Futterwirtschaftliche Beratung in Hochwasserregionen

Ueberschwemmte Wiese

Bei Überflutungen sind neben dem Dauergrünland und Äckern auch Futtervorräte und Wasserversorgung am landwirtschaftlichen Betrieb betroffen. Auf welche Punkte geachtet werden sollte, wird im Folgenden erklärt.

Futtervorräte

Fahrsilo und Ballen

Grobfutter

  • Silagen aus Fahrsilos, Heu, Ballensilage, Stroh, in die Schmutzwasser eingedrungen ist, sind für Futterzwecke grundsätzlich unbrauchbar.
  • Stroh- und Heuvorräte wirken hygroskopisch und neigen wegen der aufgenommenen Feuchte zur Schimmelbildung und zur Selbsterwärmung. Heu-/Strohballen sofort in einer Trocknungsanlage nachtrocknen (Restfeuchte < 14 %) oder auf Paletten im Freien stellen und tägliche Kontrolle der Temperatur mittels Messsonde.

Konzentratfutter

  • Durch Schmutzwasser verunreinigte Getreidevorräte (Körner, Schrote, Mischungen) sind für Futterzwecke unbrauchbar.
  • Feuchte Partien entweder sofort verfüttern oder wieder lagerfähig konservieren, zum Beispiel durch Trocknung oder Säurekonservierung.

Tränkewasser

  • Bei hofeigenen Brunnen überprüfen, ob durch die Überschwemmung verschmutztes Wasser in die Fassung eindringen konnte oder durch einen Erdrutsch Leitungen beschädigt wurden. Im Notfall sollte eine Leitung aus der Trinkwasserversorgung gelegt werden.
  • Wasserqualität kann durch eine Wasseruntersuchung geprüft werden.

Grünlandaufwüchse (Wiese, Weide)

Durch Überschwemmung stark verschmutzte Aufwüchse sind nicht zur Verfütterung bzw. Beweidung geeignet.

Hoher Verschmutzungsgrad mit Schadstoffen und hygienischer Belastung

  • Konkreter Hinweis, dass Aufwuchs mit organischen (zum Beispiel Heizöl), anorganischen (Schwermetalle) oder hygienischen Schadstoffen (zum Beispiel unterhalb einer überfluteten Kläranlage) belastet ist, Material nach Abtrocknen der Böden abmähen und Schnittgut entsorgen (Absprache Kreisverwaltungsbehörde, siehe Link unten).
  • Folgeaufwuchs hoch mähen (ca. 10 cm) und bei Werbe- und Erntetechnik auf Geräteeinstellung mit geringem Bodenkontakt achten, um Erdanhaftungen so gering wie möglich zu halten.
  • Zur Sicherheit kann vor der Mahd des Folgeaufwuchses eine Frischgrasprobe gezogen und auf Schwermetalle untersucht werden.

Hoher Verschmutzungsgrad ohne Schadstoff- und ohne hygienische Belastung

  • Aufwuchs in einer Biogasanlage verwerten oder kompostieren. Bei Eigenverwertung des Gärsubstrats oder des Komposts fällt das Material nicht unter die Bestimmungen der BioAbfV (keine Untersuchungspflicht).

Geringer Verschmutzungsgrad ohne Schadstoff- und ohne hygienische Belastung

  • Futterflächen, die durch Grundwasser nur wenige Tage überflutet waren, sind bei geringen Verschmutzungsgrad für die Futternutzung Heu, Silage oder Weide/ Eingrasen geeignet.
  • Nach Abtrocknen der Flächen evtl. Striegeln des Bestandes, um Schmutzteile abzustreifen, besonders auf Weideflächen.
  • Verschmutzte Flächen möglichst nicht für Freilandhaltung bei Legehennen nutzen.
  • Futterbergung: hoch (> 7 cm) mähen, passende Geräteeinstellung (minimaler Bodenkontakt).
  • Silagebereitung: Wegen erhöhter Gefahr von Fehlgärungen (Schmutzanhaftung) Siliermittel zusetzen (siehe Link unten).

Ackerflächen

überfluteter Acker mit Mais

Überschwemmungen im Frühjahr/Frühsommer

  • Frühzeitige Planung des Anbaus von Zwischenfrüchten wie Weidel- oder Kleegras bei Totalausfällen.

Überschwemmungen kurz vor oder zur Erntezeit

  • Getreidebestände: Wuchsstadium entscheidend für Schäden und Verluste, keine pauschale Empfehlung möglich.
  • Anhaftende Verschmutzungen an Maispflanzen können bis zur Ernte durch Niederschläge größtenteils abgewaschen sein. Bei anhaftender Verschmutzung im unteren Stängelbereich sollte bei Silomais höher gehäckselt werden.

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