Wintergerste – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Sechszeilige Wintergerste, grüne Ähren.

In diesem Jahr stand auf rund 218.000 Hektar Wintergerste als Druschfrucht in Bayern.

Nach bayernweit ergiebigen Regenfällen im Juli und August 2023 ermöglichte der sehr warme und trockene September eine weitgehend termingerechte Ausbringung der Wintergerste. Niederschläge und wüchsige Temperaturen ab Mitte Oktober förderten den Auflauf und ließen die Bestände in der Regel gut in den Winter gehen. Eine dicke Schneedecke schützte die Saaten Anfang Dezember vor teilweise zweistelligen Minusgraden. Auch einzelne Frostphasen vom 7. bis 21. Januar führten zu keinen nennenswerten Schäden. Lediglich Sommergersten im Herbstanbau winterten gebietsweise stark aus. Vor allem in früh gesäten Wintergersten wurde regional starker Befall mit Verzwergungsviren festgestellt.
Die überduchschnittlich warme Witterung ab Februar bis einschließlich Anfang April förderte bei gleichzeitig guter Wasserversorgung das kontinuierliche Wachstum der Wintergersten und führte zu einem Entwicklungsvorsprung von 2 bis 3 Wochen. Ein mehrtägiger Kälteeinbruch Mitte April mit gebietsweise Minustemperaturen und dünner Schneedecke bremste die Entwicklung ein. Ständige Niederschläge in Verbindung mit warmen Temperaturen erhöhten den Krankheitsdruck und erschwerten termingerechte Pflanzenschutz­maßnahmen. Rhychosporium-Blattflecken, Netzflecken und Zwergrost traten stärker auf als im Vorjahr. Wie in den Jahren zuvor dominierten auch heuer wieder Ramularia-Blattflecken das Krankheitsgeschehen. Die Wintergerstenernte startete zeitig in der letzten Juniwoche. Unbeständiges Wetter führte teilweise zu Ernteunterbrechungen.

Ertrag und Qualität

Bislang vorliegende bayerische Druschergebnisse aus der Praxis belegen auch heuer wieder schwankende Erträge von rund 20 dt bis 100 dt/ha. Der mittlere Hektarertrag liegt derzeit mit 61 dt/ha etwa 10 % unter dem Ertrag der letzten 5 Jahre. Der Marktwarenanteil von rund 98 % (+3 %) und das mittlere TKG von rund 47 g (+2 g) fallen etwas höher aus als im Vorjahr, das Hektolitergewicht liegt allerdings mit knapp 65 kg 4 bis 3 kg unter dem Vorjahr bzw. dem langjährigen Schnitt.

Landessortenversuche

In den Landessortenversuchen (LSV) werden ausgewählte Wintergerstensorten neben einer intensiven Stufe – entsprechend der gängigen Praxis im Ackerbau – in einer extensiven Variante, das heißt ohne Fungizid und ohne bzw. reduzierten Wachstumsreglereinsatz, auf ihre Anbaueignung in Bayern geprüft. Das zweizeilige Sortiment wurde auf zehn und das mehrzeilige auf sechs Standorten angebaut. In beiden Sortimenten waren je drei Versuchsstandorte wegen starken Befalls mit Verzwergungs­viren nicht wertbar.

Wirtschaftlichkeit des Pflanzenschutzmitteleinsatzes

Die gezielten Wachstumsregler-und Fungizidmaßnahmen brachten bei den Mehrzeilern auf den drei auswertbaren Standorten im Mittel Mehrerträge von rund 15 dt/ha. Der Pflanzenschutzeinsatz war auf allen drei Orten rentabel, im Mittel wurde ein Plus von 134 Euro/ha erzielt. Bei den Zweizeilern konnten die Mehrkosten für Mittel und Ausbringung (Eigenmechanisierung) auf 2 von 7 Standorten nicht gedeckt werden. Hier brachten die Schutzmaßnahmen im Schnitt über alle Orte knapp 13 dt/ha Mehrertrag bzw. 90 Euro/ha Mehrerlös.

Ertragsergebnisse nach Anbaugebieten

Da die Anbaugebiete sich nicht an politischen Grenzen orientieren, sondern nur nach pflanzenbaulichen Gesichtspunkten eingeteilt wurden und somit über Bayern hinausreichen, fließen in die Ertragstabellen auch außerbayerische Werte mit ein. Bei der mehrjährigen Ertragsberechnung werden neben den LSV-Ergebnissen auch die dreijährigen Ergebnisse, die im Rahmen der Sortenzulassung ermittelt wurden, mit einbezogen.

Aktuelle Ergebnisse und Sortenempfehlungen