Maßnahmen zur Steigerung der Naturnahrung in Karpfenteichen

Die Naturnahrung sichert die Eiweißversorgung bei der Erzeugung von Karpfen in der traditionellen Karpfenteichwirtschaft. Diese naturnahe Eiweißversorgung ist in der Aquakultur weltweit einzigartig. Es kann so auf die Fütterung von Fischmehl verzichtet werden. Diese Form der nachhaltigen Aufzucht wird daher auch ausdrücklich von den Organisationen Greenpeace und WWF anerkannt. Es ist ein Ziel, diese naturnahe Form der Aufzucht auch künftig aufrecht zu erhalten. Dabei ist es im Interesse des Teichwirtes, durch geeignete Teichpflegemaßnahmen die Entwicklung der Naturnahrung möglichst gut zu fördern. Forschung zur Teichdüngung und Teichpflege wurden seit Jahrzehnten nicht mehr durchgeführt. Da sich Umweltbedingungen und technische Möglichkeiten im letzten Jahrhundert geändert haben sollen verschiedene Vorhaben Möglichkeiten zur Optimierung der Naturnahrung unter heutigen Bedingungen aufzeigen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und anderer Formen nachhaltiger Landwirtschaft gefördert.

Zielsetzung

Fütterung von Karpfen mit Naturnahrung in Folge unterschiedlicher DüngestoffeZoombild vorhanden

In 30 Teichparzellen wird die Entwicklung der Naturnahrung nach der Ausbringung verschiedener organischer Düngemittel verfolgt

Ziel dieses Projektes , den Istzustand von bayerischen Teichen im Hinblick auf Nährstoffversorgung und Naturnahrungsaufkommen in einem Monitoring zu erfassen und optimale, an die jeweilige Situation angepasste Strategien zur Düngung und zu weiteren Teichpflegemaßnahmen wie Trockenlegung, Bodenbearbeitung und Kalkung zu entwickeln um ein gutes Aufkommen an Naturnahrung zu erzielen.

Methode

Luftbild der VersuchsteichparzellenZoombild vorhanden

Aus der Luft lasssen sich grosse farbliche Unterschiede zwischen den einzelnen Teichparzellen beobachten.

Es werden eine Reihe von verschiedenen Versuchen durchgeführt. In einem Monitoring werden die Unterschiede im Nährstoffgehalt des Teichwassers und des Teichbodens, die Entwicklung der Naturnahrung sowie die fischereilichen Erträge in jeweils 6 Teichen des Aischgrundes (Franken) sowie der Waldnaabaue (Oberpfalz) ermittelt und gegenüber gestellt. Parallel dazu laufen Versuche zur Teichdüngung in 30 Teichparzellen sowie 6 Teichen. Ein weiterer Versuch beschäftigt sich mit der Frage, ob durch Belüftung von Teichen das Aufkommen der Naturnahrung begünstigt werden kann. Neben den verschiedenen Behandlungen des Teichwassers werden auch verschiedene Behandlungen von Teichböden durchgeführt. Neben dem Trockenlegen werden die Bodenbearbeitung, das Kalken sowie Aspekte der Gründüngung verglichen. Als ein Maßstab wird hierbei unter anderem die Aktivität der Mikroorganismen im Teichboden herangezogen.

Ergebnisse

Es gab sehr umfangreiche Ergebnisse aus den verschiedenen Untersuchungen. Der gesamte Projektbericht ist unter

Abschlussbericht Externer Link

Schlußfolgerungen für die Praxis

Einflüsse der Düngung auf Naturnahrung und Fischertrag

  • Bei Teichen mit nährstoffreichen Teichböden (P2O5-CAL reiche Teichböden, gute Schlammauflage) brachte die Teichdüngung keine deutliche Zunahme des Nährtieraufkommens.
  • Bei nährstoffärmeren Teichböden (mit geringer Versorgung mit P2O5-CAL) konnte durch die organische Düngung mit Mist das Nährtieraufkommen und der Fischertrag durch die Naturnahrung deutlich gesteigert werden.

Praktische Empfehlungen zur Düngung

  • Teichböden zeigen eine hohe Variabilität im Gehalt an verfügbaren Nährstoffen.
  • Möglichst häufige Düngegaben über einen längeren Zeitraum, je nach Aufkommen von Nährtieren und limitierenden Parameter, sind Einmalgaben großer Mengen organischen Düngers vorzuziehen.
  • Hühnermist wirkt im Teich schneller steigernd auf die Phytoplankton- und Nährtier-Biomasse als Pferdemist mit eher langfristigerer Düngewirkung mit eher geringem Effekt auf das Phytoplankton – Eine Kombination dieser Düngemittel erscheint daher erfolgversprechend
  • Alternative Substrate wie Biogas-Gärreste können, evtl. kombiniert mit P-dichteren Düngestoffen unter günstigen Bedingungen das Aufkommen an Bodennährtieren unterstützen.
  • Schlammröhrenwürmer als wichtige Bodennährtiere sind in nährstoffreicheren Teichen begünstigt und profitieren von organischer Düngung.
  • Möglicherweise ist der Gehalt an P2O5-CAL im Teichboden ein geeigneter Parameter zur Abschätzung der Nährstoffversorgung und Düngebedürftigkeit eines Teiches.

Auswirkungen der Düngung auf die Umwelt (Wasserqualität, Qualität Teichboden)

  • Durch die Düngung war am Ende der Produktionsperiode keine Verschlechterung der Wasserqualität sowie der Bodenzusammensetzung im Hinblick auf Anreicherung mit Nährstoffen oder organischer Substanz festzustellen.
  • Durch die Strohdüngung können hohe und für Fische kritische pH-Werte im Teich gesenkt werden.

Auswirkungen des Besatzes mit Karpfen auf Nährstoffe, Plankton inkl. Blaualgen

  • Es wurde in Versuchen auch jeweils fischfreie Parzellen mit mit Karpfen besetzten Parzellen verglichen. In den fischfreien Parzellen kam es zu einer starken Entwicklung von Makrophyten. Durch die Entwicklung von Makrophyten kommt es zu einem spürbaren Rückgang von Nährstoffen im Teichboden und Teichwasser sowie zu einem Rückgang planktischer Nährtiere.
  • Fischfreie Teichparzellen zeigten deutlich geringeres Blaualgenvorkommen im Vergleich zu Teichparzellen mit Fischbesatz. Offensichtlich spielt hier die Konkurrenz mit Makrophyten eine große Rolle.
  • Die mikrobielle Aktivität und die mikrobielle Biomasse im Teichboden wurden durch Fischbesatz und mechanische Umwälzung (Belüftung) erhöht. Letztere erhöhte auch die Dichte an Bodennährtieren.

Maßnahmen zur Förderung von Rädertierchen zur Aufzucht kleinster Fischlarven

  • Zur Entwicklung kleinster Rädertierchen zur Aufzucht von kleinster Jungbrut (z.B. Zander) eignet sich vor allem die Düngung mit Rindermist oder Grünroggen. Diese schnitten deutlich besser ab als Heu bzw. die düngungsfreie Kontrolle. Eine nennenswerte Entwicklung von Rädertierchen ist temperaturabhängig und dauert bei um 12°C Wassertemperatur mindestens 12 Tage.
  • Bei dem Versuch der Ausbringung von Gründüngung mit Roggen oder Tritikale im Herbst zeigt sich, dass Staunässe im Teich vermieden werden muss, um eine erfolgreiche Blattentwicklung zu erzielen.

Auswirkungen des Trockenlegens und der Kalkung auf die Qualität von Teichböden

  • Bereits das Trockenlegen im Winter erzielt einen deutlichen Rückgang der Schlammschicht, die auch nach Wiederanstau weitgehend erhalten bleibt. Diese beruht jedoch nicht auf der Mineralisierung der organischen Substanz sondern wahrscheinlich einer Veränderung der Struktur der organischen Substanz und evtl. der mineralischen Bestandteile des Bodens.
  • Weder durch das einmalige Trockenlegen im Winter noch durch das einmalige Trockenlegen im Sommer wurde, auch unter Berücksichtigung der Bodenkalkung, der Gehalt an organischer Substanz im Teichboden reduziert.
  • Eine wirksame Reduktion von organischer Substanz im Teichboden kann vermutlich allenfalls nur durch regelmäßiges Trockenlegen erreicht werden.

Vergleich teichwirtschaftlicher Produktionsbedingungen bei Betrachtung von Teichen in der Oberpfalz und Franken

  • Die Teiche in der Oberpfalz haben nur etwa die Hälfte an Naturertrag im Vergleich zu den Teichen im Aischgrund. Faktoren dabei sind Klima und Beschaffenheit des Teichbodens.
  • Die Fischverluste in der Oberpfalz waren in etwa doppelt so hoch im Vergleich zum Aischgrund.
  • Der pH-Wert des Teichbodens hat einen deutlichen Einfluss auf den pH-Wert des Teichwassers.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. M. Oberle
Projektbearbeitung: Dr. D. Kallert*, T. Loy*, R. Walter**, Dr. J. Masilko, R. Amtmann
Laufzeit: 2016-2019
Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bundesprogramm Ökologischer Landbau und anderer Formen nachhaltiger Landwirtschaft
Projektpartner:
* KALLERT & LOY GbR, Adelsdorf
** Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
Förderkennzeichen: 2815NA069