Unkrautkontrolle in Sojabohnen

Sojabohnenfeld
Großkörnige Leguminosen wie Ackerbohnen und Futtererbsen sind ein wichtiger Bestandteil der Fruchtfolge im ökologischen Landbau. Neben der notwendigen Eiweißfuttergrundlage aus eigenem, sicheren Anbau ist die Stickstoffnachlieferung durch die Knöllchenbakterien eine unverzichtbare Basis für anspruchsvolle Folgekulturen wie z.B. Brotgetreide oder Kartoffeln. Bezogen auf den konventionellen Anbau sind diese einheimischen Eiweißfutterpflanzen bisher aber nicht mehr als Nischenkulturen für die innerbetriebliche Verwendung. Dies soll sich nach dem aktuellen politischen Willen radikal ändern. Der Freistaat investiert 2 Mio. Euro in ein „Aktionsprogramm heimische Eiweißfuttermittel“, um insbesondere die große Abhängigkeit von Soja-Importen für die Tierhaltung wesentlich zu verringern. Dies sind sehr ambitionierte Ziele für die Anbauausweitung von Körnerleguminosen.
Sojaanbau in Bayern
Der Sojaanbau war in Bayern, im Gegensatz zum benachbarten Österreich, bisher eine Nische in der Nische des Leguminosenanbaus. Der Anbau wurde von regionalen Vermarktungsprogrammen wie „Unser Land“ getragen, weil Soja als Eiweißfutter in der Schweine- und Geflügelhaltung nicht vollständig ersetzt werden kann. Um das Kernziel des neuen Aktionsprogramms, die weitgehende Unabhängigkeit von Soja-Importen, auch nur annähernd zu erreichen, müsste der Sojaanbau in Bayern mindestens stark ausgeweitet werden. Neben der dafür notwendigen Etablierung der Soja als reguläre Marktfrucht bei Handel und Verarbeitungsindustrie sind vor allem viele Landwirte erforderlich, die die neue Kultur in ihre Fruchtfolgen integrieren. Bei einem bedarfsdeckenden Anteil von ca. 8 % der bayerischen Ackerfläche könnte die Soja dann ihren hohen Fruchtfolgewert entfalten und große Mengen an Stickstoffdünger erübrigen. Mit dem seit 2010 initiierten „Soja-Anbauboom“ (Soja-Anbaufläche in Bayern 2019: 15.700 ha) wurde diese Entwicklung bereits in Gang gesetzt, die in Zukunft vom Markt durch Honorierung der einheimischen Erzeugung mit getragen werden müsste.

Unkrautkontrolle im Sojaanbau

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Unkrautarten in Soja-Feldversuchen

Neueinsteiger in den Sojaanbau müssen sich insbesondere mit den speziellen Spielregeln bei der Unkrautbekämpfung rasch vertraut machen. Eine erfolgreiche Unkrautkontrolle sichert im Mittel 20 bis 30 % Ertrag ab und ist damit eine elementar wichtige Produktionsmaßnahme. Ein Misserfolg bei der Unkrautbekämpfung kann aber auch bis zum Totalausfall der Ernte führen. Leguminosen besitzen eine nur zögerliche Jugendentwicklung. Auf der entsprechend lange offenen Bodenoberfläche können sich Unkräuter und Ungräser ungestört entwickeln und die Kultur im wahrsten Sinn des Wortes „überwachsen“.
Hauptkonkurrenten für die Sojabohne sind Leitunkräuter wie Kletten-Labkraut, Kamille, Knöterich, Gänsefuß, Melde oder auch Ausfallraps. Wurzelunkräuter wie Disteln und Ampfer sind besonders gefürchtet, weil sie mechanisch oder auch chemisch kaum bekämpft werden können. Soja wird häufig in Mais-Fruchtfolgen integriert. Regelmäßig vorkommende Hirse-Arten können in der Soja problemlos mit speziellen Graminiziden (Herbizide mit reiner Gräserwirkung) bekämpft werden.
Aufgrund der relativ geringen Konkurrenzleistung in der Jugendphase sind besonders unkrautwüchsige Standorte für den Sojaanbau wenig geeignet. Auch evtl. stärker vorhandene Altunkräuter müssen unbedingt vor der Saat durch die Bodenbearbeitung oder einem gezielten Glyphosat-Einsatz beseitigt werden.

Chemische Unkrautkontrolle in Sojabohnen

Für den konventionellen Anbau steht eine Reihe von registrierten Herbiziden zur Unkraut- und Ungrasbekämpfung zur Verfügung (siehe Tabelle). Generell ist das Vorauflaufverfahren der Hauptanwendungsbereich für eine breit wirksame Unkrautkontrolle. Im Nachauflauf können nur noch Ungräser und einige wenige Unkräuter sicher bekämpft werden. Um das Wirkungspotential und die Kulturverträglichkeit der Bodenherbizide im Vorauflaufverfahren zu unterstützen, ist eine feinkrümelige Saatbettbereitung und exakte Sätechnik unverzichtbar.

Vorauflauf-Behandlungen als Standardmaßnahme

Die Basis für eine nachhaltige Unkrautbekämpfung ist die Vorauflauf-Behandlung mit geeigneten Breitbandherbiziden. Um eine ausreichende Wirkung gegen die häufig auftretenden Leitunkräuter und oft auch Hirse-Arten zu erzielen sind in der Vorauflaufbehandlung Tankmischungen aus verschiedenen Herbiziden notwendig. Sinnvolle Kombinationen sind hier Artist + Centium, Spectrum + Sencor, Spectrum + Sencor + Centium und Stomp Aqua + Spectrum. Die Tankmischung aus Artist + Centium ist eine relativ robuste Lösung für alle Standorte mit mittleren bis schwereren Böden und entsprechendem Unkrautbesatz. Das hohe Wirkungsniveau wird allerdings auch mit relativ hohen Kosten erkauft. Bei der Dreifachkombination aus Spectrum + Sencor WG + Centium besteht die Möglichkeit, die Aufwandmengen an den spezifischen Unkrautdruck des Standortes anzupassen und damit die Kosten im Griff zu halten.
Beim Einsatz von Stomp bzw. dem Wirkstoff Pendimethalin besteht ein gewisses Risiko: Die Kulturverträglichkeit von Pendimethalin beruht in der Soja auf einer sogenannten Positionsselektivität, d.h. der auf die Bodenoberfläche aufgebrachte Wirkstoff wird von der tiefer wurzelnden Sojapflanze nur sehr begrenzt aufgenommen, so dass unter normalen Bedingungen keine stärkeren Kulturschäden verursacht werden.
Bei extremen Frühjahrsniederschlägen kann der Wirkstoff jedoch in die Keimwurzelzone gelangen und Schädigungen und Bestandsausdünnungen verursachen. Stomp Aqua sollte deshalb nur in Regionen mit geringem Niederschlag (Nordbayern) mit einer Aufwandmenge von höchstens 2,0 l/ha eingesetzt werden.
Bei Präparaten mit dem Wirkstoff Metribuzin (Sencor Liquid, Artist) bestehen sortenspezifische Unverträglichkeiten, die sich in unseren Versuchen allerdings nur bei der Sorte "ES Mentor" deutlich bemerkbar machten.

Wenig Möglichkeiten für eine dikotyle Nachauflauf-Behandlung

Für eine gegebenenfalls notwendige Nachbehandlung gegen dikotyle Unkräuter, etwa bei durch Trockenheit unzureichender Wirkung der Bodenherbizide, stehen die Präparate Clearfield-Clentiga und Harmony SX® im Nachauflauf zur Verfügung. Harmony SX wirkt vor allem gegen Kamille, Ausfallraps, Hirtentäschel- und Hellerkraut, Ampfer, Amarant und Hohlzahn. Eine Splitting-Anwendung im Abstand von 10 bis 14 Tagen im 2- bis 4-Blattstadium der Unkräuter sowie die Ergänzung mit dem Zusatzstoff Trend erhöhen die Wirkungssicherheit. Clearfield-Clentiga hat eine höhere Breitenwirkung gegen z.B. Amarant, Franzosenkraut, Klettenlabkraut, Gänsefuß, Melde, Hohlzahn, Hellerkraut, Taubnessel, Vogelmiere und Schwarzen Nachtschatten. Zudem verfügt das Präparat über eine Nebenwirkung gegen Ungräser. Aufgrund des relativ hohen Preises ist CL-Clentiga allerdings weniger zur situationsbezogenen Nachbehandlung geeignet, sondern sollte eher als strategische Spritzfolgebehandlung, z.B. mit Vorlage von Spectrum Plus im Vorauflauf, eingesetzt werden.

Ungräser – kein Problem in Sojabohnen

Quecken und Samenungräser können in der Soja gezielt und hoch effektiv mit den Graminiziden Focus Ultra® oder Fusilade Max® bekämpft werden. Der Einsatz der reinen Gräsermittel sollte im 2- bis 3-Blattstadium der Samenungräser oder bei 15 bis spätestens 20 cm Wuchshöhe der Quecke erfolgen. Spätere Behandlungen haben immer das Risiko einer zu starken Abschattung durch die Kulturpflanzen, mit der Folge von zu geringer Wirkstoffaufnahme der Ungräser und entsprechenden Wirkungsverlusten. Der Zusatz von geeigneten Additiven bzw. Netzmitteln förder die Wirksamkeit der Graminizide sehr effektiv. Das Präparat Focus Ultra wird daher im Pack mit dem Zusatzstoff Dash® vermarktet. In dieser Kombination sind 50 % der regulären Aufwandmengen von Focus Ultra für die Ungrasbekämpfung ausreichend.

Mechanische Unkrautkontrolle in Sojabohnen

Die rein mechanische Unkrautkontrolle stellt hohe Ansprüche an das Behandlungsmanagement und ist zudem stark von den Standortbedingungen abhängig. Aufgrund der Unkrautkonkurrenz in der Jugendentwicklung sind mehrere Anwendungen mit Striegel oder Hackgerät unumgänglich. Bei etwas späteren Saatterminen kann die mechanische Unkrautbekämpfung praktisch schon vor der Saat beginnen, indem die Saatbettbereitung vorgezogen wird und die erste Unkrautkeimwelle noch vor der Saat mit leichtem Eggen oder mit einem scharf eingestellten Striegel beseitigt wird. Aufgrund der tiefen Saatgutablage ist ein Blindstriegeln vor dem Auflaufen empfehlenswert. Hierbei ist mit viel Fingerspitzengefühl vorzugehen, um die Keimlinge nicht zu schädigen. Im Auflaufen sind Sojabohnen für eine Striegelbehandlung zu empfindlich, die erst ab dem 3. Fiederblattpaar wieder vorgenommen werden kann. Durch erhöhte Saatstärken können die unvermeidbaren Stiegelschäden an der Kultur ausgeglichen werden. Bei größeren Reihenweiten können auch Hackgeräte erfolgreich eingesetzt werden. Damit wird der Termindruck für die mechanische Unkrautkontrolle entschärft und größere bzw. stärker verwurzelte Unkräuter können noch gut bekämpft werden. Ähnlich wie im Mais kann dabei ein gewisses Anwerfen des Bodens auf die Reihe vorgenommen werden, um die Unkräuter in der Reihe durch Verschütten in der weiteren Entwicklung zu behindern. Neben der Unkrautbekämpfung begünstigt die mechanische Pflege den Gasaustausch und damit die Entwicklung der Knöllchenbakterien.
Auf erosionsgefährdeten Standorten ist der Einsatz von Hackgeräten problematisch. Die aufgelockerte oberste Bodenzone nimmt bei Starkregen am Anfang zwar noch relativ gut Wasser auf, kann bei intensiven Niederschlägen allerdings auch zu einem frühzeitigen und verstärkten Abschwemmen von Boden führen. Hanglagen von über 10 % Neigung sind daher generell für die Anwendung einer intensiven mechanischen Unkrautkontrolle ungeeignet. Auf weniger steilen Flächen kann durch den Anbau quer zum Hang eine gewisse Risikominderung vorgenommen werden. Bei angrenzenden Oberflächengewässern sollten zusätzliche Schutzmaßnahmen mit Pufferzonen zwischen dem Gewässer vorgenommen werden.
Stand: März 2020