Foschungs- und Innovationsprojekt
Einfluss der Strukturversorgung auf Futteraufnahme und Milchleistung

Milchviehstall in Achselschwang

Die gängige Fütterungspraxis spielt sich häufig in einem Bereich ab, der im Ruf steht, eine „subakute ruminale Acidose“ hervorzurufen, die über ein Absinken des pH-Wertes charakterisiert ist, der in der Fütterungspraxis nicht nachzuweisen ist. Die Höhe des optimalen Kraftfuttereinsatzes ist daher immer wieder in Diskussion.

Zielsetzung

Die Höhe des Kraftfuttereinsatzes und die Wahl des Grobfutters bestimmen – bei einheitlicher Kraftfutterzusammensetzung – die Höhe des Gehaltes an ((schnell) abbaubarer) Stärke/Zucker und an strukturwirksamer Faser in der Ration bzw. den Strukturwert der Ration. Diese Parameter beeinflussen in starkem Ausmaß den Pansen-pH-Wert und damit eine wiederkäuergerechte und „tierwohlgerechte“ Fütterung. Allerdings spielt sich die gängige Fütterungspraxis häufig in einem Bereich ab, der im Ruf steht, lediglich eine „subakute ruminale Acidose“ hervorzurufen, die über ein Absinken des pH-Wertes charakterisiert ist, der in der Fütterungspraxis nicht nachzuweisen ist. Vorliegende Untersuchungen sollte daher Auswirkungen einer variierenden Strukturversorgung auf Leistungskriterien, Pansen-pH-Werte und Wiederkauverhalten bei der Milchkuh überprüfen. Die Versuche sind Teil eines vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) geförderten Projektes.

Methode

Versuch 1

Grafik Wiederkauprofil KuhZoombild vorhanden

Wiederkauprofil einer Kuh

Der Fütterungsversuch wurde am LVFZ Achselschwang mit 48 Milchkühen über eine Versuchsdauer von 12 Wochen hinweg durchgeführt. Die Tiere wurden unter Berücksichtigung von Laktation, Laktationsstand, Futteraufnahme und Leistungskriterien auf die Gruppen „150 g Kraftfutter/kg ECM“ und „250 g Kraftfutter/kg ECM“ aufgeteilt. Beide Gruppen wurden über eine Teilmischration (PMR) für ca. 20 kg Milch versorgt, die in etwa 2 kg Kraftfutter/Tier und Tag bereitstellt. Die weitere Kraftfutterzuteilung über Kraftfutterautomaten erfolgte für beide Gruppen in Abhängigkeit der Zuteilungskurven für ein Herdenleistungsniveau von 10.000 kg ECM/Tier und Jahr.

Versuch 2

Der zweite Versuch wurde über 17 Wochen hinweg durchgeführt. Der Versuch war 2-faktoriell angelegt: 24 Tiere wurden über eine maissilagebetonte Grundration gefüttert, 24 Tiere über eine grassilagebetonte Grundration. Die Rationen waren in Bezug auf den Energie- und nXP-Gehalt vergleichbar. Deutliche Unterschiede ergaben sich in der Versorgung mit (pansenstabiler) Stärke und dem Strukturindex. Über die Kraftfutterstationen wurden für Milchleistungen über 25 kg/Tag 500 oder 800 g Kraftfutter/kg Milch verabreicht.

Erfasste Parameter in beiden Versuchen:

  • kontinuierliche Futteraufnahme an den Wiegetrögen
  • tägliche Milchmenge
  • Milchinhaltsstoffe durch wöchentliche Milchproben
  • Lebendmasse jeweils nach Verlassen des Melkstandes
  • BCS und RFD bei Versuchsbeginn, zur Mitte des Versuchs und zu Versuchsende
  • retikuloruminaler pH-Wert an einer Auswahl von Kühen mithilfe eines kabellosen Pansen-pH-Bolus

Ergebnisse

Versuch 1

Bei erhöhter Kraftfutterzuteilung zeigt sich eine deutliche Erhöhung der Gesamtfutteraufnahme, wobei sich aber auch eine sichtliche Grobfutterverdrängung ergab. Insgesamt lag die Aufnahme an Grobfutter jedoch in beiden Gruppen auf einem hohen Niveau. Die Differenz in der täglichen Milchleistung lag bei 2 kg zugunsten der Gruppe mit höherer Kraftfutterzuteilung. Das geprüfte System zur automatisierten Messung des Wiederkauverhaltens war in der Lage, eine abgestufte Versorgung mit strukturwirksamer Faser darzustellen, die absolute Höhe der Messwerte muss jedoch weiter überprüft werden. Weitere Untersuchungen mit höherer Tierzahl sind anzustreben, wobei sich bei dem verwendeten System zur Messung der Wiederkauaktivität auf Grund der derzeit noch hohen Kosten Begrenzungen ergeben. Die Beziehung zwischen Wiederkauverhalten bzw. reticuloruminalem pH-Wert und dem Strukturindex der Ration oder der Aufnahme an peNDF aus dem Grobfutter war vor allem auf Einzeltierbasis gering. Daraus ergibt sich wiederum die Forderung nach weiteren Untersuchungen mit höherer Tierzahl aber auch mit stärkerer Abstufung in der Versorgung der Kühe.

Untersuchungen zum Einfluss des Kraftfutterniveaus auf Futteraufnahme und Milchleistung bei Fleckvieh- und Brown Swiss-Kühen - ausführliche Ergebnisse pdf 116 KB

Versuch 2

Während des Versuches ergab sich in allen Gruppen ein starker Leistungsabfall, der durch das Auftreten des Schmallenbergvirus erklärt werden kann. Die TM-Aufnahme lag im Mittel der maisbasiert gefütterten Tieren tendenziell höher als in den Vergleichsgruppen, die Grobfutteraufnahme war deutlich (P<0,05) erhöht. Die steigende Kraftfutterzulage führte zu einem Rückgang der Grobfutteraufnahme. Die Milchleistung war von der Behandlung unbeeinflusst. Der Milchfettgehalt war im Mittel der grassilagebasiert gefütterten Kühe erhöht (P<0,05). Auswertungen zum Pansen-pH-Wert weisen auf etwas günstigere Fermentationsbedingungen bei grassilagereicher Fütterung hin, allerdings bei hoher Streuung zwischen den Tieren. Die tägliche Wiederkaudauer war bei kraftfutterbetonterer Fütterung erhöht (P=0,053), die Grobfutterbasis beeinflusste die Wiederkaudauer nicht.
Einfluss der Fütterungsvariante auf Futteraufnahme und Milchleistungskriterien in Versuch 2
Grobfutterbasis
Kraftfutter (g/kg Milch) *
Maissilage
500
Maissilage
800
Grassilage
500
Grassilage
800
Gesamtfutter, kg TM/Tag22,4 ± 3,022,4 ± 2,821,4 ± 2,721,9 ± 2,4
Grobfutter, kg TM/Tag15,9 ± 1,4a14,7 ± 1,2b14,5 ± 0,9b13,5 ± 1,5b
Milchleistung, kg/Tag29,0 ± 7,229,7 ± 7,228,0 ± 7,029,0 ± 7,0
Milchfett, %4,17 ± 0,464,02 ± 0,264,33 ± 0,444,33 ± 0,43
Milcheiweiß, %3,84 ± 0,273,71 ± 0,173,91 ± 0,273,91 ± 0,24
* Für Milchleistungen > 25 kg/Tag

Projektinformation
Projektleiter: Dr. T. Ettle
Projektbearbeiter: A. Obermaier, P. Edelmann
Laufzeit: März 2014 bis April 2017
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Projektpartner: Lehrstuhl für Tierernährung, TUM
Förderkennzeichen: A/14/18