Sommerweizen – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen
Sommerweizen hat meist nur eine geringe Anbaubedeutung. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik wurden heuer im Frühjahr rund 6 300 ha Sommerweizen gesät. Dies entspricht einem Anteil von weniger als 1 % an der Getreidefläche. Der im Spätherbst gesäte Sommerweizen wird hierbei nicht berücksichtigt, da er in der Statistik zu den Winterweizen zählt.
Sind die Aussaatbedingungen im Herbst ungünstig oder kommt es zu Auswinterungsschäden bei Winterungen, gewinnt Sommerweizen plötzlich an Bedeutung. In solchen Jahren entstehen zwangsläufig Engpässe bei der Saatgutversorgung. Gerade dann ist beim Saatgutkauf Vorsicht geboten. Denn der Einsatz nicht angepasster ausländischer Sorten oder die Frühjahrsbestellung von Winterweizen haben in der Vergangenheit teils zu erheblichen Ertragsausfällen geführt.
Beim Frühjahrsanbau von Sommerweizen ist meist mit deutlich geringeren Erträgen als beim Herbstanbau von Winterweizen zu rechnen. Herrschen ungünstige Witterungsbedingungen, wie z.B. Frühjahrstrockenheit, ist die Ertragsdifferenz oft besonders groß. Im Frühjahrsanbau bereitet zudem die Gelbe Getreidehalmfliege, auch Weizenhalmfliege genannt, öfter Probleme. Tritt sie stärker auf, sind die Bestände sehr uneinheitlich. Ein Teil der Pflanzen ist deutlich kürzer und weist Ähren auf, die teilweise oder vollständig in der Blattscheide steckengeblieben sind. Die geschädigten Triebe sind verkürzt, etwas verdickt und häufig verdreht. Werden diese Halme aufgeschnitten, können von der Ähre bis zum obersten Halmknoten meist eine bräunliche Fraßrinne und häufig auch die beinlose, gelblich-weiße Made gefunden werden. Der Befall kann zu verkümmerten und im Extremfall zu tauben Ähren führen. Durch eine frühe Saat im Frühjahr lässt sich das Befallsrisiko senken.
Wechselweizen
Sommerweizen wird oft nach spät räumenden Vorfrüchten wie Körnermais oder Zuckerrübe angebaut. Wird er im Spätherbst gesät, kommen Wechselweizen zum Einsatz. Dies sind Sommerweizen, die bei später Herbstaussaat eine gewisse Winterhärte besitzen, aber keinen oder nur einen geringen Kältereiz zum Schossen benötigen. Diese Wechselweizen stehen in Konkurrenz zu spätsaatverträglichen Winterweizen. Verschiedene außerbayerische Versuche zeigen, dass Wechselweizen in der Regel bei Saatterminen ab Ende November Vorteile gegenüber Winterweizen aufweisen.
Ein Plus von Wechselweizen ist seine große Saatzeitflexibilität. Bei ungünstigen Saatbedingungen im Spätherbst ist es mit Wechselweizen möglich, mit der Aussaat auf bessere Verhältnisse – notfalls bis in das Frühjahr hinein – zu warten.
Landessortenversuche
Aufgrund der geringen Bedeutung des Sommerweizens gibt es in Bayern nur in Frankendorf (Erding) und Köfering (Regensburg) einen Landessortenversuch (LSV). Sie werden im Frühjahr gesät. In den Landessortenversuchen werden nach der Zulassung die Sorten auf ihre Leistung speziell unter den bayerischen Umweltbedingungen geprüft.
Wirtschaftlichkeit des Pflanzenschutzmitteleinsatzes
Heuer wurden acht Sorten in zwei Intensitätsstufen geprüft. Die intensive Stufe 2 wird nach Bedarf mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die extensive Stufe 1 erhält im Unterschied dazu keine Fungizide und keinen bzw. nur eine reduzierte Menge Wachstumsregler. Der Ertragsvorteil der Intensivvarianten beträgt im fünfjährigen Mittel in den bayerischen LSV 7 dt/ha (9 %) bei einem Mehraufwand von rund 110 €/ha (ohne Ausbringung). Aufgrund des geringen Krankheits- und Lagerdrucks lohnte sich die Intensitätssteigerung heuer an beiden Versuchsorten nicht. Die Mehrerträge waren mit nur 3 und 4 dt/ha (4 %) gering. Ganz anders im Vorjahr. Im Oberpfälzer Versuch in Köfering traten Blattseptoria und nach der Blüte stark Braunrost auf. Mindererträge in Stufe 1 von im Schnitt 19 dt/ha bzw. 25 % waren die Folge.
Winterhärte
Bis auf Mohican und Lobster wurden alle im LSV geprüften Sorten im Rahmen der Sortenzulassung sowohl bei Frühjahrs- als auch bei später Herbstaussaat (Ende Oktober / November) getestet. Da in den letzten Jahren jedoch kaum Auswinterungsschäden bei den Spätsaatversuchen auftraten, sind Aussagen über die Winterhärte nicht möglich. Vom Bundessortenamt werden deshalb nur alte Sorten wie Jack (E) und Lennox (E) als überdurchschnittlich winterhart beschrieben. Da der LSV ausschließlich im Frühjahr gesät wird, kann dieser auch nicht zur Beurteilung der Auswinterungsneigung herangezogen werden.
Sortenleistung
Eliteweizen (E-Weizen)
KWS Carusum
mehrjährige Relativerträge von 98 (Stufe 1) und 97 % (Stufe 2)
hoher bis sehr hoher Rohproteingehalt
überdurchschnittliches Hektolitergewicht
gute Resistenzen gegen Mehltau, Gelb- und Braunrost
Laudatio
Neuzulassung, heuer erstmalig im Versuch
Relativerträge von 100 und 99 %
Rohproteingehalt ist mittel bis hoch und damit geringer als bei KWS Carusum
Schwachpunkt der langstrohigen Sorte ist ihre sehr hohe Lagerneigung
mit Ausnahme von Blattseptoria besitzt sie eine gute bis sehr gute Blattgesundheit sowie eine gute Resistenz gegen Ährenfusarium
Qualitätsweizen (A-Weizen)
Licamero
unterdurchschnittliche Relativerträge von 97 und 96 %
hoher Rohproteingehalt – etwas höher als bei den anderen geprüften A-Sorten
bis auf die hohe Braunrostanfälligkeit ausgewogene Sorte
KWS Starlight
Relativerträge von 98 und 100 %
mittlerer bis hoher Rohproteingehalt
Fallzahlstabilität und TKG unterdurchschnittlich
etwas später reifend
anfälliger für Mehltau
resistent gegen die Orangerote Weizengallmücke
Winx
Relativerträge von 101 und 102 %
mittlerer bis hoher Rohproteingehalt
hohe Lagerneigung
mit mittleren Resistenzen gegen Blattseptoria, Gelbrost und Ährenfusarium und der höheren Braunrostanfälligkeit zählt Winx zu den krankheitsanfälligeren Sorten
Mohican
Relativerträge von 102 und 101 %
Rohproteingehalt mittel bis hoch
gute Resistenzen gegen Mehltau, Gelb- und Braunrost
nur mittlere Fusariumresistenz
Brotweizen (B-Weizen)
KWS Jordum
mittlere Erträge
hervorzuheben ist der für einen B-Weizen hohe Rohproteingehalt
TKG, Hektolitergewicht und Kornsortierung sind überdurchschnittlich
gute Standfestigkeit
geringe Anfälligkeit für Ährenfusarium
resistent gegen die Orangerote Weizengallmücke
Lobster
hohe Relativerträge von 103 und 104 %
Rohproteingehalt gering bis mittel - niedrigster Gehalt im Versuch
hohes TKG
etwas später in der Reife
wird vom Sortenvertrieb nur zur Frühjahrsaussaat empfohlen
Ergebnisse "Anbaugebiete Süddeutschland"
Wegen der geringen Anzahl an bayerischen Versuchen wurden in der Ertragsauswertung auch Standorte aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen einbezogen. In die mehrjährige Ertragsverrechnung gingen je nach Prüfintensität der Sorte 20 bis 45 Versuchsergebnisse aus den letzten fünf Jahren ein. Die fehlenden Ergebnisse werden mit einem Rechenmodell hochgerechnet. So können alle Sorten direkt miteinander verglichen werden. Die Prüfgenauigkeit ist allerdings bei den neueren Sorten geringer.