Sortenempfehlung und LSV-Ergebnisse der GPS-Versuche von Roggen und Triticale

GPS Getreide Frankendorf

GPS-Ernte auf dem Standort Frankendorf

Getreide kann mehr als nur Körner liefern. Die Erzeugung von Ganzpflanzensilage (GPS) aus Getreide ist ebenfalls verbreitet und vor allem interessant, wenn die Ernte bei Mais und Grünland geringer ausfällt als erwartet.

Der Einsatz von Mais wird in zahlreichen Biogasanlagen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reguliert. Der sogenannte Maisdeckel zielt darauf ab, den Anteil von Mais und Getreidekörnern in Biogasanlagen zu begrenzen. Unter den Substraten, die unter diesen Deckel fallen, sind neben Mais-Ganzpflanzen, Maiskorn-Spindel-Gemisch, Lieschkolbenschrot und Körnermais auch Getreidekörner aufgeführt, weshalb Alternativen wie GPS-Getreide gefragt sind. Nach schlechten Maisjahren oder bei geringen Grünlanderträgen kommt es immer wieder zu Substrat- bzw. Futterknappheit. Mit Getreide-GPS kann früh im Jahr diese Lücke geschlossen werden.

Vorteile

Abgesehen von den gesetzlichen Beschränkungen weist der Anbau von Wintergetreide zur GPS-Nutzung auch pflanzenbauliche Vorteile gegenüber Silomais auf, wie z. B. Reduzierung der Erosionsgefahr und der Nährstoffauswaschung durch die Winterbegrünung. Außerdem kann die Bodenfeuchtigkeit im Herbst und Winter genutzt werden. Mit Wintergetreide lassen sich auch die Vorgaben zur Mindestbodenbedeckung (GLÖZ6) während des Winters einhalten.
Vorteilhaft ist auch, dass durch den zusätzlichen Anbau von GPS-Getreide das Ernteausfallrisiko gegenüber reinem Silomaisanbau verringert wird. Durch Mais als Sommerung und Getreide als Winterung sinkt gerade auf zu Trockenheit neigenden Standorten das Ertragsrisiko, da der Hauptwasserbedarf der beiden Kulturen in unterschiedliche Zeitfenster fällt. Vor allem für Grenzlagen des Silomaisanbaus ist GPS-Getreide interessant.

Anbaufläche

Getreide-GPS wird in Bayern vor allem aus Triticale gewonnen. Laut Mehrfachantragsdaten waren heuer von den rund 80.600 ha Wintertriticale 24.000 ha als GPS vorgesehen. Deutlich seltener wurden Roggen (3.400 ha), Wintermenggetreide (2.900 ha) - hierbei handelt es sich um einen gemeinsamen Anbau verschiedener Wintergetreidearten - sowie Winterweizen und Wintergerste angegeben. Heuer wurde mit rund 38.400 ha eine mit dem Vorjahr vergleichbare Getreide-GPS Fläche gemeldet

Sortenwahl

Die entscheidende Komponente von Biogas ist das brennbare Methan. Geeignet für die Biogasproduktion sind somit Feldfrüchte, die einen hohen Methanertrag pro Hektar liefern. Dieser setzt sich zusammen aus dem Trockenmasseertrag pro Hektar und der daraus erzielbaren Methanausbeute, ausgedrückt in Normliter Methan pro kg organischer Trockensubstanz (Nl CH4/kg oTS). Da sich die Getreidesorten nicht in der Methanausbeute unterscheiden, ist der Trockenmasseertrag je Hektar ein entscheidendes Kriterium bei der Sortenwahl.
Daneben sind bei GPS-Sorten eine gute Standfestigkeit sowie eine ausgewogene Blattgesundheit von Vorteil. Krankheiten und Schädlinge können in etwas höherem Maß toleriert werden als bei Körnernutzung. Ein Fungizideinsatz ist in Jahren mit geringem Krankheitsdruck oftmals nicht erforderlich. Standfeste Sorten sollten vor allem bei Einsatz von größeren Mengen organischer Dünger gewählt werden, denn Lagergetreide führt nicht nur zu Ernteerschwernissen, sondern erhöht auch den Schmutzeintrag in den Fermenter. Beim Wachstumsreglereinsatz ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn vor allem auf ertragsschwächeren Standorten führt ein nicht angepasster und überhöhter Einsatz durchaus auch zu Ertragsverlusten, insbesondere wenn Trockenheit das Wachstum beeinträchtigt.
Ergebnisse aus den Versuchen zur Körnernutzung liefern wertvolle Sorteninformationen. Allerdings lassen sich aus dem Kornertrag oder der Pflanzenlänge nur begrenzt Rückschlüsse auf die Eignung einer Sorte für die Silagenutzung ziehen. Zudem existieren speziell für die Silagenutzung gezüchtete Roggen- und Triticalesorten. Um alle interessanten Sorten miteinander vergleichen zu können, werden GPS-Versuche durchgeführt.
Sinnvoll kann der Anbau von Sorten sein, die sowohl gute GPS- als auch ansprechende Kornerträge liefern. Bei diesen Doppelnutzungssorten besteht, ohne größere Ertragseinbußen in Kauf nehmen zu müssen, die Möglichkeit, bis zum Häckseltermin zu entscheiden, ob das Getreide siliert oder später gedroschen werden soll. Da die Nachfrage nach GPS-Substrat vom Grünlandertrag und der zu erwartenden Maisernte beeinflusst wird, bieten Doppelnutzungssorten den großen Vorteil, flexibel auf die aktuellen Witterungs- und Marktbedingungen reagieren zu können. Wer schon sicher weiß, dass Ganzpflanzensilage erzeugt wird, kann auf GPS-Spezialsorten zurückgreifen.

Erntezeitpunkt

Die Ernte sollte bei Trockensubstanz (TS)-Gehalten der Gesamtpflanze zwischen 30 und 40 % erfolgen. Nur dann ist eine problemlose Silierung zu erwarten. In der Regel erreichen die Getreidearten diese Werte zwischen der frühen Milch- und der Teigreife, wobei die Witterung dies stark beeinflusst. In den LSV wurden die erforderlichen TS-Gehalte meist zwischen Mitte und Ende Juni erzielt. Bei trockenheitsbedingter früher Reife können die gewünschten Gehalte aber auch schon eher erreicht werden.

Versuchsergebnisse

Seit mehreren Jahren wird an zwei Standorten in Bayern die GPS-Eignung von verschiedenen Roggen- und Triticalesorten geprüft. Diese Landessortenversuche (LSV) stehen in Frankendorf, einem guten Ackerbaustandort in der Nähe von Erding, sowie auf einem Schlag mit mittlerer Bodengüte in Buchdorf im Landkreis Donau-Ries. Die Versuche werden ortsüblich optimal mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.
In die mehrjährige Ertragsauswertung fließen die Ergebnisse der letzten fünf Jahre ein. Bei Roggen liegen der Verrechnung bei den Sorten KWS Baridor und KWS Emphor drei und bei den restlichen Sorten sieben bis 16 Versuche zugrunde. Bei Triticale wird der Ertrag von Bicross aus vier und von den anderen Prüfkandidaten aus acht bis 17 Einzelergebnissen errechnet.
Vergleicht man die Standorte, an denen sowohl Roggen als auch Triticale angebaut und zum gleichen Zeitpunkt geerntet wurden, waren die Trockenmassegehalte (TM-Gehalte) in den Roggenversuchen im Durchschnitt von zwölf Einzelversuchen etwa einen Prozentpunkt höher als bei Triticale. Die Erträge lagen dagegen etwa auf gleichem Niveau. Wie auch bei der Körnernutzung schneidet Roggen auf schwächeren und trockeneren Standorten oft besser ab als Triticale. In den Versuchen lieferten Hybridroggen aber auch auf besseren Standorten hohe Erträge.

LSV-Ergebnisse Roggen

Helltop

Helltop, die älteste Sorte im Sortiment, bringt mit einem mehrjährigen Relativertrag von 99 % durchschnittliche TM-Erträge. Die TS-Gehalte sind leicht überdurchschnittlich. Ihre Standfestigkeit liegt im Bereich des Sortimentsmittels. Die dünnere Bestände bildende, längerstrohige Sorte wird auch zur Körnernutzung angebaut, kann im Kornertrag allerdings nicht mehr mit den neueren Hybridroggen mithalten.

KWS Progas

KWS Progas, eine extra für die GPS-Nutzung gezüchtete Sorte, liefert mehrjährig mit 102 % ansprechende TM-Erträge. Die TS-Gehalte liegen über dem Versuchsmittel. Die längerstrohige Sorte, die zur Körnernutzung nicht empfohlen wird, hat eine hohe Lagerneigung. Deutlich unterdurchschnittlich schnitt sie in den Versuchen ab, wenn sie früh und stark ins Lager ging, wie z. B. 2023 in Frankendorf (Relativertrag 88 %).

KWS Tayo

KWS Tayo bringt einen Relativertrag von 99 %. Im Schnitt liegen seine TS-Gehalte bei der Versuchsernte um knapp zwei Prozentpunkte unter denen von Helltop. Die Sorte zählt zu den kurzstrohigeren und standfesteren Prüfkandidaten. Aufgrund ihrer hohen Kornerträge, der mittleren bis geringen Mutterkornanfälligkeit und der durchschnittlichen TM-Erträge eignet sie sich gut als Doppelnutzungssorte.

Astranos

Astranos wurde in Dänemark als Körnerroggen zugelassen. Er ist somit wie alle Sorten, die in anderen EU-Mitgliedsstaaten zugelassen wurden, in Deutschland vertriebsfähig. Die Sorte weist mit einem Relativertrag von 104 % ein gutes TM-Ergebnis auf. In den acht Versuchen, an denen Lager auftrat, zeigte sich die Sorte wenig lageranfällig. Wie gut sie sich zur Körnernutzung eignet, wurde in den bayerischen Körner-LSV nicht geprüft.

SU Perspectiv

SU Perspectiv bringt mit 103 % ein überdurchschnittliches Ergebnis. Er gehört zu den etwas kürzeren, standfesteren Roggen im Sortiment. Aufgrund der hohen Kornerträge eignet er sich auch zur Körnererzeugung. Die Mutterkornanfälligkeit, die bei der GPS-Nutzung keine Rolle spielt, ist mittel.

SU Bebop

SU Bebop ist eine Populationssorte, während die anderen Prüfkandidaten Hybriden sind. Deshalb sind seine Saatgutkosten etwas niedriger. Die längerstrohige Sorte fällt mit einem Relativertrag von 92 % deutlich hinter das Versuchsmittel zurück. Sie gehört mit ihrer mittleren bis geringen Standfestigkeit zu den lageranfälligeren Sorten. In der Körnerroggenprüfung liefert sie 15 - 20 % geringere Erträge als die ertragreichen Hybriden KWS Tayo und SU Perspectiv. Positiv bei der Körnernutzung ist ihre geringe Mutterkornanfälligkeit.

Miranos

Miranos, eine in Dänemark als Körnerroggen zugelassene Sorte, bringt in den GPS-Versuchen einen Relativertrag von 102 %. Positiv fällt die gute Standfestigkeit auf. Da die schwächer bestockende Sorte nicht in den süddeutschen Körnerroggen-LSV stand, liegen keine Druschergebnisse vor.

KWS Proaktivor

KWS Proaktivor wurde in der Silonutzung geprüft und heuer zugelassen. Unter Einbeziehung der Ergebnisse aus dem Zulassungsverfahren erreicht die erstmalig im LSV geprüfte Sorte einen Relativertrag von 102 %. Die reine Silonutzungssorte ist längerstrohig und weist genauso wie KWS Progas Schwächen in der Standfestigkeit auf.

KWS Bridor und KWS Emphor

Von KWS Baridor und KWS Emphor liegen erst drei Ergebnisse aus zwei Jahren vor. Die mittel bis gut standfesten Sorten liefern einen Relativertrag von 99 und 98 %. KWS Emphor, eine der kürzesten Sorten im Versuch, sowie KWS Baridor wurden als Körnerroggen zugelassen und standen auch in den süddeutschen Körner-LSV. Sie brachten dort gut durchschnittliche Kornerträge. Mit ihrer geringen Anfälligkeit für Mutterkorn können sie nur bei der Körnererzeugung punkten.

SU Torvi

SU Torvi, eine in Dänemark als Körnerroggen zugelassene Sorte, stand heuer erstmalig im Versuch. Die mittel bis gut standfeste Sorte erreichte an beiden Standorten durchschnittliche TM-Erträge.

LSV-Ergebnisse Triticale

Tender PZO

Tender PZO, eine reine Silonutzungssorte, erzielt ein mittleres Ergebnis. Beim Anbau ist die erhöhte Gelbrostanfälligkeit zu beachten. Gelbrostbefall dürfte im Vorjahr hauptverantwortlich für das schwache Ergebnis (83 % relativ) in Buchdorf gewesen sein. Die Resistenz gegen Braunrost ist ebenfalls unterdurchschnittlich. Die etwas schwächer bestockende Sorte wurde auch als Winterzwischenfrucht (Grünschnitttriticale) vom Bundessortenamt geprüft und zugelassen.

Trimasso

Trimasso ist eine langstrohige Silonutzungssorte, die mit einem Relativertrag von 97 % mittlerweile etwas abfällt. Sie stand als bundesweite Verrechnungssorte im Versuch.

Allrounder PZO

Allrounder PZO, eine in Körner- und Silonutzung zugelassene Sorte, eignet sich vor allem zur Ganzpflanzenernte. Sie bringt einen mehrjährigen TM-Ertrag von 102 %. Der TS-Gehalt des Ernteguts liegt um einen Prozentpunkt über dem Versuchsmittel. Die Sorte besitzt sehr gute Resistenzen gegen Gelb- und Braunrost. Sollen die Körner geerntet werden, ist auf die mittlere bis hohe Fusariumanfälligkeit zu achten. Im Kornertrag wird sie deutlich schwächer bewertet als die neuen Körnertriticalesorten.

Kitesurf

Kitesurf ist eine in Frankreich und Italien zugelassene EU-Sorte. In den GPS-Versuchen liefert sie durchschnittliche Ergebnisse. Im mehrjährigen Mittel weist das Erntegut die geringsten TS-Gehalte auf, rund zwei Prozentpunkte weniger als Allrounder PZO. Kitesurf stand 2021 in einer deutschlandweiten Körnerprüfung. Dort konnte sie im Kornertrag nicht mit der in der Praxis weit verbreiteten Körnersorte Lombardo mithalten. Sie zählte dort zu den lageranfälligen Körnertriticalen. In den 11 von ihr absolvierten GPS-Versuchen fiel sie dagegen nicht negativ auf.

Rivolt

Rivolt, eine auf hohe Kornerträge gezüchtete Sorte, fällt mit einem TM-Ertrag von 93 % ab. Ihre nur mittlere bis geringe Gelbrostresistenz ist beim Anbau zu beachten. Die zu den standfesteren GPS-Sorten zählende Sorte weist die geringste Pflanzenlänge im Sortiment auf. Um rund 20 cm ist sie kürzer als die langstrohige Trimasso. In den bayerischen Körner-LSV bringt sie vor allem in der behandelten Variante gute Ergebnisse.

Lumaco

Lumaco, eine Sorte mit sehr guter Mehltau- und Gelbrostresistenz, liefert durchschnittliche TM-Erträge. Sie gehört zu den kurzstrohigeren Sorten im Versuch. In den bayerischen Körner-LSV erreicht sie mehrjährig leicht unterdurchschnittliche Erträge.

Resolut PZO

Resolut PZO wurde als Winterzwischenfrucht (Grünschnitttriticale) getestet und zugelassen. Bei dieser Prüfung erfolgt die Ernte etwa zum Ährenschieben und damit früher als bei der GPS-Prüfung. In den GPS-Versuchen zeigt sich die Sorte ertragsstark mit einem TM-Ertrag von 106 % relativ. Sie weist mit Abstand die höchste Pflanzenlänge in der Prüfung auf – im Schnitt rund 50 cm länger als Rivolt. An den fünf von Lager betroffenen Versuchen war sie meist die lageranfälligste Sorte. Anfälliger wird sie auch für Mehltau beschrieben. Ihre Gelbrostresistenz ist sehr gut. Zur Körnernutzung eignet sie sich nicht.

Brehat

Brehat bringt durchschnittliche TM-Erträge. Die Resistenzen gegen Gelb- und Braunrost sind sehr gut. In der Körnerprüfung wird er im Merkmal „Lager vor Körnerernte“ als stark lageranfällig beschrieben. In der GPS-Prüfung fiel er nicht negativ auf. Die Kornerträge lagen im Mittel der Jahre 2021 und 22 in den bayerischen Körner-LSV auf knapp mittlerem Niveau.

Bicross

Bicross erreicht einen mittleren TM-Ertrag von 105 %. Das gute Ergebnis basiert jedoch erst auf vier Versuchsergebnissen aus zwei Jahren. Gegen Gelb- und Braunrost zeigt sich Bicross sehr resistent. Die in Körnernutzung geprüfte und zugelassene Sorte erzielte im Vorjahr hohe Kornerträge bei gleichzeitig geringem Ährenfusariumbefall.

Neu in der Prüfung – Ergebnisse von zwei Orten

Elephantus PZO
Elephantus PZO, als Winterzwischenfrucht zugelassen, brachte heuer an den beiden Versuchsorten TM-Erträge von 99 und 101 %. Die GPS-Sorte ist längerstrohig und sehr gut gegen Mehltau und Gelbrost resistent. Am Versuchsort Frankendorf zeigte sie sich heuer lageranfällig.
Trimobe
Trimobe, eine neu zugelassene Körnertriticale mit sehr guten Resistenzen gegen Mehltau, Gelb- und Braunrost, aber mit höherer Anfälligkeit für Rhynchosporium, erzielte heuer TM-Erträge von 98 und 95 %.

Aktuelle Ergebnisse