Schnellansprache zur Regenwurmhäufigkeit im Acker
Regenwürmer sind wichtige Indikatoren für die Bodenfruchtbarkeit und Zeiger für einen biologisch aktiven Boden. Die wissenschaftliche Standarderfassung der Regenwurmanzahl im Boden ist sehr arbeitsintensiv und zeitaufwändig. Für Äcker wurde daher auf den Boden-Dauerbeobachtungsflächen untersucht, wie gut eine einfache Schnellansprache die Häufigkeit der Regenwürmer im Boden wiedergeben kann. Mit dem Spaten wurden dabei 5-8 Bodenblöcke ausgegraben, das Bodenmaterial von Hand zerkrümelt und die darin enthaltenen Regenwürmer gezählt. Die im Mittel in jedem Block enthaltene Regenwurmanzahl wurde mit 30 multipliziert, um die Individuenzahl je m2 zu erhalten. Im Vergleich zur Standardmethode hat sich gezeigt, dass die Schnellansprache gute Hinweise zur Regenwurmabundanz geben kann, für die Erfassung der Artenvielfalt ist sie dagegen nicht geeignet.
Methode
Von 2012 bis 2022 wurde auf 47 Acker-Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Bayern ergänzend zur umfangreichen Standardmethode am selben Tag eine einfache Schnellansprache zur Regenwurmabundanz (Individuenanzahl pro m²) durchgeführt. Insgesamt waren es 55 Parallelerhebungen. Die Erhebungen erfolgten zur Aktivitätszeit der Regenwürmer (Frühjahr oder Herbst), innerhalb einer homogenen Ackerfläche von ca. 1.000 m² bei feuchten Bodenbedingungen und einer Bodentemperatur von 5 bis 15 °C. Die Äcker wiesen keine raue Furche auf. Zum letzten Pflügen betrug der Abstand mindestens sechs Wochen.
Weitere Informationen zur Boden-Dauerbeobachtung in Bayern
Streubewohnende Art Lumbricus castaneus
Tiefgrabende Art Lumbricus terrestris
Flachgrabende Art Aporrectodea caliginosa
Standardmethode: Methodenkombination
Die Standardmethode besteht aus einer Methodenkombination von „Austreibungsmethode“ und „Handauslese“. Bei der Austreibungsmethode wird eine 0,2 %ige Formaldehydlösung auf eine Probenfläche von 0,5 m2 Größe gegossen. Die Regenwürmer, die durch die Lösung aus dem Boden getrieben werden, werden anschließend über einen Zeitraum von 30 Minuten von der Oberfläche abgesammelt. Zusätzlich wird die Methode der Handauslese angewendet. Dabei wird innerhalb der gleichen Probenfläche ein Bodenblock von 32 x 32 cm und einer Tiefe von etwa 25 bis 30 cm (bis zur Pflugsohle) mit dem Spaten ausgehoben. Das entspricht einer Probenfläche von 0,1 m2. Der ausgehobene Boden wird von Hand zerkrümelt und sorgfältig nach Regenwürmern durchsucht. Die Methodenkombination wird für zehn Stichproben wiederholt.
Aufgießen der Austreibungslösung
Aufsammeln der Regenwürmer
Das Quadrat kennzeichnet die Fläche für die Handauslese
Boden von Hand zerkrümeln und durchsuchen
Schnellansprache: Handauslese
Bei der Schnellansprache werden 5-8 Bodenblöcke mit einer Länge, Breite und Tiefe von je ca. 18 x 18 x 25 cm ausgegraben. Zur Orientierung diente die Fläche eines Spatenblattes von 18 x 25 cm. Das Bodenmaterial wird von Hand zerkrümelt und die Regenwürmer gezählt. Die Flächengröße je Bodenblock ( = Stichprobe) beträgt ca. 1/30 m2. Multipliziert man den Mittelwert aus den 5 bis 8 Bodenblöcken mit 30, erhält man eine ungefähre Individuenanzahl pro m2.
Das Bodenmaterial wird von Hand zerkrümelt.
Ergebnis
Die Abundanzwerte (Individuen/m²), die mit den beiden Methoden ermittelt wurden, korrelierten stark miteinander (Korrelationskoeffizient: r = 0,93, p < 0,01). In 38 % der Erhebungen wich die Schnellansprache um weniger als ± 10 % von der Standardmethode ab, bei knapp 30 % der Schnellansprachen lag die Abweichung zwischen ± 10 und 20 %. Eine Unterschätzung der Abundanz durch die Schnellansprache trat ähnlich häufig auf wie eine Überschätzung. Auffällig war, dass bei geringer Abundanz die relative Abweichung der Schnellansprache zur Standardmethode tendenziell größer war als bei hohen Regenwurmabundanzwerten. Die tiefgrabende Art Lumbricus terrestris wurde mit der Schnellansprache 8-mal und mit der Standardmethode 47-mal erfasst.
Diagramm zur Regenwurmabundanz
Relative Differenz der Regenwurmabundanz
Fazit
Für regelmäßig bearbeitete Äcker liefert die Schnellansprache sehr gute Hinweise zur Regenwurmabundanz. Allerdings kann die Schnellansprache eine exakte Standardmethode nicht ersetzen, da sie deutliche Schwächen in der Erfassung der Artenvielfalt aufweist. Insbesondere für den Nachweis von tiefgrabenden Regenwurmarten ist die Schnellansprache nicht geeignet.
Regenwürmer in bayerischen Ackerböden: Ihre Vielfalt und Leistungen nutzen