Einsatz von Pflanzenkohle in der Ferkelfütterung

Porenstruktur von Pflanzenkohle

Pflanzenkohle

Pflanzenkohle ist ein in der EU gelistetes Einzelfuttermittel. Durch ihre offene Porenstruktur soll sie unerwünschte Substanzen aus der Nahrung aufnehmen und diese binden, bis sie wieder ausgeschieden werden. Pflanzenkohle entzieht somit diesen Stoffen ihre schädigende Wirkung.
Außerdem soll Pflanzenkohle das für das Immunsystem wichtige mikrobiologische Gleichgewicht im Darm stabilisieren und somit die Verdauung optimieren. Das wiederum erhöht die Futtereffizienz.
In zwei Fütterungsversuchen mit Ferkeln sollten die angeführten positiven Effekte der Pflanzenkohle überprüft werden.

Versuchsdurchführung

Die Fütterungsversuche wurden am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden jeweils 192 Tiere nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Versuchsgruppen aufgeteilt:
  • Kontrolle
  • Pflanzenkohle
Die Ferkel wurden in beiden Versuchen in 16 Buchten zu je 12 Tieren gehalten. Sie waren zu Versuchsbeginn vier Wochen alt und acht Kilogramm schwer.
In Versuch 1 kam Pflanzenkohle in allen Fütterungsphasen in folgender Dosierung zum Einsatz.
  • Absetzfutter: 3,1 Gewichtsprozent
  • Ferkelaufzuchtfutter I: 3,0 Gewichtsprozent
  • Ferkelaufzuchtfutter II: 2,3 Gewichtsprozent
In Versuch 2 wurde eine komplett andere Fütterungsstrategie verfolgt. Die Pflanzenkohle wurde nur in das Absetzfutter eingemischt. Die Dosierung erfolgte nach Volumen und belief sich auf rund ein Volumenprozent. Dabei wurden zwei Liter Pflanzenkohle zu 100 Kilogramm Absetzfutter gegeben.

Ergebnisse

Tägliche Zunahmen
In Versuch 1 waren beim Einsatz von Pflanzenkohle die Tageszunahmen um rund 90 Gramm vermindert. In der Kontrollgruppe wurden genau 500 Gramm erzielt, während sich in der Pflanzenkohlegruppe nur knapp 410 Gramm ergaben.
In Versuch 2 zeigte sich mit 555 Gramm in der Kontroll- und 560 Gramm in Pflanzenkohlegruppe kein Effekt.
Futterverbrauch
Der Futterverbrauch pro Tier und Tag unterschied sich in Versuch 1 mit 817 Gramm in der Kontroll- und 812 Gramm in Pflanzenkohlegruppe nur wenig.
In Versuch 2 war die Differenz etwas größer, ließ sich aber statistisch nicht absichern. In der Kontrollgruppe verbrauchten die Tiere 896 Gramm und in der Pflanzenkohlegruppe 869 Gramm.
Futteraufwand
In beiden Versuchen wurde ein signifikanter Effekt auf den Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs nachgewiesen.
In Versuch 1 erhöhte sich der Futteraufwand bei Einsatz der Pflanzenkohle von 1,61 auf 1,99 Kilogramm. In Versuch 2 war es umgekehrt. Hier verminderte sich der Futteraufwand von 1,61 auf 1,54 Kilogramm.
In nebenstehender Grafik sind die täglichen Zunahmen, der Futterverbrauch sowie der Futteraufwand für die ersten und letzten drei Wochen von Versuch 1 dargestellt. Dabei zeigten sich in beiden Abschnitten deutlich reduzierte Tageszunahmen und ein stark erhöhter Futteraufwand bei Einsatz von Pflanzenkohle.
Demgegenüber wurde der Futterverbrauch in beiden Phasen nur wenig beeinflusst
Wie der nebenstehenden Grafik entnommen werden kann, war in beiden Auswertungsabschnitten von Versuch 1 der Einfluss der Pflanzenkohle auf die Tageszunahmen und den Futterverbrauch gering. Nur beim Futteraufwand ließ sich ein positiver Effekt der Pflanzenkohle statistisch absichern.

Wirtschaftlichkeit

Aufgrund der deutlich niedrigeren Leistung bei der sehr hohen und lang andauernden Dosierung von Pflanzenkohle erübrigt sich eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für Versuch 1.
Anders verhält es sich im Versuch 2. Hier wurde durch Pflanzenkohle der Futteraufwand signifikant vermindert, was etwa 1,3 Kilogramm weniger an Ferkelfutter pro Tier bedeutet. Bei Ferkelfutterpreisen von 41 € (Herbst 2023) ergibt sich somit eine Futterkosteneinsparung von 0,53 € pro Ferkel. Im Versuch nahmen die Tiere der Pflanzenkohle Gruppe im Mittel 2,4 Kilogramm an Absetzfutter auf. Bei vorliegender Dosierung entspricht dies einem Pflanzenkohleverbrauch von 0,05 Liter pro Ferkel. Der Endkunde bezahlt für die Pflanzenkohle um die 95 Cent je Kilogramm was etwa 37 Cent pro Liter entspricht. Somit fallen Kosten von knapp 2 Cent pro Ferkel für die Pflanzenkohle an. Nach Abzug dieser Kosten ergibt sich immer noch ein Vorteil von 51 Cent pro Ferkel.

Zusammenfassung und Fazit

In Versuch 2 zeigte sich ein positiver Effekt der Pflanzenkohle auf die Futtereffizienz in der Ferkelaufzucht. In entsprechend niedriger Dosierung (1 Volumenprozent) kann der Einsatz von Pflanzenkohle um den Absetzzeitraum empfohlen werden. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die in diesem Aufzuchtabschnitt Probleme haben. Die Pflanzenkohle kann dabei auch buchtenindividuell on top zum Absetzfutter gegeben werden. Auch ein Einstreuen in die Bucht ist laut Hersteller möglich.