Forschungs- und Innovationsprojekt
MastOpti(M)Um: Verbesserung der Umweltwirkung in der Masthühnerhaltung
Masthühner, Foto LfL
Nährstoffangepasste Fütterung macht den Unterschied: Sie verbindet wirtschaftliche Masthühnerhaltung mit Verantwortung für Umwelt und Tiergesundheit. Denn werden Stickstoff (N) und Phosphor (P) im Futter an den Bedarf der Tiere angepasst, können Nährstoffüberschüsse deutlich reduziert werden. Das bedeutet weniger N- und P-Einträge in Boden, Wasser und Luft. Gleichzeitig profitieren die Tiere: Sie werden bedarfsgerecht mit Aminosäuren und P versorgt. Ganz nach dem Leitsatz: Nicht zu viel und nicht zu wenig.
Das Emissionsrecht verknüpft eine Reduktion der N-Ausscheidung mit einer Reduktion der Ammoniakemissionen:
"In der Geflügelhaltung ist (…) eine Minderung des Stickstoffgehalts im Geflügeltrockenkot um 10 Prozent und damit eine Minderung der Ammoniakemissionen um etwa 10 Prozent (…) zu erreichen." (TA Luft 2021).
Ob sich durch eine noch stärkere N-Reduktion im Futter von Masthühnern auch entsprechend mehr Ammoniak einsparen lässt und ob dieser Zusammenhang linear verläuft, ist bislang – anders als beim Schwein - nicht eindeutig belegt.
Gegenüber der Reduktion des P-Gehalts im Futter gibt es in der Praxis oft Vorbehalte, weil ein Absenken – ohne klare Indizien - mit Sorge um Leistung und Tiergesundheit verbunden wird. Dennoch ist eine P-Reduktion notwendig: Die weltweiten P-Reserven sind begrenzt – ein nachhaltiger und effizienter Einsatz ist daher unerlässlich.
Stickstoff- und P-reduzierte Fütterung ist nicht nur gute fachliche Praxis – sie ist ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Masthühner-Haltung. Bereits heute weisen viele Betriebe die N- und P-reduzierte Fütterung ihrer Masthühner nach, um die Auflagen des Emissionsrechts einzuhalten.
Das Projekt "MastOpti(M)Um" soll eine verlässliche, aktuelle Datenbasis schaffen, auf der Landwirte die Fütterung ihrer Masthühner künftig noch gezielter und effizienter gestalten können.
Projektziele
- Reduktion der N-Ausscheidung und Ammoniak-Emissionen aus der konventionellen und ökologischen Masthühnerhaltung
- Verringerung der P-Ausscheidungen aus der konventionellen Masthühnerhaltung bei weitestgehendem Verzicht auf mineralischen P in den Rationen
- Analyse des N-/P-Ansatzes im Ganzkörper
- Entwicklung innovativer Messverfahren und Evaluierung der Standortabhängigkeit der Ammoniak-Emissionen
Masthühner, Foto: Schulte-Huxel
Fußballen, Foto: Schulte-Huxel
Schlachtkörperteilstücke, Foto: Schulte-Huxel
Methoden
Fütterungsstudie unter konventionellen Bedingungen
In der konventionellen Masthühner-Fütterung können N- und P-reduzierte Fütterungsstrategien mithilfe des Einsatzes von freien Aminosäuren und Phytasen umgesetzt werden. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) definiert für Masthühner die N- und P- sowie stark N- und P-reduzierte Fütterung (DLG Merkblatt 457). Dennoch gibt es nach wie vor Vorbehalte in der Praxis, vor allem hinsichtlich der Einsparung von mineralischem P. In zwei Studien in Kitzingen und Haus Düsse soll überprüft werden, wie eine deutliche Einsparung von mineralischem P in der Praxis umsetzbar sein kann. Zum Einsatz kommt eine häufig in der Praxis eingesetzte schnell-wachsende Mastlinie.
Fütterungsstudie unter ökologischen Bedingungen
In der ökologischen Masthühner-Fütterung ist der Einsatz von freien Aminosäuren und Phytasen nicht zulässig. Daher ist die N- und P-reduzierte Fütterung nur in begrenztem Umfang realisierbar. Nichtsdestotrotz kann über die Umsetzung einer Phasenfütterung v. a. N eingespart und somit Nährstoffüberschüsse in den Ausscheidungen reduziert werden. Wie hoch dieses Reduktionspotential ist, soll in zwei Studien in Kitzingen und Haus Düsse untersucht werden. Zum Einsatz kommt eine häufig in der Praxis eingesetzte langsamerwachsende Mastlinie.
Während der Studien werden folgende Aspekte untersucht:
- Mastleistung (z. B. Tiergewichte, tägliche Gewichtszunahme, Futterverbrauch, Futteraufwand)
- Schlachtleistung (z. B. Teilstückgewichte nach Schlachtung)
- Tiergesundheit (z. B. Fußballengesundheit, Knochenstabilität)
Ein besonderes Detail: Um einen möglichen Interaktionseffekt der Fütterung mit der Stallumgebung abbilden zu können, werden die Studien zeitgleich an den Standorten Kitzingen und Haus Düsse mit denselben Futtermischungen und Eintagsküken aus der gleichen Brüterei durchgeführt.
Ganzkörperanalysen
Labor Universität Göttingen
Im Rahmen der Ermittlung der Nährstoffausscheidungen von Nutztieren spielt der Nährstoffansatz eine bedeutende Rolle. Dieser beschreibt, wie viel N und P im Tierkörper während der Mast gespeichert wird. Mithilfe von Nährstoff-Ansatz und Nährstoff-Input (z. B. über das Futter) in den Stall können somit die Nährstoffausscheidungen berechnet werden:
Nährstoff-Input (Futter) – Nährstoff-Ansatz (Zuwachs) = Nährstoff-Output
Für schnellwachsende Masthühner-Herkünfte liegen Daten zum Nährstoffansatz vor, jedoch sind diese aufgrund der züchterischen Entwicklung der letzten Jahre auf ihre Aktualität zu prüfen. Für den N- und P-Ansatz langsam wachsender Herkünfte liegen hingegen kaum Daten vor.
Für die Ganzkörperanalysen werden zu verschiedenen Zeitpunkten während der Mast Tiere entnommen und die Tierkörper auf ihren Nährstoffgehalt hin analysiert. Auf dieser Grundlage kann der Nährstoffansatz im Verlauf der Mast berechnet werden.
Emissionsmessungen
Die Erfassung von Ammoniak-Emissionen in (Geflügel-)Ställen stellt aufgrund der vielfältigen Funktionsbereiche besondere Anforderungen an die Messtechnik. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden innovative Messverfahren entwickelt, um Emissionen von Ammoniak (NH₃) präzise zu erfassen. Hierzu kommt eine dynamische Haube zum Einsatz, die mit kompakten Diodenlaser-Absorptions-Spektrometern ausgestattet ist. Diese Technik erlaubt eine kontinuierliche und hochauflösende Erfassung der Konzentrationsverläufe der Gase.
Zur mathematischen Beschreibung der physikalischen Prozesse unter der Haube wird ein Ersatzmodell entwickelt. Mit diesem Modell lassen sich die zu erwartenden Konzentrationsanstiege im Messvolumen vorhersagen, wenn die Quellstärke der Emission bekannt ist. Umgekehrt ermöglicht es das Modell, aus den gemessenen Konzentrationsverläufen auf die tatsächliche Quellstärke der Emissionen zu schließen.
Die entwickelte Messmethode wird an beiden Projektstandorten – Kitzingen und Haus Düsse – validiert und implementiert. Ziel ist es, die Auswirkungen der untersuchten Fütterungsvarianten auf die Ammoniakemissionen im Stall zuverlässig zu erfassen und zu bewerten.
Durch die Kombination aus präziser Messtechnik und modellbasierter Auswertung können die Emissionen zuverlässig quantifiziert und die zugrunde liegenden Prozesse besser verstanden werden.
Das Projekt „MastOpti(M)Um“ bündelt deutschlandweites Expertenwissen aus Tierernährung, Emissionsmessung, Tiergesundheit und Tierschutz. Projektpartner sind:
- LfL – Institut für Tierhaltung, Tierernährung und Futterwirtschaft
- LfL – Institut für Landtechnik
- Landwirtschaftskammer NRW – Fachbereich 71
- Landwirtschaftskammer NRW – Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse – Fachbereich 73
- Georg-August-Universität Göttingen - Department für Nutztierwissenschaften
- Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme
- Ludwig-Maximilians-Universität München - Lehrstuhl für Tierschutz, Ethologie, Tierhygiene und Tierhaltung
- Bayerische Staatsgüter Kitzingen
Ergebnisse
Erste Ergebnisse liegen voraussichtlich Ende 2026 vor.
Haben Sie Fragen? Dann wenden Sie sich gerne an die Projektleitung:
Dr. Philipp Hofmann
Tel.: 08161 8640-1922
E-Mail: ITF@LfL.Bayern.de
Projektinformationen
Projektleitung: Dr. Philipp Hofmann
Laufzeit: 01.01.2026 bis 31.12.2028
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
Förderkennzeichen: A/25/14