Bester Hopfen für die besten Biere der Welt – Forschung und Versuchswesen bei einer außergewöhnlichen Kulturpflanze

Am 31.01.2023 fand die 53. Fachtagung des DLG Ausschusses für Versuchswesen in der Pflanzenproduktion in Hannover statt. Frau Regina Obster und Herrn Anton Lutz waren eingeladen, die außergewöhnliche Kulturpflanze Hopfen und deren versuchstechnische Herausforderungen vor rund 900 Zuhörern vorzusstellen.
Die Sonderkultur Hopfen nimmt mit 20.600 ha nur einen kleinen Anteil der Anbaufläche der Bundesrepublik Deutschland ein. Die Produktion erfolgt in 1.050 Hop-fenbaubetrieben. Dennoch stellt Hopfen eine der wenigen Kulturen dar, bei der Deutschland auf globaler Ebene eine entscheidende Rolle spielt. Deutschland ist mit einem Weltmarktanteil von etwa 40 % das Anbauland Nummer zwei weltweit und exportiert in über 130 Länder. Dabei wird etwa 98 % des produzierten Hopfens für das Brauen von Bieren verwendet.
Bei Hopfen handelt es sich um eine Dauerkultur, die bis zu 50 Jahre alt werden kann und am liebsten dort wächst, wo es dem Wein gerade etwas zu kalt wird. Zusätzlich braucht der Hopfen zum Gedeihen als Kurztagspflanze eine Mindest-Tageslänge von etwa 16 Stunden, welche nur zwischen dem 35. und 55. Breiten-grad gegeben ist, um die Voraussetzungen für eine reichhaltige Blüte und optimale Erträge zu gewährleisten. Die außergewöhnliche Sonderkultur gehört zur Familie der Hanfgewächse und gilt in unserem Klimabereich als die am schnellsten wachsende Pflanze mit bis zu 35 cm/Tag. Die Hopfenproduktion ist mit rund 200 Akh/ha sehr arbeitsintensiv. Die Arbeitsspitzen sind Anfang Mai zum Anleiten und im September zur Ernte.
Züchtung
Ein entscheidender Produktionsfaktor ist die Hopfenzüchtung. Mitte der 1920’er Jahre brachte die neu eingeschleppte Krankheit Peronospora humuli den Hopfenanbau nahezu zum Erliegen. Die Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) als Zusammenschluss von Brauern gründete das international bekannte Hopfenforschungszentrum Hüll. Durch intensive Beratung der Pflanzer und Züchtung toleranter Sorten wurde Deutschland zur führenden Hopfenbaunation. Seit den 1970er Jahren besteht zwischen der GfH und der LfL eine gut funktionierende Private Public Partnership.
Die Hüller Hopfenzüchtung ist überaus erfolgreich. Momentan werden auf über 85 % der Hopfenfläche Hüller Zuchtsorten angebaut. Auf der Restfläche stehen weitgehend alte Landsorten, so lange noch Brauer bereit sind die wesentlich höheren Preise für diese ertragsschwachen und krankheitsanfälligen Sorten zu bezahlen. Ausländische Sorten haben mit einem Flächenanteil von unter 3 % kaum Anbaubedeutung.
Das aktuelle Züchtungsprogramm steht unter dem Motto „Low Input – High Out-put“. Die Verbesserung der Resistenzen gegenüber Krankheiten und Schädlingen stellt die Basis der Selektion dar. Bei Neuzüchtungen wird großer Wert auf die Ausbildung eines starken Wurzelsystems und ein günstiges Dolden-Restpflanzen-Verhältnis gelegt, um auch unter Stressbedingungen sichere und hohe Erträge zu erzielen.
Pflanzenschutz
Der Pflanzenschutz im Hopfenbau ist kaum vergleichbar mit dem des Ackerbaus und stellt gerade im Versuchswesen einige Herausforderungen dar. So ist im Hopfenbau aufgrund der Applikationshöhe von 7 m und der damit verbundenen Applikationstechnik (Gebläsespritze) eine weitaus größere Parzelle als im Ackerbau zu wählen um eine mögliche Abdrift in die Nettoparzelle/Boniturbereich zu verhindern.
Eine weitere Herausforderung sind die feststehenden Gerüstanlagen, welche je nach Hopfengarten unterschiedlich Ausmaße haben. Die Breite ist entscheidend für die Anzahl nebeneinander passender Parzellen und die Länge des Hopfengartens bestimmt die maximale Anzahl an Parzellen, die hintereinandergelegt werden können. So bleibt oftmals ein gewisser Rand-/Restbereich übrig, da es sich im Regelfall um Praxisgärten handelt, welche nicht explizit für die Versuchsdurchführung angelegt wurden.
Aufgrund der Versuchsanlage als vollständig randomisierte Blockanlage ergibt sich im Hopfenbau ein weiteres Problem, denn durch die zufällige Verteilung der einzelnen Parzellen in den jeweiligen Blöcken kommt es zu einer Vielzahl von Überfahrten. Zumindest ist dies bei der aktuellen Versuchstechnik am Hopfenforschungszentrum der Fall. Diese ist lediglich mit einem Sprühtank ausgestattet, sodass die Parzellen der einzelnen Versuchsglieder nacheinander appliziert werden. So werden alle Spritzreihen/-gassen mehrmals befahren, um die Versuchsglieder nacheinander zu behandeln. Dies führt vor allem bei ungünstigen Witterungsbedingungen zu vermehrtem Bodendruck und Strukturschäden. Um dies in Zukunft zu vermeiden, wurde für den Hopfenbau gemeinsam mit verschiedenen Firmen eine Versuchsspritze entwickelt, welche mehrere Sprühtanks aufweist, um die Parzellen nacheinander mit nur einer Überfahrt pro Spritzreihe/-gasse zu behandeln. Diese neue Spritztechnik wird die Versuchsarbeit im Jahr 2023 am Hopfenforschungszentrum hoffentlich erheblich erleichtern.
Hopfen stellt wegen seiner Mächtigkeit versuchstechnisch eine große Herausforderung dar. Eine enge Zusammenarbeit der gesamten Hopfenwirtschaft und eine starke Forschung garantieren die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hopfenwirtschaft. Jedes zweite Bier weltweit wird mit deutschem Hopfen gebraut. Hopfen und Malz, Gott erhalts!