LfL-Jahrestagung am 30. Oktober 2014

Weizenfeld in Nahaufnahme

Ackerbau - mit hohen Erträgen erfolgreich wirtschaften

Der Ertrag ist seit jeher ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Ackerbaubetrieb. Ob Nahrungsmittel, Futtermittel, Rohstoffe oder Energieträger: Gute Erträge auf dem Feld bedeuten geringere Durchschnittskosten, eine bessere Nutzung von Boden, Wasser und Betriebsmitteln sowie eine höhere Effizienz. Diese Faktoren schlagen sich auch in Kennzahlen wie Treibhausgas-Emissionen je Produkteinheit oder Wasser-Fußabdruck positiv nieder. Selbst wenn in Jahren mit hohen Erntemengen häufig die Marktpreise nachgeben, bleibt aus einzelbetrieblicher Sicht ein standortangepasst optimierter Ertrag je Flächeneinheit der entscheidende Erfolgsfaktor.
Wichtigstes Ziel für den Ackerbauern – gerade bei gleichbleibend hohen Betriebsmittelpreisen – ist und bleibt die Optimierung der Produktion bei geringem Aufwand und markt- und verwertungsgerechter Produktqualität. Die breite Ausrichtung der LfL in der Forschung und beim Wissenstransfer ermöglicht die Bearbeitung unterschiedlichster praxisrelevanter Fragestellungen und deren unmittelbare Umsetzung in Form von aktuellen Lerninhalten und Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis. Die Fachvorträge stellten aktuelle Fragen des Ackerbaus in den Fokus und zeigten fundierte Hintergründe, Analysen und Lösungsansätze auf. Bei jedem Vortrag gab es die Gelegenheit zur Diskussion, so dass Impulse für die Ausrichtung von Forschung und Wissensvermittlung aufgenommen werden konnten.
Als Ergänzung zu den Fachvorträgen wurden einige spezielle Themen in einer Posterpräsentation vorgestellt. Die LfL-Jahrestagung richtete sich an alle interessierten Landwirte, Beratungskräfte und Fachleute aus der Land und Ernährungswirtschaft, die sich mit den Herausforderungen des Acker- und Pflanzenbaus in Bayern befassen.

Zusammenfassungen der Vorträge

Moderner Ackerbau im Einklang mit Umwelt-, Boden- und Erosionsschutz
Landwirtschaft und insbesondere der Ackerbau stehen im Kontext von Ernährungssicherung, Wertschöpfung im ländlichen Raum, Erholungswert der Landschaft und Erhalt von Umweltgütern und Ressourcen. Moderner Ackerbau nutzt den technischen Fortschritt für eine pflanzliche Produktion, die hohe und sichere Erträge erzielt, dabei den Boden effizient und schonend bewirtschaftet und den Menschen entlastet. Ertragreiche Böden müssen ausreichend mit organischer Substanz (Humusbildung und Humuserhalt) und Kalk versorgt werden. Schonendes Befahren und Bearbeiten der Böden sichern eine entsprechend gute Bodenstruktur, mit geeigneten Mulchsaatverfahren kann der Bodenerosion wirksam entgegengewirkt werden.
Die Schonung der Bodenstruktur erfolgt vornehmlich durch acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen wie Fruchtfolgegestaltung, Zwischenfruchtanbau, konservierende Bodenbearbeitung und Kalkung, aber auch über Arbeitsverfahren, die z.B. eine Trennung von Feld- und Straßentransport ermöglichen und die konkreten technischen Möglichkeiten, die vom Fahrzeug ausgehende mechanische Belastung zu verringern.
Ein Schlüssel zur Vermeidung von Erosion und Oberflächenabfluss bei Reihenkulturen ist eine höhere Bodenbedeckung nach der Saat und ein Vermeiden intensiver Bodenbearbeitung zumindest im Frühjahr vor der Saat. Das gelingt mit Verfahren dauerhaft konservierender Bodenbearbeitung. In Pflugsystemen kann mit Zwischenfruchtanbau vor der Reihenkultur, Einschlitzen der Gülle im Frühjahr und Mulchsaat ohne Saatbettbereitung ein hohes Maß an Erosionsschutz in der Gewittersaison sichergestellt werden.
Fruchtfolgen gestalten – nachhaltige Erträge erzielen
Bei einer landesweiten Betrachtung der Anbauverhältnisse auf dem Ackerland in den letzten 25 Jahren könnten die Richtwerte für die Anteile wichtiger Feldfrüchte in der Fruchtfolge durchaus eingehalten werden. Betrachtet man aber einzelne Kultarten und deren regionale Anbauschwerpunkte, so war bereits 1994 an Hand der InVeKos-Angaben ersichtlich, dass z.B. bei Winterraps der empfohlene Anteil von 25 % an der Ackerfläche in über 25 % der Betriebe überschritten worden ist. Eine neuere Auswertung der Invekosdaten auf Basis von Einzelschlägen in den Jahren 2005 bis 2012 bestätigte das Ergebnis von 1994. In den Hauptanbaulagen des Winterrapses standen sogar 35 % des Rapses in einer dreigliedrigen Fruchtfolge. Noch enger waren die Fruchtfolgeabstände bei Winterweizen. Hier stand auf den fränkischen Platten in den Jahren 2009 bis 2012 sogar 25 % des Weizens nach Weizen, als sogenannter „Stoppelweizen“.
Auf weniger günstigen Standorten und bei ungünstigem Witterungsverlauf sind bei dieser Fruchtfolgestellung erhebliche Ertragsausfälle unausweichlich. Eine starke Zunahme in der Anbaufläche hat in den letzten Jahren der Mais erfahren. Mit der Einführung des EEG im Jahre 2000 kam es in Bayern zu einer stark anwachsenden Biogasproduktion, in Folge dessen die Anbaufläche des Silomaises eine Ausdehnung erfuhr. Der Anteil des Gesamtmaises an der Ackerfläche stieg von 20% im Jahr 1990 auf 26% in diesem Jahr.
Auch wenn durch wirtschaftliche Zwänge auf Fruchtfolgerestriktionen in den letzten Jahrzehnten immer weniger Rücksicht genommen wurden, können pflanzenbauliche Zusammenhänge nicht außer Kraft gesetzt werden. In Zeiten einer immer stärker werdenden Beobachtung der Landwirtschaft durch die Gesellschaft, sollten Fruchtfolgezusammenhänge wieder stärker von den Praktikern berücksichtigt werden. Umweltpolitische Programme der Länder und zukünftig auch Einschränkungen an die Fruchtfolge seitens der EU zum vollen Erhalt der Basisprämie können dazu beitragen, enge Fruchtfolgen wieder aufzulockern.
Bodenfruchtbarkeit sichern - Einsatz von Wirtschaftsdüngern und Gärresten
Bodenfruchtbarkeit aus der Sicht der Pflanzenernährung bedeutet eine ausreichende Nährstoffversorgung für wirtschaftliche Höchsterträge und die Vermeidung von Überversorgung mit ökologisch negativen Auswirkungen.
Voraussetzungen dafür sind eine an die Fläche angepasste Tierhaltung, die Einhaltung von Nährstoffkreisläufen und eine am Bedarf orientierte Düngeplanung.
Es gibt Indizien dafür, dass in Regionen mit intensiver Tierhaltung und Biogasproduktion sehr hohe Nährstoffmengen anfallen. In Bayern überschreiten bei näherer Betrachtung einige Regionen der N-Obergrenze von 170 kg/ha aus Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft. Dies gilt vor allem für Regionen mit intensiver Rinderhaltung. Bei Schweinen ist zu berücksichtigen, dass gerade in intensiven Gebieten eine gewisse Anzahl von Tieren nicht über den Mehrfachantrag erfasst ist. Summiert man den Nährstoffanfall aller Tierarten auf und bezieht auch die Nährstoffe der pflanzlichen Biogasgärreste mit ein, fallen in einigen Gemeinden mehr als 200 kg N an. Ein sinnvoller Nährstoffexport aus diesen Gebieten ist im Sinne einer nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit notwendig. Zahlen für einen maximal möglichen Viehbesatz werden dargestellt.
In intensiven Biogasbetrieben ist auf die Einhaltung eines ausgewogenen Nährstoffkreislaufes zu achten. Das gilt besonders beim Zukauf von Substraten für die Anlage, auch unter dem Aspekt, dass ein gewisser Anteil des Nährstoffbedarfs durch Mineraldünger gedeckt werden sollte.
Wesentliche Voraussetzung ist eine Düngeplanung, die sich am Bedarf orientiert und die Nährstofflieferung der organischen Dünger realistisch berücksichtigt.
Erträge steigern mit Hybridsorten?
Nach dem weltweiten Siegeszug der Maishybriden gelang es auch bei dem Fremdbefruchter Roggen Mitte der 1980er Jahre die erste Hybridsorte in Deutschland auf den Markt zu bringen. Mittlerweile nehmen Hybriden rund 2/3 der Roggenanbaufläche ein. In den bayerischen Landessortenversuchen (LSV) bringen Roggenhybride im Schnitt 18 % höhere Erträge als Populationssorten. Auch unter Einbeziehung der etwa doppelt so hohen Kosten für das Hybridsaatgut ist ihr Anbau meist lohnend.
Derzeit wird intensiv an Weizen- und Gerstenhybriden gearbeitet. Die Erträge der Hybridsorten bei Wintergerste (alle mehrzeilig) liegen im Moment etwa im Bereich der besten Liniensorten. Aufgrund des teureren Saatguts sind sie in den bayerischen LSV den besseren Liniensorten in der Wirtschaftlichkeit unterlegen.
Es bleibt abzuwarten, ob die in den nächsten Jahren zur Zulassung anstehenden Hybriden sich im Ertrag deutlicher abheben können. 2013 wurde weniger als 10 % der Wintergerstenfläche mit Hybriden bestellt. Von Weizenhybriden liegen derzeit nur wenige offizielle Sortenergebnisse vor. Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Hybriden bei Weizen ein hohes Ertragspotential haben. Gelingt es ertragsstarke Hybriden herzustellen und die derzeit noch vorhandenen Probleme bei der Saatguterzeugung in den Griff zu bekommen, werden auch Hybriden bei Weizen ihren Weg in die Praxis finden.
LfL-Düngeprogramm
Die bisherigen Düngeprogramme entsprachen nur bei DSN den modernen und fachlichen Ansprüchen. Nachdem die Novellierung der Düngeverordnung für jeden Landwirt und jeden Schlag bzw. Bewirtschaftungseinheit schriftliche Düngebedarfsermittlungen vorsieht, ist es dringend notwendig, der Praxis ein adäquates Programm zur Verfügung zu stellen. Das geplante Internetprogramm ermöglicht den Landwirten mit geringem Zeitaufwand jährliche Planungen zu erstellen. Dabei werden bei der Grunddüngung neue Berechnungsmethoden für die Empfehlungen verwendet.

EDV-Fachprogramme im Bereich Düngung

Hohe Pachtpreise für Ackerland – was tun?
Seit dem Jahr 2007 stiegen die Pachtpreise spürbar an, insbesondere bei den Neupachten (Bayern: + 53 %). Dies ist Ausdruck einer höheren Nachfrage nach Flächen bzw. einer rentableren Bewirtschaftung.
Jeder Pächter sollte den maximal tragbaren Pachtpreis nach seinen betriebsindividuellen Gegebenheiten kalkulieren. Der Grenzpachtpreis im Marktfruchtbau ist eine gute Basis bei der Ermittlung eines tragbaren Pachtpreises für Ackerflächen. Aus einzelbetrieblicher Sicht kann es darüber hinaus sinnvoll sein, Gewinnbeiträge aus der Viehhaltung oder aus dem Betrieb einer Biogasanlage für Pachtzahlungen zu verwenden.
Je nach betrieblicher und regionaler Situation gibt es unter Umständen Alternativen zur Pacht von Acker. Hierzu zählen der Zukauf von Grundfutter oder Substrat, die Abgabe von Wirtschaftsdünger, die Kooperation mit einem Ackerbaubetrieb und die Pacht von Grünland. Die Erschließung alternativer Einkommensquellen oder die Verpachtung sind weitere mögliche Optionen.
Über Gleitklauseln kann eine Beteiligung des Verpächters am Risiko der Erzeugung in Pachtverträgen erfolgen. Um die Liquidität zu verbessern, müssen diese sehr überlegt gewählt werden. Bei Bedarf sollte eine Rechtsberatung in Anspruch genommen werden.
Chancen auf einen tragbaren Pachtpreis eröffnet die Rücksichtnahme auf nicht finanzielle Anliegen der Verpächter.
Getreideerträge sichern durch gezielten Fungizid-Einsatz
Fungizide können Ertrags- und Qualitätsverluste im Getreidebau vermindern und damit wesentlich zur Sicherung betrieblicher Einkommen beitragen. Orientiert am Befallsgeschehen sollte ihr Einsatz stets gezielt und möglichst ressourcenschonend erfolgen. Gemäß dem Prinzip des „Integrierten Pflanzenschutzes“ nutzt der amtliche Pflanzenschutzdienst in Bayern daher bereits langjährig Bekämpfungsschwellen-Modelle, sowohl zur Bewertung der Befallssituation in Monitoring-Programmen, als auch für die entsprechenden Beratungsempfehlungen. Diem Sonderfälle Ramularia in der Gerste und Fusarium in Weizen und Triticale wurden über Risiko-basierte Ansätze integriert.
Fungizidresistenzen können durch den Wegfall ganzer Wirkmechanismen die Bekämpfung wichtiger Schaderreger gefährden. Bei den ehemals leistungsfähigen Strobilurinen genügte eine Punktmutation für den vollständigen Wirkungsverlust gegen Mehltau oder Septoria tritici. Andere Wirkstoffgruppen wie die Triazole reagieren dagegen mit schleichend nachlassender Leistung („shifting“). Auch bei der neusten Wirkstoffgruppe, den Pyrazol-Carboxamiden treten seit 2013 bereits erste Resistenzen in Bayern auf. Nur ein konsequentes Resistenzmanagement kann die weitere Entstehung und Ausbreitung der angepassten Schaderreger verzögern.
Das Krankheitsgeschehen im Erntejahr 2014 war von einem außergewöhnlich frühen und starken Auftreten von Gelbrost in Weizen und Triticale gekennzeichnet. Bereits zum Start des Monitorings wiesen erste Schläge Befall auf, der sich in den folgenden Wochen stetig nach Süden hin ausbreitete. Ursache der starken Epidemie war das Zusammentreffen eines neuen, sehr aggressiven Gelbrost-Pathotyps („Warrior-Rasse“) mit dem weitverbreiteten Anbau entsprechend anfälliger Sorten und den sehr günstigen Infektionsbedingungen im milden Winter und Frühjahr 2013/2014. Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist der Anbau resistenter Sorten. Zur gezielten Bekämpfung stehen hochwirksame Fungizide zur Verfügung, die allerdings rechtzeitig einzusetzen sind.

Organisation

Tagungsprogramm
9 bis 9:30 Uhr
Anmeldung und Posterschau
9:30 bis 9:45 Uhr
Begrüßung und Eröffnung:
Jakob Opperer/Präsident der LfL

Vorträge am Vormittag

Moderation:
Rudolf Rippel/Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
9:45 bis 10:20 Uhr
Moderner Ackerbau im Einklang mit Umwelt-, Boden und Erosionsschutz:
Dr. Markus Demmel/Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Robert Brandhuber/Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
10:20 bis 10:55 Uhr
Fruchtfolgen gestalten - nachhaltige Erträge erzielen:
Alois Aigner, Dorothea Hofmann/Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
10:55 bis 11:30 Uhr
Bodenfruchtbarkeit sichern - Einsatz von Wirtschaftsdüngern und Gärresten:
Dr. Matthias Wendland/Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
11:30 bis 12:00 Uhr
Erträge steigern mit Hybridsorten?:
Ulrike Nickl, Dr. Lorenz Hartl, Dr. Markus Herz/Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
12:00 bis 13:00 Uhr
Mittagspause

Posterpräsentation und Vorträge am Nachmittag

Moderation: Dr. Peter Doleschel/Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
13:00 bis 14:00 Uhr
Posterpräsentation mit Kurzvorträgen
14:00 bis 14:30 Uhr
Grundlagen der Düngeberechnung - LfL-Düngeprogramm (Online):
Dr. Matthias Wendland, Konrad Offenberger/Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
14:30 bis 15:00 Uhr
Kaffeepause
15:00 bis 15:30 Uhr
Hohe Pachtpreise für Ackerland - was tun?:
Dr. Robert Schätzl/Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
15:30 bis 16:00 Uhr
Getreideerträge sichern durch gezielten Fungizid-Einsatz! Wirkstoff-Resistenzen vermeiden, Gelbrost bekämpfen:
Stephan Weigand/Institut für Pflanzenschutz
16:30 Uhr
Ende der Veranstaltung

Veranstaltungsort

MERCURE Hotel Schweinfurt Maininsel
Konferenzraum

Maininsel 10-12
97424 Schweinfurt

Kontakt

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung

Tel.: 08161 71-3637
E-Mail: Pflanzenbau@LfL.bayern.de