Bodenstruktur erkennen und beurteilen

Erdbrocken auf einer Hand.

Anleitung zur Bodenuntersuchung mit dem Spaten

Die Bodenstruktur, also die räumliche Anordnung der festen Bodenbestandteile, verändert sich laufend. Natürliche Prozesse wirken in ähnlicher Weise wie die Eingriffe des Menschen. Den Boden in einen optimalen Gefügezustand zu bringen, ist ein vorrangiges Ziel, besonders des Ackerbauern.

Was unter einem "optimalen Gefügezustand" zu verstehen ist, ist mehr eine Frage der Erfahrung und des Gefühls als klarer Messgrößen. Tatsächlich lässt sich das Gefüge in seiner Bedeutung für den Pflanzenstandort durch eine Aufgrabung mit dem Spaten, durch ein Beobachten von Form, Farben, Wurzeln, Hohlräumen und Übergängen viel besser erfassen als durch irgendeine andere Methode.

Ist die Bodenfruchtbarkeit auf meinen Feldern in Ordnung?

Ein Fuß tritt einen Spaten in die Erde.
Anhand der schnellen und einfachen "Spatendiagnose" kann die Bodenstruktur beurteilt und letztendlich verbessert werden.
Gegenstand dieser Gefügeuntersuchung ist der Wurzelraum. Deshalb muss man den Boden aufgraben. Das wichtigste Hilfsmittel dazu ist ein Spaten. Beobachtet werden: der Eindringwiderstand, der Zerfall eines Bodenblocks beim Abwerfen oder bei leichtem Druck mit der Hand, direkte und indirekte Gefügemerkmale und Gefügeveränderungen nach der Tiefe am Bodenprofil.

Schema zur Gefügebeurteilung im Feld

Entscheidend für die Beurteilung ist, ob die beobachtbaren Merkmale für das Gedeihen der Pflanzen günstig oder ungünstig sind. Günstige Merkmale erhalten die Note 1 oder 2 und stehen im Beurteilungsschema links, ungünstige Merkmale werden mit 4 oder 5 bewertet und stehen im Beurteilungsschema auf der rechten Seite. Besondere Bedeutung besitzt die Beschaffenheit der Bodenoberfläche. Deshalb ist sie stets gesondert zu bewerten.

Merkmale der Bodenoberfläche

Bodenoberfläche mit groben Bestandteilen.
Zu einer guten Bodenstruktur gehört eine poröse, nicht verschlämmte Oberfläche. Von der Beschaffenheit der Bodenoberfläche werden der Aufgang der Saaten, der Gasaustausch des Bodens (Bodenatmung), das Eindringen der Niederschläge (Infiltration) und der Oberflächenabfluss (Auslöser der Bodenerosion) maßgeblich bestimmt. Die Beschaffenheit der Bodenoberfläche ist in hohem Maß abhängig von der Bodenbearbeitung und der Humusversorgung.

Gefüge von Krume und Unterboden

Bodengefüge
Das wichtigste Merkmal für die Beurteilung von Krume und Unterboden ist die Gefügeform. Es werden zwei nicht aggregierte und fünf aggregierte Gefügeformen unterschieden. "Aggregiert" heißt, die winzigen, mit bloßem Auge nicht sichtbaren Bodenteilchen haben sich zu größeren, abgrenzbaren Formtypen zusammengeschlossen (Krümel, Bröckel, Polyeder, Prismen, Platten). Günstig ist ein Gefügezustand, der den Pflanzen eine durchgehend leichte Durchwurzelbarkeit gestattet, bei dem ein guter Saataufgang, eine hohe Infiltration und ein optimales Wasserangebot gewährleistet sind.
Diese Anforderungen an das Bodengefüge sind umso weniger erfüllt, je dichter die Bodenteilchen lagern, oder je größer und dichter die Aggregate sind. Dementsprechend steht das poröse, lockere, feinaggregierte Krümelgefüge unter 1 (sehr günstig), das dichte, grobe Polyedergefüge unter 4 (ungünstig). Bei den stark ausgeprägten polyedrischen Gefügen kommt es wesentlich auf die Größe der Gefüge-Elemente an. Ein fein polyedrisches Gefüge, wie es frostgaren, tonigen Böden eigen ist, erhält die Bewertungsziffer 2 (günstig). Bei Prismen- und Plattengefügen entscheidet die Aggregatgröße, ob sie unter 3 oder 4 einzuordnen sind. Das Bröckelgefüge steht zwischen Krümel- und Polyedergefüge und wird je nach Größe und Druck, bei dem es zerfällt, entweder mit 2 oder 3 beurteilt. Das Kohärentgefüge kann sowohl locker und porös und für Pflanzen dementsprechend günstig sein (ein Beispiel dafür ist der anstehende Löss) oder völlig dicht sein (Beispiel: zu nass befahrener Boden in der Reifenspur). Die Spannweite des kohärenten Gefüges reicht deshalb von 2 (günstig) bis 5 (sehr ungünstig). Das Einzelkorngefüge ist das Gefüge der Sandböden. Wegen seiner geringen Wasserhaltefähigkeit ist er nur "mittel", bei stärkerer Verdichtung "ungünstig" zu beurteilen.

Weitere wichtige Merkmale

Pflanzenwurzeln im Boden.
Erfolgt die Gefügebeurteilung unter wachsendem Bestand, so geben die Wurzeln, insbesondere die Wurzeldichte, ihre Verteilung über das Bodenvolumen und der Wurzelverlauf am besten Auskunft, ob das Gefüge in Ordnung ist oder nicht.
Farbe und Geruch lassen auf den Wasserhaushalt und die Durchlüftung schließen. Die eindeutigsten Merkmale für pflanzenschädigende Gefügestörungen sind die Reduktionszonen und stinkender Geruch. An der Verteilung der (eingearbeiteten) Ernterückstände und ihrem Rottegrad (abhängig von der Jahreszeit) kann man Bearbeitungsfehler leicht erkennen.
Vertikal durchgehende Röhren (Wurm- und Wurzelröhren) und Klüfte sind Anzeiger für eine gute Wasserleitfähigkeit, Durchlüftung und Durchwurzelbarkeit. Das Bodengefüge ändert sich von der Oberfläche zum Unterboden zwangsläufig, schon allein wegen der unterschiedlichen Auflastung.
Günstig ist es, wenn der Übergang allmählich erfolgt. Dagegen ist jeder abrupte Wechsel, weil Ursache für Wasserstau und gestörte kapillare Wassernachlieferung, ungünstig.

Maßnahmensteckbrief zum Erhalt guter Bodenstruktur

Mulchsaat bei Rüben.
Ziel ist es, die Tragfähigkeit und Aggregatstabilität der Böden zu verbessern. Die Umsetzung gelingt durch konservierende Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, bedarfsgerechte organische Düngung und Kalkung.
Das Befahren zu feuchter Böden ist zu vermeiden. Die Schlagkraft muss somit an die verfügbaren Feldarbeitstage angepasst werden.
Den Bodendruck begrenzen: Den Reifeninnendruck anpassen! Niedrigere Radlasten bevorzugen! Maximal 1 bar im Frühjahr, maximal 2 bar im Sommer/Herbst. Dies gelingt durch eine Reifendruckregelung und die Trennung von Feld- und Straßentransport.
Literatur
Die vorliegende Schrift gibt eine Anleitung, wie man dabei vorgeht, auf welche Merkmale es ankommt und wie sie zu bewerten sind. Die zahlreichen Abbildungen sollen das Erkennen und Einordnen des Beobachtbaren erleichtern und verbessern.

Bodenstruktur erkennen und beurteilen (LfL-Information zum Herunterladen und Ausdrucken)

Projekt- und Kooperationspartner

  • Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
  • Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum
  • Landwirtschaftskammer Niedersachsen
  • Landwirtschaftskammer Saarland