Forschungs- und Innovationsprojekt
Entwicklung und Erprobung mechanischer, grasnarbenschonender Bekämpfungsstrategien des Maikäfer-Engerlings

Engerlinge im Boden

Im Projekt "Entwicklung und Erprobung mechanischer, grasnarbenschonender Bekämpfungsstrategien des Maikäfer-Engerlings" sollen verschiedene mechanische Bekämpfungsvarianten gegen die Larve des Maikäfers entwickelt und getestet werden. Ziel dabei ist es, die Engerlingspopulation mittels mechanischer Bearbeitung unter die Schadschwelle zu drücken, ohne dabei die Grasnarbe nachhaltig zu schädigen.

Hintergrund

In regelmäßigen Abständen von drei Jahren ist ab Anfang Mai mit einer erhöhten Engerlingspopulation in bestimmten Regionen Deutschlands zu rechnen. Diese Regionen können abgeschätzt werden, da der Maikäfer, bis auf wenige Meter standorttreu ist. Die Larven des Maikäfers ernähren sich in erster Linie von Wurzeln verschiedener Kräuter und Gräser in den oberen 4 bis 10 cm des Bodens. Untersuchungen haben ergeben, dass bei einem Befall mit mehr als 40 Engerlingen pro Quadratmeter das Gras beginnt abzusterben. Näheres hierzu finden Sie im Internetbeitrag "Befallserhebung und Handlungsempfehlung". Nach den Hauptschadensjahren 2016 und 2019 steht nun 2022 das nächste Hauptschadensjahr durch Engerlinge bevor. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Futtereinbußen durch Engerlingsfraß auf Grünlandflächen gilt die Bekämpfung des Engerlings und die Erhaltung des Grünlandes in einigen Regionen als wichtige Maßnahme, um die betroffene Grünlandbewirtschaftung zu erhalten und in Zukunft zu schützen.

Befallserhebung und Handlungsempfehlung Externer Link

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist es, mittels verschiedener mechanischer Bearbeitungsstrategien die Engerlings-Population unter den Schadschwellenwert von 40 Engerlingen pro Quadratmeter zu reduzieren, ohne dabei die bestehende Grasnarbe umzubrechen oder zu zerstören.

Material und Methoden

Im Rahmen des Projektes werden verschiedenste innovative Techniken in enger Kooperation mit Landwirten des Bayrischen Waldes erprobt. Einzelne Varianten werden optimiert und an vor Ort herrschende Bedingungen angepasst, um den Engerling möglichst effektiv bekämpfen zu können.
Für den Vergleich der Methoden sollen verschiedene Großparzellen bearbeitet und anschließend durch Auszählen der lebenden und abgetöteten Engerlinge die jeweilige Effektivität des Geräts bestimmt werden. Der bisherige Einsatzzeitraum bezieht sich auf die Bearbeitung von Grünlandflächen im Bayerischen Wald bei Breitenberg und Neureichenau nach dem 1. Schnitt. Die Großparzellen a: GP(a) wurden am 01.06.2022 bearbeitet, die Großparzellen b GP(b) am 06.07.2022. Jede Parzelle wurde anhand von fünf Grabungen (0,1 m²) jeweils nach der Anzahl lebender, verletzter und letal verletzter Engerlinge bonitiert. Die erfassten Engerlinge wurden zusätzlich mit zeitlichem Versatz nachbonitiert.

Bisher getestete Techniken und erste Ergebnisse

Die aktuellen Ergebnisse dieses Projekts liefern erste Erkenntnisse zu verschiedenen Techniken, stellen jedoch noch keine belastbaren Zahlen dar.
Grasnarbenbelüfter

Grasnarbenbelüfter

Grasnarbenbelüfter
Auf einer Welle angeordnete Messer mit scharfen Schneidkanten dringen bis zu 15 cm in den Boden ein. Die auf dem Markt verfügbare Maschine belüftet zusätzlich die Grasnarbe und fördert das Graswachstum.
In ersten Versuchen nach dem 1. Schnitt wurden 29 % der vorhandenen Engerlinge abgetötet. (n = 4 GP(a))
Vibrationsplatte

Vibrationsplatte

Prototyp Vibrationsplatte mit Schneidmesser (Zitzelsberger)
Das Wirkprinzip dieses Prototypens setzt sich zusammen aus einer Schneidwirkung, generiert durch Messerklingen, Vibration und Druck. Drei nebeneinander angeordnete Vibrationsplatten mit Schneidmessern erzeugen Schnitte im Abstand von 2,5 cm. Unter Durchführung weiterer Versuche muss zusätzlich noch die Grünlandverträglichkeit auf Bodenverdichtung untersucht werden. In ersten Versuchen nach dem 1. Schnitt wurden zwischen 33 % und 39 % der vorhandenen Engerlinge abgetötet. (n = 4 GP(a))
Profiwalze

Profiwalze

Profiwalze
Die marktverfügbare Maschine erzeugt ihre Wirkung durch Scheiben mit spitzen Zähnen, welche bis zu 5 cm in den Boden eindringen. Damit die Maschine eine optimale Wirkung erzielt, muss eine ausreichende Bodenfeuchte gegeben sein. In ersten Versuchen wurden nach dem 1. Schnitt 24 % der vorhandenen Engerlinge abgetötet. (n = 4 GP(b))
Tiefenlockerer

Tiefenlockerer

Tiefenlockerer
Ein mit Messerklingen bestücktes Tiefenlockerungsschar erzeugt 10 bis 20 cm unter der Grasnarbe horizontale und vertikale Schnitte. Die Funktionalität des Geräts ist aufgrund des hohen Steinbesatzes in den Versuchsparzellen nicht gegeben. In ersten Versuchen konnten keine Einsatzerfolge erzielt werden.
Stechgerät

Stechgerät

Prototyp Stechgerät
Das Prinzip des Stechgerätes basiert auf einem umgebauten Meerrettichroder. Die an einer Schiene befestigten Spitzen dringen durch oszillierende Bewegung bis zu 10 cm tief in den Boden ein. Ohne eine ausreichende Federung ist hier ebenfalls der Einsatz auf steinigen Flächen nur schwer zu realisieren. Die geringe Flächenleistung gestaltet die Umsetzung in der Praxis ebenfalls schwierig. In ersten Versuchen nach dem 1. Schnitt wurden 28 % der vorhandenen Engerlinge abgetötet. (n = 4 GP(b))

Ergebnisse

Weitere Ergebnisse des Projekts werden im Herbst 2022 erwartet.

Projektinformation:
Projektleitung: Stefan Thurner
Projektbearbeitung: Lisa Vogt
Laufzeit: 04.2022–02.2023
Projektpartner: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)