Pilzkrankheiten in Sommergerste – Monitoring

Aktuelle Hinweise vom 08.05.2024

Tiefdruckausläufer mit teils heftigen Unwettern, am Donnerstag letzter Woche vor allem in Unterfranken und Teilen Oberfrankens, an diesem Montag vor allem in Ober- und Niederbayern, brachten in der ersten Maiwoche lokal schon reichlich Regen. Im Mittel aller Wetterstationen des LfL-Messnetzes summierte sich der Niederschlag im Mai, bis Dienstag, auf insgesamt 22 mm, bei einer sehr weiten Spanne von 4 bis 68 mm, typisch für lokale Unwetterlagen. So fielen mehr als 30 mm Regen, letzten Donnerstag an Stationen in den Landkreisen Aschaffenburg, Kitzingen, Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim, Schweinfurt und Würzburg, von Montag auf Dienstag in den Landkreisen Mühldorf, Passau, Regen, Rosenheim und Rottal-Inn. Weitgehend trocken, mit nur einstelligen Regensummen, blieb es dagegen in Teilen Mittelfrankens, der Oberpfalz, sowie im nördlichen Schwaben und Oberbayern. Zumindest dort wo genügend Regen fiel, sorgen die auch für die nächste Woche vorhergesagten warmen Temperaturen, für erhöhten Krankheitsdruck in den Getreidebeständen.
Zunächst verhinderten in vielen Regionen zu nasse Böden, bis weit in den März hinein, eine frühzeitige Saat der Sommergerste. Danach bremste die ungewöhnlich lange Kälteperiode ab Mitte April das weitere Wachstum. So standen viele Sommergersten am Montag noch am Ende der Bestockung (BBCH 27/29) oder der Hauptrieb richtet sich auf (BBCH 30), erste weitentwickelte haben aber bereits das Ein- oder Zwei-Knoten-Stadium BBCH 31/32 erreicht. Ab BBCH 31 starten die Untersuchungen im Monitoring. Spätestens dann sollten auch in der Praxis regelmäßig Bestandskontrollen erfolgen. Zur Überprüfung der Bekämpfungsschwellen sind, wie schon bei der Wintergerste, bis zum Spitzen des Fahnenblattes (BBCH 37) die beiden Blattetagen F-3 und F-4 auf Pilzbefall zu betrachten. In BBCH 31 ist das in der Regel das zweite und dritte voll entwickelte Blatt von oben. Nach den sehr kleinen Pusteln des Zwergrostes sollte am gesamten Haupttrieb gesucht werden. Die Schwellen sind erreicht, wenn jede fünfte Pflanze Befall mit Netzflecken aufweist, jede zweite mit Mehltau oder Rhynchosporium-Blattflecken, oder drei von zehn Haupttriebe Zwergrost-Befall zeigen.
Neben geringem Befall mit Zwergrost oder Rhynchosporium-Blattflecken trat bislang vor allem Netzfleckenbefall auf, an einem Standort im Landkreis Kulmbach bei der Sorte Accordine auch über der Bekämpfungsschwelle. Zudem waren dort auch die nach dem Gerstenmodell Bayern zusätzlich nötigen Witterungsbedingungen erfüllt, Regenschauer und drei Tage mit Tageshöchsttemperaturen über 20 °C. Da auch in den kommenden Tagen mit Temperaturen über 20 °C zu rechnen ist, sollte hier infektionsnah, spätestens zum nächsten Regenschauer eine Behandlung erfolgen.
Wird in Ausnahmefällen bereits in der Schossphase der Sommergerste eine Behandlung nötig, eigenen sich dazu, breit wirksam mit Fokus Netzflecken, zum Beispiel 0,6 l Input Classic, 0,6 l Input Triple, 1,2 l Delaro Forte, 0,5 l Verben, ohne starken Mehltau zum Beispiel auch 0,8 l Balaya, 1,2 l Kayak oder 150 g Prothioconazol über eines der zahlreichen Prothioconazol-Solo-Präparaten, wie 0,6 l Abran, Aurelia oder Traciafin (Aufwandmengen jeweils je ha). Mit den anhaltend milden Temperaturen ist vor allem bei anfälligeren Sorten wie Avalon, Grace oder Steffi auf frühen Mehltau zu achten. Treten keine weiteren Krankheiten auf, lässt sich Mehltau einschließlich Zwergrost auch gut mit 1,0 l Pronto Plus kontrollieren, Mehltau allein auch mit 0,8 l Vegas Plus. Letzteres kann nach einer kürzlich erfolgten Zulassungsänderung, nun auch in der Braugerste eingesetzt werden.
In der Mehrzahl genügen in der Sommergerste jedoch aktuell regelmäßige Kontrollen. Regen und Wärme werden zudem für ein beschleunigtes Wachstum der Bestände sorgen, so dass, zumindest bislang gesunde Bestände, wieder mit einer gezielten Maßnahme in der Sommergerste auskommen sollten