Pilzkrankheiten in Wintergerste – Monitoring

Aktuelle Hinweise vom 11.04.2024

Herbst und Winter waren die wärmsten jemals in Bayern gemessenen, gleiches gilt für den März und auch der April, mit seinem hochsommerlichen Start, schickt sich an, den bisherigen Rekord von 2018 zu übertreffen. Diese Wärmesummen sorgen für einen Wachstumsvorsprung der Winterungen von, je nach Saattermin und Lage, gut einer bis zu mehr als zwei Wochen. Den kalten Nächten Mitte dieser Woche folgt ein Zwischenhoch mit erneut sommerlichen Temperaturen zum Wochenende, bevor Tiefausläufer ab der neuen Woche für deutliche Abkühlung und vor allem im Süden nennenswerten Regen sorgen sollen. Das könnte die Wintergersten wieder etwas einbremsen, ebenso wie wärmeliebend Krankheiten, wie Zwergrost oder Netzflecken, die aufgrund der günstigen Infektionsbedingungen der letzten Wochen teils verstärkt zu finden sind. Ob aber wirklich Fungizide nötig sind, zeigen die Kontrollen der eigenen Bestände.
Am Montag hatten die Wintergersten meist das Zwei-Knoten-Stadium (BBCH 32) erreicht, späte Lagen standen noch im Ein-Knoten-Stadium (BBCH 31), bei ersten Beständen spitzte dagegen bereits das Fahnenblatt (BBCH 37). Unter den Krankheiten dominiert der Zwergrost, auf rund der Hälfte der Monitoringschläge auch bereits über der Bekämpfungsschwelle, gefolgt von den Netzflecken, die auf jedem vierten Schlag die Schwelle erreicht haben, insbesondere in Ostbayern. Für Rhynchosporium traf dies nur an drei Standorten zu, bei den Sorten Bordeaux, Julia und KWS Donau, für Mehltau nur an zwei Standorten im Süden bei den Sorten Bordeaux und SU Vireni.
Zur Überprüfung der Bekämpfungsschwellen ist der Pilzbefall auf den beiden Blattetagen F-3 und F-4 zu kontrollieren, im Übergang von BBCH 32 zu BBCH 33, sind dies das dritte und vierte Blatt von oben. Nach den sehr kleinen Pusteln des Zwergrostes sollte am gesamten Haupttrieb gesucht werden. Die Schwellen sind erreicht, wenn jede fünfte Pflanze Befall mit Netzflecken aufweist, jede zweite mit Mehltau oder Rhynchosporium-Blattflecken, oder drei von zehn Haupttrieben Zwergrost-Befall zeigen.
Anders als in vielen früheren Jahre sind heuer die für Zwergrost und Netzflecken zusätzlich nötigen Witterungsbedingungen vielerorts erfüllt, drei Tage mit Tageshöchsttemperaturen über 20 °C, für Netzflecken mit zusätzlichen Regenschauern. Das Gefahrenpotenzial bei Befall über der Schwelle ist für Netzflecken grundsätzlich höher zu bewerten als für Zwergrost. Zum einen liegt die Sortenresistenz für Netzflecken meist nur im mittleren Bereich. Zum anderen besitzen selbst leistungsfähige Fungizide gegen diesen Erreger nur eine sehr kurze Kurativwirkung. Daher sollte bei Befall über der Schwelle und anhaltender Wärme, eine Behandlung infektionsnah, zum nächsten Regenschauer erfolgen. Die Kälte ab nächster Woche bremst diesen Erreger dagegen zunächst wieder ein. Gleiches gilt für den Zwergrost. Dieser ist zudem deutlich leichter zu bekämpfen, weil er auch kurativ mit sehr vielen Mitteln gut kontrollierbar ist. Hier lässt sich selbst leichter Befall über den Schwellen tolerieren und mit einer späteren Behandlung möglichst auf voll geschobenen Blattapparat abdecken. In Beständen, die noch nicht so weit sind, ist dagegen bei Befall über der Schwelle und wieder wärmen Bedingungen eine vorgezogene Schossbehandlung ratsam, insbesondere für zwergrostanfällige Sorten, wie unter den Zweizeilern Sandra, SU Vireni oder Valerie, oder unter den Mehrzeilern Avantasia, Esprit, KWS Higgins oder SU Virtuosa.
Für Bestände, wo noch in der Schossphase eine Behandlung nötig wird, eigenen sich dazu breit wirksam zum Beispiel (Aufwandmengen jeweils je ha) 0,8 l Input Classic, 0,8 l Input Triple, 1,5 l Delaro Forte, 0,6 l Verben, ohne starken Mehltau zum Beispiel auch 1,0 l Balaya, 0,5 kg Unix + 0,5 l Pecari 300 EC oder 150 g Prothioconazol über eines der zahlreichen Prothioconazol-Solo-Präparaten, wie 0,6 l Abran, Aurelia oder Traciafin. Alle genannten Mittel besitzen zusätzlich eine Wirkung gegen Ramularia, der Erreger, der zwar oft in geringem Ausmaß schon in der Schossphase im Bestand vorkommt, jedoch erst mit seiner späten Epidemie nach der Blüte seine eigentliche Schadwirkung entfaltet. Ohne Ramularia-Wirkung lassen sich Netzflecken und Zwergrost auch mit 1,0 l Kayak + 0,5 l Orius, sowie Mehltau und Zwergrost auch mit 1,2 l Pronto Plus kontrollieren. Bis auf Balaya, Orius und Pronto Plus bringen alle aufgeführten Mittel und Kombinationen auch eine gute Wirkung gegen Halmbruch mit, der zwar an einigen Monitoringstandorten gefunden wird, bislang jedoch ausnahmslos unterhalb der Bekämpfungsschwelle.
Achten Sie aus Gründen der Resistenzvorbeugung angesichts der deutlich gesunkenen Preise für Prothioconazol-Solomittel darauf, diese auch nur bei Befall über den Schwellen einzusetzen. Mit jeder Anwendung selektiert man weniger anfälligen Typen aus der Ramularia-Population und fördert ansonsten ohne Not den ohnehin seit Jahren stattfindenden schleichenden Wirkungsverlust gegen diesen wichtigen Erreger.
Sollten tatsächlich in der kommenden Woche erste Wintergersten den Blattapparat bereits vollständig entwickeln (BBCH 39) und zugleich Befall über den Schwellen aufweisen, wäre bereits eine Abschlussbehandlung möglich. Mit Blick auf die noch nötige Dauerwirkung, insbesondere gegen Ramularia, sollte dies jedoch, wo es möglich ist, noch hinausgezögert werden. Hinweise dazu finden Sie in den unten aufgeführten Fungizidstrategien.

Prognose Wintergerstenkrankheit (SIG)