Heilpflanzen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) in der deutschen Landwirtschaft

Feld mit chinesischen Heilpflanzen bei Puch

Inkulturnahme, Qualitätsbeurteilung, züchterische Bearbeitung und Etablierung

Heilpflanzen spielen in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), die in Deutschland mit über 3000 Ärzten und Heilpraktikern immer mehr an Bedeutung gewinnt, eine sehr wichtige Rolle. Der Import der Drogen (= getrocknete Pflanzenteile) vieler Pflanzen aus Asien bereitet aber zunehmend Qualitäts- und Beschaffungsprobleme.
Angeregt durch eine Gesellschaft von Ärzten, die chinesische Heilpflanzen anwenden und dokumentieren, wurde 1999 ein mehrjähriges interdisziplinäres Projekt zur Erforschung des Feldanbaus ausgewählter chinesischer Heilpflanzen in Bayern gestartet.

Zielsetzung

Durch einen kontrollierten und dokumentierten Anbau mit definiertem Pflanzenmaterial können die Qualität des Drogenmaterials und die Arzneimittelsicherheit verbessert und die Versorgung sicher gestellt werden. Gleichzeitig soll der Anbauumfang von Arzneipflanzen erweitert werden.
Im Rahmen des Projektes werden die pflanzenbaulichen Grundlagen für ein umweltverträgliches Anbauverfahren und die grundsätzliche Kultivierbarkeit in Bayern erforscht. Methoden für die Verarbeitung des Ernteguts schließen sich an. Die Untersuchungen erstrecken sich inzwischen auf über 20 Arten, die in der TCM verwendet werden.

Erste züchterische Bearbeitung

Eine erste züchterische Bearbeitung erfolgt seit 2004 an insgesamt sechs chinesischen Heilpflanzenarten zur Wurzel- bzw. Krautgewinnung, die sich nach den bisherigen Untersuchungen grundsätzlich als anbaubar erwiesen haben. Im Ertragsverhalten, in der Homogenität, in der pharmazeutischen Qualität und in der Pflanzen- und Saatgutgesundheit sind aber noch große Probleme vorhanden. Dabei handelt es sich um Artemisia scoparia, Astragalus mongholicus, Bupleurum chinense, Leonurus japonicus, Salvia miltiorrhiza und Saposhnikovia divaricata, die alle eine wesentliche Bedeutung in der TCM besitzen. Die entwickelten Zuchtlinien sollen nach weiteren Selektionsschritten zur Saatgutvermehrung für die allgemeine praktische Nutzung abgegeben werden. Damit ist gewährleistet, dass das von der LfL evaluierte, einmalige und verbesserte Pflanzenmaterial Eingang in den Praxisanbau finden kann.

Pharmazeutischen Qualität

Untersuchungen zur pharmazeutischen Qualität von insgesamt 14 ausgewählten Arten aus chinesischer Importware und Proben aus dokumentiertem Versuchsanbau mit definiertem Material zeigen die Vorteile des heimischen Anbaus auf und weisen auf Schwachstellen hin, deren Lösungen in die Praxis umgesetzt werden. Die Daten zur pharmazeutischen Qualität der Importware und der Proben aus Versuchsanbau werden dem Handel und den Verwendern chinesischer Heilpflanzen zur Verfügung gestellt. Alle Ergebnisse werden in einschlägigen Fachzeitschriften veröffentlicht und bei Fachtagungen präsentiert.
Parallel dazu wird der im Jahr 2005 erfolgreich begonnene Praxisanbau mit inzwischen zehn Arten durch Beratung, Beratungsunterlagen, Qualitätsuntersuchungen und Information der Marktbeteiligten unterstützt. Zudem fließen die Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen in regulatorische Prozesse, z. B. bei der Erstellung von Qualitätsmonographien für das Europäische Arzneibuch ein.
Projektinformation
Projektleiter/-bearbeiter: Dr. Heidi Heuberger, Dr. Rebecca Seidenberger, Dr. Christine Holzapfel
Laufzeit: 01.01.1999 - 31.12.2015
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Das Forschungsvorhaben wird auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert. Zuständiger Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).

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