Unterschiedlich hohe Zulagen an Guanidinoessigsäure (GAA) in Rationen für Mastschweine

Mastschweine in einer Bucht mit einer Futterabrufstation

Kreatin ist ein essenzieller Bestandteil des zellulären Energiestoffwechsels zur schnellen Regeneration von Adenosintriphosphat. Dadurch ist es natürlicher Bestandteil des Muskelgewebes. Wirbeltiere können es selbst in Leber und Niere aus den Aminosäuren Glycin und Arginin und einer Methylgruppe herstellen. Aus diesem Grund enthalten tierische Futterkomponenten wie Molkeneiweiße oder Fischmehl Kreatin. Eine Formulierung mit mindestens 96 Prozent Guanidinoessigsäure ist in der EU für Schweine mit einer Dosierung von 0,06 bis 0,12 Prozent im Futter zugelassen.
In einem Versuch in Schwarzenau bei einer hohen bis sehr hohen Aminosäureausstattung der Rationen sowie Milchkomponenten in den Versuchsmischungen wurden keine Effekte von Guanidinoessigsäure auf Lebendmasseentwicklung, Futterverbrauch und Futteraufwand gefunden.

In einem weiteren Versuch mit Ferkeln zeigte sich bei jüngeren Tieren bis drei Wochen nach dem Absetzten positive Effekte auf den Futteraufwand beziehungsweise den Aufwand an umsetzbarer Energie pro Kilogramm Zuwachs unabhängig von der Höhe der Dosierung von. Obwohl sich im weiteren Verlauf der Aufzucht statistisch kein Unterschied mehr ergab, war im Mittel des Versuchs ein signifikanter Effekt der Zulage von Guanidinoessigsäure feststellbar.
In Versuchen mit Mastschweinen wird von einer Verbesserung der Futterverwertung sowie von verbesserten Leistungen und positiven Effekten auf die Schlachtkörperzusammensetzung berichtet. Dies sollte in einem Fütterungsversuch nochmals geprüft werden.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurden am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 96 Mastläufer ausgewählt und nach Lebendmasse, Geschlecht und Abstammung gleichmäßig auf jeweils vier Versuchsgruppen aufgeteilt. Der Versuch gliederte sich in zwei Fütterungsphasen von jeweils drei Wochen Dauer
  • Gruppe A: Kontrollgruppe, keine Zulage
  • Gruppe B: 600 Milligramm GAA-Formulierung pro Kilogramm Futter
  • Gruppe C: 900 Milligramm GAA-Formulierung pro Kilogramm Futter
  • Gruppe D: 1.200 Milligramm GAA-Formulierung pro Kilogramm Futter
Die Mastschweine wurden in 8 Buchten zu je 12 Tieren auf Betonspalten ohne Einstreu gehalten. Sie waren zu Versuchsbeginn zehn Wochen alt und hatten im Mittel eine Lebendmasse von 33 Kilogramm. Der Versuch gliederte sich in drei Fütterungsphasen (30 bis 60 Kilogramm, 60 bis 90 Kilogramm und 90 bis 120 Kilogramm Lebendmasse). Die Fütterung erfolgte an Abrufstationen.
Die Anfangsmastfutter setzten sich aus 54,7 Prozent Weizen, jeweils 20,9 Prozent Gerste und Sojaextraktionsschrot, 3 Prozent Mineralfutter sowie 0,5 Prozent Pflanzenöl zusammen. In der Mittelmast bestanden die Mischungen aus 55,7 Prozent Weizen, 25,9 Prozent Gerste, 14,9 Prozent Sojaextraktionsschrot, 3 Prozent Mineralfutter sowie 0,5 Prozent Pflanzenöl. In der Endmast kamen Mischungen aus 43,8 Prozent Weizen, 45,7 Prozent Gerste, 7 Prozent Sojaextraktionsschrot, 3 Prozent Mineralfutter sowie 0,5 Prozent Pflanzenöl zum Einsatz.
Die kalkulierten Aminosäuregehalte beliefen sich in der Anfangsmast auf 11,4 Gramm Lysin, 6,7 Gramm Methionin plus Cystin, 7,1 Gramm Threonin sowie 2,2 Gramm Tryptophan. Für die Futtermischungen der Mittelmast wurden 10,1 Gramm Lysin, 6,3 Gramm Methionin plus Cystin, 6,4 Gramm Threonin sowie 2 Gramm Tryptophan kalkuliert. Die entsprechenden Wert für die Endmastfutter lagen bei 8,4 Gramm Lysin, 5,1 Gramm Methionin plus Cystin, 5,4 Gramm Threonin sowie 1,7 Gramm Tryptophan.

Ergebnisse

Tägliche Zunahmen

In der Anfangs- und Mittelmast zeigte sich kein signifikanter Effekt der Zulage von Guanidinoessigsäure auf die täglichen Zunahmen. Demgegenüber waren in der Endmast die Tageszunahmen in Gruppe C mit 845 Gramm signifikant höher als in Gruppe A mit 752 Gramm und in Gruppe B mit 733 Gramm. In Gruppe D wurden 815 Gramm erzielt. Im Mittel des Versuchs lagen die Tageszunahmen zwischen 829 Gramm in den Gruppen A und B und 866 Gramm in Gruppe D. Signifikante Unterschiede konnten nicht festgestellt werden.

Futterabruf

In der Anfangsmast ergaben sich mit Werten von rund 1,8 Kilogramm pro Tier und Tag in allen Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Demgegenüber zeigte sich in der Mittelmast in Gruppe C mit 2,6 Kilogramm ein signifikant höherer Futterabruf als in den Gruppen A, B und D, in denen zwischen 2,3 und 2,4 Kilogramm abgerufen wurden. Auch in der Endmast wurden signifikante Unterschiede festgestellt. So wurde in den Gruppen A und C mit jeweils rund 2,8 Kilogramm signifikant mehr Futter pro Tier und Tag abgerufen als in Gruppe B mit 2,6 Kilogramm. Der Abruf in Gruppe D belief sich auf 2,7 Kilogramm. Im Mittel des Versuchs lag der tägliche Futterabruf in den einzelnen Gruppen zwischen 2,3 und 2,4 Kilogramm. Statistisch signifikante Unterschiede ließen sich nicht feststellen.

Futteraufwand

Was den Futteraufwand pro kg Zuwachs betrifft, so ergaben sich in der Anfangsmast mit 2,1 bis 2,2 Kilogramm Futter pro Kilogramm Zuwachs keine signifikanten Unterschiede. Demgegenüber zeigte sich in der Mittelmast in Gruppe C mit knapp 2,8 Kilogramm der höchste Futteraufwand. Die Unterschiede zu allen anderen Gruppen waren signifikant. In Gruppe D wurde mit 2,4 Kilogramm der niedrigste Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs ermittelt. Auch hier waren die Unterschiede zu allen anderen Gruppen signifikant. In den Gruppen A und B wurden jeweils rund 2,6 Kilogramm ermittelt. In der Endmast ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen Gruppe A mit einem Futteraufwand von 3,8 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs und den Gruppen C und D, in denen zwischen 3,3 und 3,4 Kilogramm ermittelt wurden. Der Futteraufwand in Gruppe B lag mit 3,6 Kilogramm dazwischen. Im Mittel der Mast war der Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs in Gruppe D mit 2,6 Kilogramm signifikant niedriger als in allen andern Gruppen, in denen zwischen 2,7 und 2,8 Kilogramm ermittelt wurden.

Schlachtkörperbeurteilung

Mit Ausnahme der Ausschlachtung, bei der die Tiere aller Gruppen mit Zulage von Guanidinoessigsäure signifikant niedriger lagen (83 Prozent gegenüber 81,7 bis 82,1 Prozent), gab es keine signifikanten Effekte auf die untersuchten Schlachtkörpermerkmale. Mit im Mittel über 60 Prozent in allen Gruppen war der Muskelfleischanteil als hoch einzustufen.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Die mittlere und hohe Dosierung von Guanidinoessigsäure führte gegenüber der Kontrollgruppe und der niedrigen Dosierung zu numerisch höheren Tageszunahmen (863 und 866 Gramm gegenüber jeweils 829 Gramm). Beim Futterabruf pro Tier und Tag ergaben sich im Versuchsmittel mit 2,2 bis 2,4 Kilogramm pro Tier und Tag keine statistisch abzusichernden Unterschiede.
Beim Gesamtfutterverbrauch pro Tier ließen sich die Unterschiede zwischen den Gruppen bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p=0,059 nur ganz knapp nicht mehr statistisch absichern. Da sich bei der mittleren Dosierung der höchste Futterverbrauch pro Tier zeigte, konnte kein direkter Zusammenhang zwischen der Höhe der Zulage von Guanidinoessigsäure und dem Gesamtfutterverbrauch abgeleitet werden. Hier fällt die Gruppe mit mittlerer Dosierung und 244 Kilogramm aus der Reihe. Im Vergleich dazu wurden in der Kontrollgruppe 5 Kilogramm sowie bei niedriger und hoher Dosierung 8 beziehungsweise 17 Kilogramm weniger Futter benötigt.
Der Futteraufwand sowie der Aufwand an umsetzbarer Energie war bei hoher Dosierung signifikant niedriger als in allen anderen Versuchsgruppen. Insgesamt erzielte somit nur die hohe Dosierung gegenüber der Kontrollgruppe einen positiven Effekt auf den Futteraufwand und den Aufwand an umsetzbarer Energie.
Beim Vergleich der Kontrollgruppe A mit der hohen Dosierung von 1.200 Milligramm pro Kilogramm Futter in Gruppe D ergab sich unter den gegebenen Bedingungen (Futterkosten Stand Juli 2022) ein Vorteil von 3,7 € pro Mastschwein.