Qualitätsvorernteschätzung für Speise- und Veredelungskartoffeln 2019

viele Speisekartoffeln

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Qualitätsvorernteschätzung lassen einen unterdurchschnittlichen Ernteertrag bei Speise- und Qualitätskartoffeln erwarten. Die Qualität wird durch Gesamtmängel in Höhe von 5,7 % beeinträchtigt. Für die Ernte 2019 können etwas über 1 Mio. t Speise- und Veredelungskartoffeln erwartet werden. Hinsichtlich der Größensortierung ist mit mehr Menge im Bereich mittlerer Kaliber zu rechnen, große Kaliber stehen weniger zur Verfügung. Bisher ist insgesamt von einer guten Lagerfähigkeit der Knollen auszugehen.

Ziel

Bayern ist das Bundesland mit dem zweitgrößten Kartoffelanbau. In den großen Anbauregionen Bayerns spielt die Kartoffel eine große Rolle für die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und das Bestehen von Betrieben. Voraussetzung dafür ist eine erfolgreiche Vermarktung der Kartoffeln. Dies setzt wiederum Kenntnisse über die aktuelle Marktsituation voraus. Wesentlicher Einflussfaktoren auf den Kartoffelmarkt sind die verfügbaren Mengen (Anbaufläche, Ertrag) und die zu erwartende Qualität. Die Vorernteschätzung soll einen Teil dieser Informationen zeitnah zur Ernte bereitstellen und für Erzeuger, Vermarkter und Verarbeiter eine neutrale und unabhängige Hilfe bei der Preisfindung sein.

Datenerhebung

Im August 2019 zogen Mitarbeiter des Landeskuratoriums für pflanzliche Erzeugung in Bayern (LKP) e.V. und der Erzeugerringe 70 Proben (46 Speise-, 24 Veredelungskartoffeln) in 31 Landkreisen mit dem größten Kartoffelanbau. Die Kartoffelknollen von 2 x 4 m2 je Probe wurden gewogen und eventuell vorhandene Mängel von Experten beurteilt. Zudem wurde die Größensortierung der Knollen ermittelt. Neben der Ertrags- und Qualitätsbonitur wurden auch weitere Daten zur Düngung, Bodenart und Bewässerung erhoben.

Wichtiger Hinweis: Die Erträge der Vorernteschätzung liegen meist 10 bis 20 % über der tatsächlichen Erntemenge, da ertragsmindernde Faktoren wie z.B. Feldränder oder Vorgewende nicht berücksichtigt werden.

Kartoffelanbau in Bayern im Erntejahr 2019

Abb 1: Entwicklung der Kartoffelanbaufläche in Bayern seit 2009Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Entwicklung der Kartoffelanbaufläche in Bayern seit 2009

Im Jahr 2019 werden in Bayern ca. 41.000 ha Kartoffeln angebaut, dies entspricht einem Anstieg von 2,5 % gegenüber dem Vorjahr (Quelle: InVeKoS; Abbildung 1). Nach Abzug der Flächen für Stärke- und Pflanzkartoffeln stehen für die Nutzung als Speise- und Veredelungskartoffel rund 25.000 ha zur Verfügung.
Mit der Mehrfachantragstellung 2015 wurden die Invekos-Codes geändert. Eine unmittelbare Differenzierung nach den unterschiedlichen Nutzungstypen von Kartoffeln ist seither nicht mehr möglich.

Ergebnisse

Einen Gesamtüberblick über die Ergebnisse der Vorernteschätzung 2019 gibt Tabelle 1.
Tabelle 1: Gesamtüberblick über die Ergebnisse
  Alle ProbenVerwertung: SpeiseVerwertung: Veredlungmit Bewässerungohne Bewässerung
Anzahl Proben 7046244822
Rohertragdt/ha445470396420499
Mängel%5,75,36,45,26,8
Marktfähige Waredt/ha420446371399467
Stärkegehalt%13,412,814,513,712,7
Sortierung *      
< 30 mm%1,92,02,02,31,3
30 - 40 mm%11,011,99,211,310,3
40 - 50 mm%31,433,826,731,930,2
50 - 60 mm%39,138,141,038,839,6
60 - 70 mm%13,811,917,313,015,5
> 70 mm%2,82,33,8207301
*) Ergebnisse gerundet, dadurch kann die Gesamtsumme von 100 % abweichen

Qualitätsschätzung

Abbildung 2: Übersicht über die QualitätsmängelZoombild vorhanden

Abbildung 2: Übersicht über die Qualitätsmängel

Die Qualität der Kartoffeln wird maßgeblich durch die vorhandenen Mängel definiert. Davon hängen wesentlich die Verwertbarkeit der Kartoffeln und Preisgestaltung ab. Insgesamt liegen die Proben mit 5,7 % Gesamtmängel im Durchschnitt der Vorjahre. Dabei treten die Mängel Fehlbildungen, Rhizoctonia-Befall, Ergrünung, und Fraßschäden besonders häufig auf. Fäulnis und Hohlherzigkeit spielen zum Probenahmezeitpunkt noch keine Rolle. Im Durchschnitt zeigen die Veredelungskartoffeln mit 6,4 % mehr Gesamtmängel als die Speisekartoffeln mit 5,3 %. Hier ist bei Speisekartoffeln mit einer überdurchschnittlichen Qualität zu rechnen.

Ertrag und Stärkegehalt

Abbildung 3: Rohertrag, Marktertrag und Stärkegehalt im JahresvergleichZoombild vorhanden

Abbildung 3: Rohertrag, Marktertrag und Stärkegehalt im Jahresvergleich

Über alle Proben hinweg wurde ein mittlerer Rohertrag von 445 dt/ha ermittelt. Speisekartoffeln erreichten einen Rohertrag von durchschnittlich 470 dt/ha, Veredelungskartoffeln 396 dt/ha. Hier zeigen sich aber deutliche regionale Unterschiede. Auf vielen Flächen der Anbaugebiete Frankens und der Oberpfalz ist mit deutlich geringeren Erträgen zu rechnen. Allerdings ist der Ertragsunterschied geringer als im Vorjahr.
Ausgehend vom Rohertrag und den aufgeführten Mängeln kann der vermarktungsfähige Ertrag ermittelt werden. Dieser beträgt im Durchschnitt aller Proben 420 dt/ha, wobei die Spanne von 122 dt/ha bis 712 dt/ha reicht. Speisekartoffeln erreichen 446 dt/ha, Veredelungskartoffeln 371 dt/ha. Hier liegt der Ertrag rund 8 % unter dem Durchschnitt der Vorjahre.
Speisekartoffeln erreichen einen durchschnittlichen Stärkegehalt 12,8 %, Veredelungskartoffeln 14,5 %. Im Mittel aller Proben liegt der Stärkegehalt mit 13,4 % im mehrjährigen Durchschnitt (Abbildung 3).

Größensortierung

Abbildung 4: Anteil der Größenkaliber am GesamtertragZoombild vorhanden

Abbildung 4: Anteil der Größenkaliber am Gesamtertrag

Auch die Größensortierung ist entscheidend. Bei Speisekartoffeln finden im Lebensmitteleinzelhandel zu große und zu kleine Kaliber nur schwer Käufer, so dass sie der Handel nicht oder nur unter Preisabschlägen abnimmt. Bei Veredelungskartoffeln erschweren zu kleine Kaliber die Verarbeitung. Insgesamt lassen sich also zu kleine und zu große Kaliber nur schwer vermarkten.
Die Ergebnisse der Vorernteschätzung 2019 zeigen eine insgesamt ausgewogene Größensortierung (Abbildung 4). Allerdings fällt der Anteil der großen Kaliber (> 60 mm) deutlich geringer aus, als in den Vorjahren. Während der Anteil der kleinen Knollen (< 40 mm) auf Vorjahresniveau liegt, ist mit deutlich mehr Ware im mittleren Bereich (40-60 mm) zu rechnen.
Über alle Proben hinweg betrachtet liegen im Bereich von 40 bis 60 mm 70 % des Ertrags, einschließlich der Kalibrierung von 40 bis 70 mm fallen rund 84 % der Kartoffeln in den mittleren Größenbereich. Die Untergrößen (< 30 mm) und Übergrößen (> 70 mm) haben einen relativ geringen Anteil von 4,7 %. Insgesamt wurden etwas weniger kleine Knollen als im Vorjahr bonitiert.

Abschätzung der verfügbaren Menge

Abbildung 5: Hochrechnung des erwarteten Ertrags nach GrößenkaliberZoombild vorhanden

Abbildung 5: Hochrechnung des erwarteten Ertrags nach Größenkaliber

Ausgehend von der Anbaufläche in Bayern und der ermittelten vermarktbaren Ware ergibt sich eine zu erwartende Erntemenge von etwa 1 Mio. t. Damit liegt die Gesamtmenge auf Niveau des Vorjahres (Abbildung 5).

Bewässerung

Abbildung 6: Einfluss der Bewässerung auf die GrößensortierungZoombild vorhanden

Abbildung 6: Einfluss der Bewässerung auf die Größensortierung

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass die Bewässerung zunehmend von Bedeutung für den Ertrag und Qualität von Kartoffeln wird. Daher wird seit 2015 im Rahmen der Vorernteschätzung auch die Bewässerung der Flächen erhoben.
Rund ein Drittel der beprobten Flächen wurden bewässert. Trotz der anhand der vorliegenden Daten begrenzten Vergleichbarkeit ist kann davon ausgegangen werden, dass die Erträge bewässerter Flächen liegen im Schnitt etwa 10 bis 20 % höher liegen. Neben der Ertragssteigerung oder -stabilisierung kann die Bewässerung vor allem aber zu einer ausgewogeneren Größenverteilung mit Hang zu größeren Kalibern beitragen (Abbildung 6).

Schlussfolgerungen

Insgesamt lässt die Vorernteschätzung eine leicht unterdurchschnittliche Ernte mit deutlich weniger großkalibriger Ware erwarten. Die vorgefundenen Mängel sind den längeren Trockenphasen im Frühjar und Sommer 2019 geschuldet. Insgesamt zeigt sich die Ware der Beprobung in guter Qualität, Die tatsächliche Erntemenge und Qualität hängen stark von der weiteren Witterung und den Rodebedingungen ab, ebenso wie die Lagerfähigkeit Auch weiterer Schädlingsbefall (z.B. Drahtwurm) oder Auftreten weiterer Mängel (z.B. Fäulnis, Hohlherzigkeit) kann je nach Witterung noch an Bedeutung gewinnen.
Die Qualitätsvorernteschätzung wird im Rahmen des Teilprojekts 9.1 der „Produktions- und Qualitätsoffensive“ von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) durchgeführt. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert.

Kontakt
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte
Menzinger Str. 54
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Tel.: Telefon: 089/ 17800-333
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