Forschungs- und Innovationsprojekt
Projekt "TeichTestNetz" schafft neue Datenbasis für die bayerische Karpfenteichwirtschaft

Datenaufnahme: Fischwirt und Wissenschaftliche Mitarbeiterin stehen an Karpfenteich, blicken auf Klemmbrett mit Fragebogen und begutachten Fischfutter.Zoombild vorhanden

Datenaufnahme zur Erhebung von detaillierten Informationen, Foto: Lena Bächer

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit ihrem Institut für Fischerei (IFI) startet ein zukunftsweisendes Projekt zur Stärkung und Weiterentwicklung der Karpfenteichwirtschaft in Bayern.

Zuständig ist die Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft in Höchstadt an der Aisch. Ziel ist es, durch eine jährliche Datenerhebung von 100 repräsentativen Karpfenteichen erstmals eine fundierte und objektive Grundlage über die Situation und Entwicklung der Branche zu schaffen.

Hintergrund und Zielsetzung

Entwicklung: Hälternetz mit Speisekarpfen im WasserZoombild vorhanden

Entwicklung der Abfischmengen von Karpfen, Foto: Lena Bächer

Die bayerische Karpfenteichwirtschaft blickt auf eine teils tausendjährige Tradition zurück und ist ein wichtiger Bestandteil der regionalen Landwirtschaft sowie Naturlandschaft. Dennoch fehlte es bislang an einer umfassenden, wissenschaftlich abgesicherten Datenbasis, die sowohl den Betrieben selbst als auch der Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit ein realistisches Bild der aktuellen Lage und der Entwicklungsmöglichkeiten vermittelt.
Das neue Projekt setzt genau hier an: Über einen Zeitraum von mehreren Jahren werden auf 100 ausgewählten Karpfenteichen in ganz Bayern detaillierte Produktions- und Vermarktungsdaten erhoben. Im Fokus stehen dabei neben den Produktionsmengen und Verlusten vor allem wirtschaftliche Aspekte – also die Frage, wie rentabel und zukunftsfähig die Teichwirtschaft in Bayern ist. Der Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft, Dr. Martin Oberle, ist sich sicher: „Mit diesem Projekt schaffen wir eine wichtige Grundlage, um die Entwicklung und Probleme der Karpfenteichwirtschaft in Bayern auch für Branchenfremde nachvollziehbar zu machen. Die gewonnenen Daten helfen uns, gemeinsam Maßnahmen umzusetzen, welche die Teichwirtschaft nachhaltig stärken und zukunftsfähig machen.“

Vorgehen und Methodik

Datensicherheit durch Einzelteichbetrachtung

Teichflächen: Punktuelle Verteilung aller Teichflächen über BayernZoombild vorhanden

Teichflächen Bayern, Grafik: IFI

Die Besonderheit des Projekts: Pro teilnehmendem Betrieb wird während der gesamten Projektlaufzeit nur ein durchschnittlicher Teich erfasst. Dadurch bleiben Rückschlüsse auf den gesamten Betrieb ausgeschlossen und die Anonymität gewahrt. Gleichzeitig ermöglicht diese Herangehensweise eine besonders detaillierte Erfassung der Situation auf Teich-Ebene. Durch eine repräsentative Verteilung der Projekt-Teiche über ganz Bayern ist eine Hochrechnung möglich, sodass die Gesamtheit der Daten ein realistisches Abbild der bayerischen Teichwirtschaft ergibt. Die wissenschaftliche Projektbearbeiterin, Lena Bächer, nennt folgende Vorteile an diesem Vorgehen: „Kein teichwirtschaftlicher Betrieb muss bei der Teilnahme Sorge haben, dass seine Daten nachverfolgbar in die Öffentlichkeit gelangen. Wir als Institut für Fischerei können gleichzeitig mit der detaillierten und kontinuierliche Datenerhebung langfristige Trends erkennen und diese anonymisiert veröffentlichen. Dies schafft eine wissenschaftlich fundierte Argumentationsbasis.“

Art der Datenabfrage

Die teilnehmenden Betriebe erhalten jährlich ein einfaches, an bestehende Dokumentationspflichten angelehntes Abfrageblatt – wahlweise in Papierform oder digital. Der Zeitaufwand für die Teichwirte und Teichwirtinnen wird dadurch so gering wie möglich gehalten. Bei erstmaliger Teilnahme sind Betriebsbesuche durch die wissenschaftliche Projektbearbeiterin Lena Bächer geplant, um die Betriebe persönlich kennenzulernen, offene Fragen zu klären und das Ausfüllen der Unterlagen zu unterstützen. Nach Rücksendung der Abfrageblätter erhalten die Betriebe eine Aufwandsentschädigung und auf Wunsch eine individuelle Wirtschaftlichkeits- und Effizienzberechnung.

Zusammenarbeit im Projekt

Das Projekt wird vom IFI geleitet und in enger Zusammenarbeit mit dem Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V. (LKV) sowie den Fischereifachberatungen umgesetzt. Die Auswahl der 100 Teiche erfolgt direkt durch das IFI oder über die Ringberater des LKV. Interessierte Karpfenteichwirte können sich jedoch auch selbst beim IFI melden und einen ihrer Teiche für die Teilnahme vorschlagen.

Interessierte Karpfenteichwirte können sich auch selbst beim IFI melden und einen ihrer Teiche für die Teilnahme vorschlagen.

Bedeutung und Ausblick

Abendstimmung an Teich mit Spiegelung im WasserZoombild vorhanden

Zukunft der Teichwirtschaft, Foto: Lena Bächer

Die gesammelten und ausgewerteten Daten werden jährlich anonymisiert bzw. in Form von Mittelwerten veröffentlicht und dienen als Grundlage für wissenschaftliche Analysen, gezielte Beratung und die Weiterentwicklung von Fördermaßnahmen sowie für politische Entscheidungsprozesse. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für die Teichwirtschaft in Bayern nachhaltig zu verbessern – etwa durch Anpassungen in der Förderung oder Gesetzgebung.
Langfristig ist es wünschenswert, dass die teilnehmenden Betriebe auch nach Ende des Projekts weiterhin jährlich ihre Daten melden. So kann die geschaffene Datenbasis zu einer echten Entwicklungskurve ausgebaut werden, die nicht nur einzelnen Betrieben, sondern der gesamten Branche zugutekommt. Eine möglichst breite Beteiligung stärkt die Aussagekraft der Ergebnisse und hilft, die Zukunft der bayerischen Karpfenteichwirtschaft zu sichern.

Ergebnisse

Zu den ersten Ergebnissen des Projekts gehört die strukturierte Aufarbeitung der Teichverteilung über die bayerischen Landkreise. Diese wurde genutzt zur Erstellung des Verteilungsrasters der Projektteiche.
Die erste Abfragerunde findet im Herbst diesen Jahres statt. Im Winter 2025/2026 werden diese Daten ausgewertet und erstmalig veröffentlicht.

Kontakt für Rückfragen und Teilnahmeinteresse:
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft des Instituts für Fischerei (IFI)
Lena Bächer
Greiendorfer Weg 8
91315 Höchstadt a.d. Aisch
Tel.: 08161 8640 6222
Fax: 08161 8640 5555
E-Mail: hoechstadt@LfL.bayern.de

Projektinformationen
Laufzeit:
01.05.2025 bis 31.12.2029
Förderung:
Die Finanzierung erfolgt durch Mittel des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF)