Pressemitteilung – 06. Juli 2023, Ruderatshofen
Beste Futterqualität bei bodennaher Gülleausbringung

Zur Reduktion der Ammoniakemissionen schreibt die Düngeverordnung ab 2025 vor, dass Gülle und flüssige Biogasgärreste auf Grünland ab 2025 nur noch bodennah und streifenförmig ausgebracht werden dürfen.
Beim Praxistag „Bestes Futter im Grünlandbetrieb“, den die LfL zusammen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren in Ruderatshofen insbesondere für die Allgäuer Betriebe veranstaltete, konnten sich die Landwirtinnen und Landwirte mit Wissenschaftlern und Beratern zum aktuellen Wissenstand informieren. Dabei waren auch Fachleute aus Österreich und der Schweiz, da man dort strukturbedingt vor den gleichen Herausforderungen steht. Vor allem wurde eine Plattform geschaffen, sich mit Berufskolleginnen und -kollegen über die Thematik auszutauschen.

Auf einer Wiese wird mit einem Schleppschuh Gülle streifenförmig ausgebracht. Gleichzeitig misst ein Mann die Ammoniakkonzentration.Zoombild vorhanden

Messung der Ammoniakkonzentrationen nach streifenförmiger Gülleausbringung. (Foto: B. Gleixner)


Die Umsetzung der bundeseinheitlichen Vorgaben stellt insbesondere für die Landwirte in den bayerischen Grünlandregionen eine große Herausforderung dar. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft will die Landwirtinnen und Landwirte zusammen mit den Beratern an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Selbsthilfeeinrichtungen intensiv dabei unterstützen, die geeignete Technik für den einzelnen Betrieb zu finden und weiterhin bestes Futter zu erzeugen.

Die betriebliche Verwertung von Gülle und flüssigen Gärresten im Grünland ist während der Vegetation sehr sinnvoll, weil dabei eine hohe Stickstoff-Effizienz erreicht wird und das Auswaschungsrisiko für Nitrat sehr gering ist. Dies bedingt aber generell das Risiko der Verschmutzung und damit einer Beeinträchtigung der Futterhygiene. Da mit der streifenförmigen Technik die Ablage der flüssigen Wirtschaftsdünger konzentrierter als mit der Breitverteilung erfolgt, können mit dem Antrocknen der streifenförmig abgelegten Gülle sogenannte „Güllewürste“ am Boden entstehen, die dann ins Futter gelangen können. Die landwirtschaftliche Praxis hat berechtigte Bedenken, dass der Einsatz der streifenförmigen Technik die Futterqualität negativ beeinflussen kann, wenn Güllereste ins Futter gelangen. Verschiedene Forschungsergebnisse widerlegen hingegen einen Zusammenhang zwischen streifenförmiger bodennaher Ausbringung und erhöhter Futterverschmutzung gegenüber der Breitverteilung. Auch zahlreiche Praktiker setzen seit vielen Jahren die streifenförmige Technik bereits erfolgreich und ohne negative Auswirkungen auf die Futterqualität ein.

Um Gefahren für die Tiergesundheit besser beurteilen und damit gezielt vermeiden zu können, untersucht die LfL zum Beispiel in den Projekten Grashygiene I und II zahlreiche Fragestellungen zum Themenkomplex Futterhygiene und Gülleausbringung bei der Grünlandbewirtschaftung. Bei Grashygiene II wird bis 2024 an mehreren Standorten in Bayern nochmal die Qualität von Ballensilagen bei unterschiedlicher Gülledüngung und Ernte mit Praxistechnik untersucht.

Bestes Futter im Grünland hängt aber nicht nur von der Düngung ab, sondern umfasst alle Verfahrenstechniken bei der Grünlandbewirtschaftung. Diese reichen von der Narbenpflege, über die Düngung, Ernte und Konservierung im gesamten Futterjahr bis hin zur Qualitätskontrolle des konservierten Ernteprodukts. Zu den einzelnen Verfahrensschritten fand daher zunächst an vier Stationen ein intensiver Austausch stand.

Am Nachmittag war Frau Staatsministerin Michaela Kaniber zur Veranstaltung hinzugestoßen. In Ihrer Rede machte sie deutlich, dass der Weg in die Zukunft der bayerischen Landwirtschaft nur gemeinsam bestritten werden kann und hob dabei die Unterstützung durch die Versuchsanstellungen der LfL und die Beratung hervor.

Bei der anschließenden Vorführung des Einsatzes unterschiedlicher Ausbringtechnik konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der Breitverteilung, Schleppschuh und Injektion bei unterschiedlichen Graslängen verschaffen. Der abschließende Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligten machte nochmal deutlich, wie intensiv sich die Anwesenden bereits mit der Thematik befasst hatten und gleichzeitig, wie groß die Bereitschaft der Betriebe ist, den eigenen Erfahrungsschatz zu teilen. Die bayerische Landwirtschaft zieht also an einem Strang, das gilt es von allen Beteiligten zu nutzen!

Der Tag verlief demnach so, wie es sich LfL-Präsident Stephan Sedlmayer zum Ziel gesetzt hatte und in seiner Begrüßung hervorhob: Es gilt, den Tag für einen intensiven Erfahrungsaustausch zu nutzen, damit Erkenntnisse aus Wissenschaft und Beratung schnell in der Praxis ankommen und gleichzeitig die Erfahrungen aus der Praxis in die wissenschaftlichen Untersuchungen einfließen zu lassen.



Auf einer Wiese wird mit einem Schleppschuh Gülle streifenförmig ausgebracht. Gleichzeitig misst ein Mann die Ammoniakkonzentration

Messung der Ammoniakkonzentrationen nach streifenförmiger Gülleausbringung. (Foto: B. Gleixner)

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Auf einer Wiese befinden sich viele Landwirte, die die bodennahe Aussbringung von Gülle begutachten.

Landwirte begutachten das Ergebnis der bodennahen Gülleausbringung. (Foto: B. Gleixner)

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Ministerin Michaela Kaniber und LfL-Präsident Stephan stellten sich der Diskussion mit jungen Landwirten.

Ministerin Michaela Kaniber und LfL-Präsident Stephan stellen sich der Diskussion. (Foto: B. Gleixner)

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Gülle wird mittels Injektion bodennah aufgebracht. Hinter einer Absperrung wird dies von interessierten Landwirten verfolgt.

Viele Zuschauer verfolgen die Gülleausbringung per Injektion. (B. Gleixner)

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Eine junge Frau mit einem Mikro in der Hand erklärt, was wichtig für Futterhygiene ist.

Hier geht's um Futterkonservierung. (Foto: B. Gleixner)

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Vier junge Landwirte stehen vor Infotafeln und unterhalten sich.

Erfahrungsaustausch auf dem Allgäuer Praxistag "Bestes Futter im Grünlandbetrieb". (Foto: B. Gleixner)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.