Unkrautbekämpfung im Kartoffelbau: allgemeine Informationen

Unkrautauflauf nach Anlage der Dämme

Unkrautauflauf nach Anlage der Dämme

Die Kartoffelanbaufläche in Bayern liegt derzeit bei etwa 50.000 ha und hat sich damit in den vergangenen 10-15 Jahren um ca. 20 % reduziert. Mit einem Anteil von 18 % an der deutschen Kartoffelanbaufläche liegt Bayern an der 2. Position im Vergleich der Bundesländer. Der durchschnittliche Ertrag beträgt rund 400 dt/ha. Die Ertragsleistung streut allerdings sehr stark innerhalb der verschiedenen Anbauregionen. Hierbei konzentriert sich der Anbau auf die Gebiete Nordschwaben, nördliches Oberbayern, den Raum München und die südliche Oberpfalz. Hier befinden sich auch die größten Verarbeitungsbetriebe für Stärke- und Speisekartoffeln.

Unkrautbekämpfung mit Hackgeräten und Spätverunkrautung

Die Kartoffel ist eine typische „Hackfrucht“. Durch den Anbau als Dammkultur bietet sich die mechanische Unkrautbekämpfung mit verschiedenen Hackgeräten geradezu an. Hiermit kann die Unkrautbekämpfung während der kritischen Jungendentwicklung erfolgreich durchgeführt werden. Im Kartoffelbau gewinnt allerdings auch das Thema der Spätverunkrautung zunehmend an Bedeutung. Blattärmere Sorten und ein reduziertes Stickstoffniveau vermindern die Unkrautkonkurrenzleistung der Kultur. Eine Spätverunkrautung kann im Kartoffelbau zwar noch mit einer Sikkationsbehandlung beseitigt werden, die Beeinträchtigung der Ertragsleistung und der Aufbau des Unkrautsamenpotentials kann dadurch aber nicht verhindert werden. Als wärmeliebende Kultur ist die Kartoffel während der relativ langsamen Anfangsentwicklung bis zum Reihenschluss besonders anfällig gegenüber Unkrautkonkurrenz. Ohne eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung sind Ertragsverluste in der Bandbreite von 15 bis 75 % möglich. Die daraus resultierenden Schadensschwellen von 2,5 bis 5,0 Unkräutern pro m² erfordern regelmäßig eine entsprechende Bekämpfungsmaßnahme.

Chemische Unkrautbekämpfung bei der Kartoffel

Kartoffel als Ausfallkultur im GetreideZoombild vorhanden

Kartoffel als Ausfallkultur im Getreide

Aus ökonomischen und arbeitswirtschaftlichen Gründen hat sich die chemische Unkrautbekämpfung im konventionellen Anbau immer stärker durchgesetzt. Aufgrund der verfügbaren Präparate hat sich eine Vorauflaufbehandlung mit breit wirksamen Bodenherbiziden als Standard etabliert. Im frühen Nachauflauf kann mit den Wirkstoffen Metribuzin, Rimsulfuron und verschiedenen Graminiziden eine Ungrasbekämpfung und in begrenztem Umfang eine Unkrautbekämpfung vorgenommen werden. Das Unkrautspektrum im Kartoffelbau wird von typischen sommerannuellen Unkräutern wie Gänsefuß, Melde, Knöterich-Arten und Franzosenkraut dominiert. Auch Klettenlabkraut gehört zu den wichtigen Leitunkräutern. Unter den Ungräsern gewinnt die Hühnerhirse, neben der Quecke, aufgrund ihrer zunehmenden Verbreitung immer mehr an Bedeutung. Als spät keimendes Unkraut zählt der Schwarze Nachtschatten wegen seiner nahen Verwandtschaft zur Kartoffel zu den Problemunkräutern. In engen Kartoffel-Fruchtfolgen müssen schwieriger zu bekämpfende Arten wie z.B. Klettenlabkraut, Knöterich-Arten, Schwarzer Nachtschatten und Amarant innerhalb der Fruchtfolge gezielt bekämpft werden, um den Besatzdruck im Kartoffelbau zu vermindern.
In zu engen Fruchtfolgen kann die Kartoffel selbst zu einem Problemunkraut werden, das in Kulturen wie Mais oder Rüben nur schwer bzw. chemisch überhaupt nicht zu bekämpfen ist. Selbst im Getreidebau sind spät auflaufende Unkrautkartoffeln ein Problem, weil sie einen Infektionsherd für angrenzende Kartoffelbestände darstellen. In einzelnen Fällen treten in Kartoffeln noch triazinresistente Unkräuter, z.B. Gänsefuß-Arten, auf. Um den weiteren Selektionsdruck auf diese Biotypen nicht zu erhöhen, sollte innerhalb der Fruchtfolge im Mais auf den Einsatz von triazinhaltigen Herbiziden verzichtet werden.