Kann man auf dem Milchviehbetrieb mit selbstfahrenden Mährfahrzeugen Kosten sparen?

Mähdrescher auf dem Feld
Der wirtschaftliche Druck sowie der Strukturwandel hin zu größeren Betrieben in der Milchviehhaltung erfordert immer schlagkräftigere Ernteverfahren bei der Futterbergung. Da das Grundfutter einer der wichtigsten Produktionsfaktoren für die Milchviehbetriebe ist, müssen gerade hier alle Möglichkeiten genutzt werden, Futter mit höchster Qualität zu niedrigsten Kosten zu erzeugen.
Neben einer Reihe von pflanzenbaulichen Faktoren, die zur Erfüllung dieser Anforderungen beitragen, kommt es vor allem auf die Einhaltung des richtigen Schnittzeitpunktes und damit unter anderem auf die Leistung der Mähtechnik an.
Dies ist ein Grund dafür, dass auch das Grasmähen zunehmend überbetrieblich durchgeführt wird. Höchste Mähleistungen erzielen vor allem Dreifachkombinationen an Traktoren oder Trägerfahrzeugen sowie selbstfahrende Mähgeräte. Die Arbeitsbreiten reichen von 8 Metern bis zu 14 Metern.

Ziele und Aufgabenstellung des Projektes

Derzeit werden auf dem deutschen Markt von drei Herstellern selbstfahrende Großflächenmäher (GFM) angeboten und vertrieben. Durch diese Systeme soll die nötige Schlagkraft erzielt werden, die zunehmend von den Landwirten gefordert wird.
Ziel der Untersuchung war, welche Schlagkraft mit diesen Maschinen unter bayerischen Bedingungen erreichbar ist, wie die Wirtschaftlichkeit zu beurteilen ist und wie die gesamte Verfahrenskette aufeinander abgestimmt sein muss.
Entscheidende Faktoren sind neben den Einsatzbedingungen (z.B. Schlaggröße, Entfernung usw.), die Vegetationszeit sowie die vorherrschende Witterung. Vor allem bei Selbstfahrern, die ausschließlich zum Mähen verwendet werden und nur eine begrenzte Zahl von Feldarbeitstagen eingesetzt werden können, war die Wirtschaftlichkeit kritisch zu hinterfragen.
Außerdem waren die selbstfahrenden Systeme mit den verschiedenen Mähwerkskombinationen zu vergleichen, die als Schmetterlings- sowie als Dreifachkombination im Heckanbau bei Großtraktoren mit Rückfahreinrichtung betrieben werden können.

Wirtschaftlichkeit

Für die wirtschaftliche Betrachtung des Verfahrens lagen keine bzw. unvollständige Daten vor. Deshalb mussten möglichst genaue Verfahrenskennwerte über den Einsatz von selbstfahrenden GFM in Bezug auf notwendige Flächengrößen, Feldentfernungen und den daraus resultierenden Kosten des Verfahrens ermittelt werden.
Hierzu war die Durchführung von Arbeitszeitanalysen unter den gegebenen Voraussetzungen wie Flächengröße, - form, Aufwuchs, Einsatzumfang und Feldentfernung notwendig.

Verfahrenskette

Des Weiteren muss beim Einsatz solcher Maschinen auch die nötige nachfolgende Logistik bedacht werden. Da gerade bei der Silagekette jedes Glied aufeinander abgestimmt sein muss, dürfen keine Engpässe auftreten, um schlagkräftige Mechanisierungsketten für das Gesamtverfahren zu erreichen.

Material und Methode

Zur Schaffung eines Überblicks der in Bayern vorhandenen Technik wurde 2004 zu Beginn des Projektes eine Befragung bei Maschinenringen, Lohnunternehmern und Maschinenherstellern durchgeführt. Diese wurde 2006 nochmals aktualisiert. Die Auswertung und Analyse diente neben der Erfassung der vorhandenen GFM-Technik zur Festlegung von Einsatzschwerpunkten für die Datenerfassung. Auswertung von Einsatzdaten, die durch Maschinenringe, -gemeinschaften und Lohnunternehmer zur Verfügung gestellt wurden flossen ebenso in die Auswertung mit ein.

Schlussfolgerungen

Grünlandregionen - überbetrieblicher Maschineneinsatz

Die Verbreitung von traktorangebauten und selbstfahrenden Großflächenmähwerken nimmt vor allem in den Grünlandregionen immer mehr zu. Gerade in den kleinstrukturierten Gebieten des Voralpenlandes und des Bayerischen
Waldes sind diese Systeme am häufigsten im Einsatz. Der überbetriebliche Maschineneinsatz ist dort seit langem fester Bestandteil der Betriebe. Viele Nebenerwerbsbetriebe beziehen ihr Einkommen durch außerlandwirtschaftliche Tätigkeit, wodurch für ein termingerechtes Mähen meist keine Zeit vorhanden ist. Die Haupterwerbsbetriebe sind mit der Stallarbeit ebenfalls voll ausgelastet, so dass das Mähen bzw. die gesamte Silagebergung überbetrieblich erledigt wird.
Die Haupterwerbsbetriebe sind mit der Stallarbeit ebenfalls voll ausgelastet, so dass das Mähen bzw. die gesamte Silagebergung überbetrieblich erledigt wird.

Fahrwerk und Bereifung

Die meist hügeligen Grünlandregionen fordern für ein schlagkräftiges Mähen Leistungsreserven und ein gut abgestimmtes Fahrwerk mit der geeigneten Bereifung. Beides wird von der Spezialmaschine, wie es der Selbstfahrer ist erfüllt. Die Datenerhebung hat gezeigt, dass für eine dreifache Mähkombination mit Aufbereitern und einer Arbeitsbreite von 8,6 m, 260 PS notwendig sind, um eine hohe Schlagkraft auch auf hügeligen Flächen zu erreichen.

Zusätzliche Auslastung durch Bodenbearbeitung

Traktorangebaute Mäher sind vor allem im Übergang zu Ackerbauregionen zu finden bzw. wo die zu mähende Fläche begrenzt ist und sich nicht ausweiten lässt (500 – 1.000 ha), wodurch sich ein Selbstfahrer nicht rechnen würde. In diesen Regionen kann eine zusätzliche Auslastung des Traktors erfolgen, indem dieser bei der Bodenbearbeitung eingesetzt werden kann, indem es zu keinen direkten Überschneidungen mit den Mähterminen kommt. Lohnunternehmer, die in Grünlandregionen traktorangebaute Lösungen einsetzen wechseln häufig zwischen Mähwerk, Kurzschnittladewagen und Großpackenpressen, um den für das Mähen notwenigen Großtraktor mit > 200 PS auslasten zu können. Dabei kommt es immer wieder beim ersten Mähtermin zu Überschneidungen und Engpässen. Je nach Region kann sich der erste Mähtermin über mehrere Wochen erstrecken.

Verringerung unproduktiver Transportzeiten

Die untersuchten selbstfahrenden und traktorangebauten Großflächenmäher erreichen auch auf kleinen Grünlandstücken im Durchschnitt Mähleistungen von 7 ha/h und mehr. Im praktischen Einsatz verringern sich diese hohen Leistungen durch die Transportzeiten um 30 – 40 % auf etwa 5 ha/h. Eine Verringerung dieser unproduktiven Transportzeiten ist unbedingt notwendig. Sie kann nur durch eine optimierte Einsatzplanung in Verbindung mit einer besseren Abstimmung der Mähtermine auf Seiten nahe beieinander liegender Betriebe erfolgen. Die festgestellte Situation erinnert an den überbetrieblichen Maschineneinsatz beim Zuckerrübenroden. Auch hier haben lange Zeit unproduktive Transportzeiten die Rodeleistungen eingeschränkt. Erst eine striktere Rodeplanung konnte die Situation verbessern.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt die Kostensituation unter verschiedenen Berechnungsvarianten auf. Die vielerorts vorhandene Eigenmechanisierung verhindert eine bessere Auslastung der überbetrieblich eingesetzten Mähsysteme, da mit mehr Transportfahrten die notwendige Fläche erreicht wird. Diese unproduktive Zeit der Transportfahrt beschränkt wiederum die Gesamtkapazität des Systems. Der Kaufpreis sowie die absolute Flächenleistung der verschiedenen Systeme sind die entscheidenden Einflussgrößen für den wirtschaftlichen Einsatz. Je höher die absolute Flächenleistung während eines Mähtages ist, was hauptsächlich vom Verhältnis von Mähzeit zu Transportzeit abhängig ist, umso höher ist die mögliche Auslastungskapazität. Dies wird vor allem bei den selbstfahrenden Mähern deutlich, die auf den Flächen trotz ungünstiger Strukturen hohe Flächenleistungen von bis zu 10 ha/h erreichen und für einen wirtschaftlichen Einsatz je nach Kaufpreis eine Mindestfläche zwischen 1.500 und 2.500 ha pro Jahr mähen müssen. In der Praxis werden diese erreicht, jedoch fehlt die Kapazität auf Grund der bis zu 50 % niedrigeren absoluten Flächenleistung, die Maschine höher auslasten zu können und dadurch die Mähkosten weiter zu reduzieren.

Ausblick

Zeitfaktor

Die umfangreichen erfassten Daten zum Einsatz von Großflächenmähern in Bayern zeigen den hohen Anteil an unproduktiver Zeit bedingt durch den Transport auf. Die Planung und Optimierung des Mähereinsatzes gestaltet sich schwieriger als z. B. die Planung der Zuckerrübenernte und –abfuhr. Dies liegt an dem engen Zeitfenster zu den Schnittterminen. Die Landwirte müssen so angefahren werden, wie diese den Einsatz bestellt haben. Dadurch kommt es vor, dass manche Gebiete zu einem Mähtermin öfters angefahren werden müssen.

Flottenmanagementsystem

Der Einsatz mehrerer Maschinen in einer Region könnte durch ein sogenanntes Flottenmanagementsystem durchaus optimiert werden. Hierbei hat der Disponent die Möglichkeit den einzelnen Mähereinheiten, die eingehenden Aufträge (Luftbilder der zu mähenden Schläge) online auf den Bildschirm im Mäher mit Landkartenausschnitt zuzuweisen. Der Computer rechnet den kürzesten Anfahrtsweg unter Berücksichtigung von Durchfahrtsbeschränkungen usw. aus und navigiert den nächstgelegen Mäher dort hin. Da alle Mäher mit GPS ausgerüstet sind, kann der Disponent sowie die Fahrer verfolgen, wo sich gerade die einzelnen Mäher bewegen, welche Flächen bereits gemäht sind und noch gemäht werden müssen. Bei Ausfällen eines Mähers oder bei vorhandener Kapazität, könnte die Planung verbessert werden, was zu einer höheren Auslastung der einzelnen Mäher führen würde. Die bereits gespeicherten Flächen könnten mit einem Mähstrategieplan hinterlegt werden, so dass den Fahrern immer die optimierte Fahrweise beim Mähen je nach Schlagform vorgegeben wird, wodurch die Mäheffizienz auf der Fläche optimiert ist.

Mähbreite mit Spurführungssystem ausnutzen

Zusätzlich wäre es möglich mit einem Spurführungssystem die Mäher auszustatten, dadurch könnte die gesamte Mähbreite auch bei hohen Geschwindigkeiten immer komplett ausgenutzt werden, da ein exaktes Anschlussfahren ermöglicht würde und es kaum mehr zu Überlappungen kommen würde. Eine noch höhere Flächenleistung wäre die Folge, die zu einer besseren Mäheffizienz auf der Fläche führen könnte.