Informationen zum Herbizideinsatz in Winterraps

Winterraps besitzt eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern. Auf vielen Standorten wäre eine Etablierung der Kultur auch ohne Unkrautbekämpfung möglich. Vor allem in engen Raps-Fruchtfolgen kann sich jedoch auch eine konkurrenzstarke, schwer bekämpfbare Unkrautflora ausbilden. Neben der direkten Beseitigung der Unkräuter geht es bei der Unkrautbekämpfung auch immer um die Begrenzung des Samenpotentials der Unkräuter in der Fruchtfolge, um ein Massenauftreten einzelner Arten zu verhindern.

Im konventionellen Rapsanbau erfolgt die Unkrautbekämpfung prinzipiell durch Herbizideinsatz. Die mechanische Unkrautkontrolle konnte sich nicht etablieren. Für das Striegeln sind die Rapspflanzen im Herbst zu empfindlich. Hacken wäre bei Weitreihenanbau theoretisch möglich, allerdings sind die Anwendungsbedingungen aufgrund der relativ hohen Bodenfeuchtigkeit im Herbst und Frühjahr häufig zu ungünstig, um eine sichere Unkrautkontrolle zu gewährleisten.

Standardbehandlungen

Storchschnabel im RapsZoombild vorhanden

Storchschnabel

Nach wie vor bilden Präparate auf Basis des Wirkstoffs Metazachlor das Rückgrat der Herbizidbehandlungen im Winterraps. Fuego Top entspricht dabei mit den Wirkstoffen Metazachlor und Quinmerac dem langjährigen Standardprodukt Butisan Top. Aufgrund enger Rapsfruchtfolgen und damit der Zunahme schwer bekämpfbarer Unkräuter ist die Leistungsfähigkeit dieser Wirkstoffkombination allerdings zunehmend begrenzt. Butisan Gold enthält zusätzlich den Wirkstoff Dimethenamid-P und hat damit Vorteile gegen Ehrenpreis, Hirtentäschel, Klatschmohn und Storchschnabel-Arten. Butisan Kombi enthält ebenfalls die Wirkstoffe Metazachlor und Dimethenamid, allerdings fehlt hier das Quinmerac. Hier bietet sich zum Beispiel eine Kombination mit dem vorwiegend blattaktiven Präparat Runway (Clopyralid + Aminopyralid + Picloram) an. Die beiden Präparate können dabei entweder als Spritzfolge mit Butisan Kombi im Vor- und Runway im Nachauflauf oder als Tankmischung in einem relativ engen Zeitfenster im frühen Nachauflauf eingesetzt werden. Runway sorgt vor allem bei Kornblume, Klatschmohn und Kamille zu einer Wirkungsverbesserung. Bei der Anwendung von Runway ist zu beachten, dass in der nachfolgenden Kultur keine clopyralidhaltigen Herbizide (z.B. Ariane C oder Primus Perfect im Getreidebau) eingesetzt werden dürfen.
Acker-Hellerkraut im RapsZoombild vorhanden

Acker-Hellerkraut

Die meisten Metazachlor-Präparate können im Vorauflauf und im frühen Nachauflauf eingesetzt werden. Vor allem gegen Kreuzblütler wie Hirtentäschel und Hellerkraut werden im Vorauflauf in der Regel bessere Wirkungsgrade erzielt. Gegen Storchschnabel-Arten ist ein Vorauflauf-Einsatz von Butisan Gold oder Butisan Kombi zwingend notwendig. Als weitere Alternative im Vorauflauf ist eine Ergänzung von z.B. Butisan Kombi mit Stomp Aqua möglich. Stomp Aqua ist für diesen Zweck mit einer Aufwandmenge von bis zu 1,0 l/ha zugelassen. Aus Gründen der Kulturverträglichkeit sollte die Aufwandmenge von Stomp Aqua an die jeweilige Bodenart angepasst werden. Auf leichten Standorten sollte nicht mehr als 0,7 l/ha Stomp Aqua angewendet werden. Ein Einsatz ist vorwiegend auf Flächen mit starkem Klatschmohn-Druck sinnvoll.

Aufgrund von Funden im Grundwasser ist der Wirkstoff Metazachlor in die Kritik geraten. Im Rahmen des Beratungskonzepts zum Gewässerschutz soll auf wassersensiblen Standorten wie Wasserschutz- und –einzugsgebieten, dem Jura-Karst und allgemein flachgründigen und sorptionsschwachen Böden ganz auf den Einsatz von Metazachlorprodukten verzichtet werden. Auf allen anderen Standorten können Metazachlor-Produkte weiterhin eingesetzt werden, allerdings sollte die Metazachlor-Menge auf 500 g/ha begrenzt werden. Dies betrifft die Produkte Fuego, Fuego Top und Butisan Top, bei denen sich die akzeptable Höchstmenge auf 1,0 l/ha bzw. 1,3 l/ha verringert. Hierdurch steigt die Notwendigkeit von Ergänzungspräparaten als Tankmischung oder Spritzfolge. Butisan Gold und Butisan Kombi sind von der Höchstmengenreduzierung nicht betroffen, da die zugelassene Höchstmenge von jeweils 2,5 l/ha genau 500 g/ha Metazachlor entspricht.

Metazachlor-freie Vorauflaufbehandlungen

Hirtentäschel im RapsZoombild vorhanden

Hirtentäschel

Für Standorte, die als wesentliche Leitunkräuter Kreuzblütler wie Hirtentäschel, Hellerkraut oder Rauke-Arten aufweisen, ist eine Vorauflaufbehandlung mit einem Clomazone-Präparat die effektivste Standardmaßnahme zur Unkrautbekämpfung. Der Einsatz von Clomazone-haltigen Herbiziden ist jedoch durch zusätzliche, umfangreiche Auflagen soweit erschwert, dass ein Einsatz in kleinstrukturierten Anbauregionen nur eingeschränkt möglich ist. Für einige Clomazone-haltige Mittel wurde der Maximalabstand zu Nicht-Kulturland und Clomazone-sensiblen Flächen jedoch auf 20 m herabgesetzt, soweit sie nicht in Tankmischung mit anderen Präparaten oder Zusatzstoffen eingesetzt werden. Hierzu zählenvor allem Clomazone Solopräparate wie Centium 36 CS, Gamit 36 AMT oder Upstage. Alle übrigen Clomazone-spezifischen Auflagen müssen weiterhin beachtet werden. Für grundwassersensible Standorte, die zusätzlich einen hohen Besatz an Kreuzblütlern aufweisen, wäre somit ein Einsatz von Centium im Vorauflauf gefolgt von einer Nachauflaufbehandlung zur Verbreiterung des Wirkungsspektrums möglich.

Als weitere Metazachlor-freie Behandlungen stehen das reine Vorauflaufpräparat Quantum (Wirkstoff: Pethoxamid) und das flexibel im Vor- und frühen Nachaulauf einsatzfähige Produkt Tanaris (Wirkstoffe Quinmerac + Dimethenamid-P) zur Verfügung. Bei diesen Präparaten ist für eine ausreichende Breitenwirkung in der Regel eine Spritzfolgebehandlung notwendig. Quantum und Tanaris bieten sich vor allem auf wassersensiblen Standorten wie Wasserschutzgebieten oder dem Jura-Karst als Alternative zu Metazachlor-Produkten an. Als Konzept zur Minimierung des Metazachlor-Aufwandes könnten auch Teilmengen von Quantum mit z.B. Fuego Top (1,25 + 1,25 l/ha) kombiniert werden.

Reine Nachauflaubehandlungen

Seit 2019 steht im Rapsanbau das Präparat Belkar (Wirkstoffe Halauxifen und Picloram) zur Verfügung. Zusammen mit Synero (Wirkstoff Aminopyralid, identisch zu Runway VA) ist es als "Belkar Power Pack" als Komplettlösung zu Unkrautbekämpfung ausschließlich im Nachauflauf gedacht. Aus Verträglichkeitsgründen darf Belkar erst ab dem 2-Blatt-Stadium des Raps eingesetzt werden und auch dann nur mit einer Teilmenge. Daraus ergibt sich die Spritzfolge 0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero ab dem 2-Blattstadium gefolgt von 0,25 l/ha Belkar ab dem 6-Blattstadium. Alternativ wäre auch eine Einmalbehandlung z.B. an Trockenstandorten oder bei verzögertem Unkrautauflauf mit 0,5 l/ha Belkar ab dem 6-Blattstadium möglich. Der Einsatz als Belkar Power Pack verspricht gute bis sehr gute Wirkungen gegen Kamille, Klettenlabkraut, Kornblume, Storchschnabel und Taubnessel. Auch bei Hellerkraut und Hirtentäschel ist eine in den meisten Fällen zufriedenstellende Wirkung zu erwarten. Bei Ehrenpreis, Vogelmiere und Stiefmütterchen muss vor allem bei starkem Besatz mit schwächeren Leistungen gerechnet werden.
Der Vorteil dieser reinen Nachauflauf-Lösung liegt neben dem dadurch möglichen Komplettverzicht auf Metazachlor- und Clomazone-Produkte vor allem in der flexiblen, an den standortspezifischen Unkrautdruck angepassten Herbizidanwendung. Statt einer prophylaktischen VA- oder NAK-Behandlung kann bei schwachem Unkrautdruck die Herbizidmenge verringert werden oder auch einmal ganz auf einen Herbizideinsatz verzichtet werden.

Sonderbehandlungen

Klatschmohn in RapsbestandZoombild vorhanden

Klatschmohn

Alle anderen im Rapsanbau zugelassenen Herbizide dienen als Zusatzbehandlungen, die im Nachauflauf gegen von der im Vor- oder frühem Nachauflauf ausgebrachten Standardbehandlung nicht ausreichend erfasste Problemunkräuter eingesetzt werden können. Auf Kornblumen-Standorten kann im Herbst mit Runway oder im Frühjahr mit Lontrel oder Korvetto nachbehandelt werden. Der Herbstbehandlung sollte hierbei der Vorzug gegenüber der terminlich sehr begrenzten Frühjahrsbehandlung gegeben werden. Runway wirkt außerdem gegen Kamille und Klatschmohn, gegen das Ackerstiefmütterchen ist zumindest eine Teilwirkung zu erwarten.

Eine weitere Möglichkeit zur Nachbehandlung gegen Klatschmohn sowie die in Bayern selten vorkommenden Problemunkräuter Acker-Krummhals und Ochsenzunge bietet Stomp Aqua, das aus Verträglichkeitsgründen erst ab BBCH 16 eingesetzt werden kann.

Sobald sich das Acker-Stiefmütterchen vom unwichtigen Nebenunkraut zum Leitunkraut entwickelt, ist eine Spätbehandlung mit Fox zusätzlich zur normalen Herbizidbehandlung nahezu unumgänglich. Die Splittingbehandlung mit einer ersten Teilmenge von 0,3 l/ha im Vierblattstadium (BBCH 14) der Kultur lässt die Option auf die zweite Spritzung je nach Wirkungsergebnis offen und kann so zur Kostenbegrenzung beitragen.

Sollte doch eine Frühjahrsbehandlung notwendig sein, ist seit 2019 das Präparat Korvetto zugelassen. Neben Clopyralid enthält es zusätzlich den Wirkstoff Halauxifen. Im Vergleich zu Lontrel wirkt Korvetto dadurch auch gegen Klettenlabkraut und Klatschmohn. Es kann bis BBCH 50 (Beginn Blütenbildung) eingesetzt werden.

Gräserbehandlungen

Ausfallgetreide im RapsZoombild vorhanden

Ausfallgetreide

Der Anspruch an die Ungrasbekämpfung ist vom Artenspektrum und vom Bodenbearbeitungsverfahren abhängig. Zusätzlich müssen wesentliche Aspekte des Herbizid-Resistenzmanagements beachtet werden. Ausfallgetreide muss, speziell bei der pfluglosen Bewirtschaftung, gezielt mit entsprechenden Graminiziden im Nachauflaufverfahren bekämpft werden. Die verschiedenen Gräser-Mittel unterscheiden sich im Wirkungsspektrum nur wenig. Auf Standorten mit einem hohen Rispen-Besatz hat das Präparat Select 240 EC neben dem Sonderpräparat Kerb Flo Wirkungsvorteile. Bei beginnender metabolischer Herbizidresistenz bei Ackerfuchsschwanz ist die Anwendung von DIM-Graminiziden (Focus Ultra, Select 240 EC) gegenüber den FOP-Präparaten (Agil-S, Fusilade Max, Targa Super) eine Möglichkeit um diesen Selektionsprozess zu verlangsamen.
Das Wirkungspotenzial der rein blattaktiven Graminizide kann durch den Zusatz von Netzmitteln unterstützt werden. Das wird z.B. im Focus Aktiv Pack für eine nominale Halbierung der eingesetzten Wirkstoffmenge ausgenutzt. Eine Indikation zur Queckenbekämpfung mit entsprechend höherer Aufwandmenge haben zur Zeit Focus Ultra, Fusilade Max, Targa Super und Agil-S. Während die drei erstgenannten Präparate im Herbst und Frühjahr eingesetzt werden können ist der Einsatz von Agil-S mit hoher Aufwandmenge auf den Herbst beschränkt. Hier hat es als einziges Gräsermittel eine zusätzliche Indikation für den Splitting-Einsatz mit 2x 0,75 l/ha.

Windhalm wird im Normalfall von den Breitbandherbiziden mit erfasst. Falls diese Nebenwirkung bei pflugloser Bestellung nicht ausreichen sollte, kann die Ausfallgetreidebehandlung etwas verzögert werden, um den aufgelaufenen Windhalm mit zu erfassen.

Auf Standorten mit einem starken Ackerfuchsschwanz-Besatz und pflugloser Bodenbearbeitung reicht die Wirkung der Breitbandherbizide häufig nicht aus. Zudem kann es zu einem verzögerten Auflaufen noch nach der Ausfallgetreidebehandlung kommen. Auf solchen Standorten sollte für eine ausreichende Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung eine Spätherbstbehandlung zum Ende der Vegetationszeit mit Kerb Flo (Wirkstoff: Propyzamid) oder Milestone (Propyzamid + Aminopyralid, Zusatzwirkung gegen einige dikotyle Arten wie Kamille, Klatschmohn, Kornblume) fest eingeplant werden. Dieser Sondereinsatz ermöglicht auch eine sichere Wirkung gegen bereits herbizidresistente Biotypen. Die Behandlung ist daher auf Problemstandorten ein wesentliches Mittel, um die weitere Entwicklung von resistenten Ackerfuchsschwanz-Populationen zu begrenzen. Auch auf Trespen-Standorten ist diese Behandlung häufig unverzichtbar. Dies gilt vor allem für Betriebe mit pflugloser Bodenbearbeitung.

(Stand: Juli 2023)