltig produziertes Braugetreide aus Bayern – Vorteil für Landwirte und Brauer?

Der Geschäftsführer der Braugerstengemeinschaft, Walter König, zeigte deutlich, dass Handel und Verarbeiter von den Erzeugern eine Zertifizierung der nachhaltigen Erzeugung erwarten. National und international sind solche Zertifikate inzwischen häufig die Voraussetzung für den Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte. Die Braugerstengemeinschaft strebt an, gemeinsam mit den Beteiligten der Wertschöpfungskette einen preisgünstigen und unbürokratischen Weg zu finden, um solche Anforderungen ohne zusätzliche Zertifizierungsvorgänge bei den Landwirten erfüllen zu können. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer erhielt König durch mehrere Online-Umfragen, bei denen alle Anwesenden ihr Smartphone einsetzen konnten.

Siegerehrung Braugerstenschauen in Oberfranken und Moosburg

Anschließend ehrte der Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft, Stephan Sedlmayer, die Sieger aus den Braugerstenschauen in Oberfranken und Moosburg und hob nochmals hervor, wie wichtig das Engagement für die Braugerste ist.

Schlusswort

Hermann Greif, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes, übernahm das Schlusswort der etwa dreistündigen Veranstaltung.
Die Landwirtschaft wünscht sich vor allem Planungssicherheit und keine weiteren aufwändigen Formalitäten zur Zertifizierung. Die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft in Bayern sei bereits durch die vorhandenen Verfahren bestens dokumentiert und wesentlich transparenter als die Zertifikate bei Produkten internationaler Herkunft.
Die große Beteiligung und angeregte Diskussion haben gezeigt, welche Bedeutung das Thema Braugerste nach wie vor für die gesamte Wertschöpfungskette in Bayern hat.

Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern

Dr. Markus Herz, verantwortlich für die Züchtungsforschung bei Gerste an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, gab in seinem Vortrag einen ausführlichen Überblick über den Verlauf des Anbaujahres und die zu erwartende Menge und Qualität aus der Ernte 2025.
  • Die Anbaufläche der Sommergerste ist in Bayern im Vergleich zu 2024 wieder um ca. 7.000 ha gestiegen. Damit wurde der überraschende Rückgang des Vorjahres zum Teil ausgeglichen. Den größten Zuwachs hat die Oberpfalz mit über 2.000 ha zu verzeichnen. In Oberbayern wurden mit ca. 22.000 ha die meisten Sommergerstenflächen bestellt. Der Ertrag ist mit 56,5 dt/ha einer der höchsten der letzten 15 Jahre.
  • Die lange Phase der Trockenheit im Sommer sorgte dafür, dass der Krankheitsdruck sehr gering war und die Gerste gesund aufwachsen konnte. Der zur Ernte einsetzende Regen hatte zur Folge, dass die Qualität der ordentlich herangewachsenen Gerste häufiger durch Auswuchs und Schwärzepilze beeinträchtigt wurde.
  • Insgesamt deckt die Erzeugungsmenge von Braugerste in Bayern den Bedarf für die bayerischen Mälzereien trotz der im Vergleich zum Vorjahr größeren Erzeugungsmenge nicht vollständig.
  • Angesichts des Klimawandels und des hohen Erzeugungs- und Qualitätsrisikos für Braugerste könnte der Anbau von Braugerste im Herbst, als Winterbraugerste oder Sommergerste, dazu beitragen, dass die Versorgung mit einheimischer Braugerste auch zukünftig sichergestellt werden kann. Daher wurden im Vortrag auch diese Anbausysteme und erste Versuchsergebnisse dazu vorgestellt.
Mit der Darstellung der Sortenergebnisse als Anzahl von Bierträgern je Hektar wurde die Leistung der unterschiedlichen Sorten den Zuhörern sehr anschaulich vor Augen geführt.

Posteraustellung und Anfrage der Vortragsfolien

Eine umfassende Posterausstellung mit aktuellen Ergebnissen aus den Versuchen und zahlreiche Proben von Sommer- und Wintergerste aus den verschiedenen Versuchen rundeten die Veranstaltung ab.

Vortrag und Poster als pdf verfügbar
Vortragsfolien und Poster werden auf Anfrage gerne zugeschickt.
E-Mail: Getreide@LfL.bayern.de

Terminankündigung

Die nach der Beendigung der Moosburger Herbstschau neu gestaltete Braugerstenbonitierung für den südbayerischen Raum findet am 15. September 2026 in Freising statt. Die Sieger werden am Münchner Braugerstentag ausgezeichnet. Termine und Vorgehensweise zur Abgabe der Muster werden rechtzeitig bekanntgegeben.