Erster Überblick zur Gersten- und Weizenernte 2023

Die Niederschläge im August verzögerten die Ernte und führten bei Sommergerste und Weizen zu Auswuchs und Schimmelbefall.

Wintergerste oft gute Erträge

Die Wintergerste hat von den Niederschlägen im Frühjahr profitiert und konnte auch während der fast sechswöchigen Trockenphase von Mai bis Juni noch das Nährstoff­angebot und die restliche Bodenfeuchte nutzen. Mit der trockenen, frühen Ernte konnten Erträge von durchschnittlich 71 dt/ha erzielt werden, die damit 4 bis 5 dt/ha über dem Mittel der letzten fünf Jahre liegen. Durch die häufig hohen Bestandsdichten hat jedoch die Kornqualität der Wintergerste gelitten, was sich durch deutlich unterdurchschnittliche Kornsortierung und Tausendkorngewichte bemerkbar machte. Das Hektolitergewicht war im bayerischen Mittel dagegen mit 69 kg/hl überdurchschnittlich.

Sommergerste weit unterdurchschnittlich

Die Sommergerste litt stark unter den ungünstigen Witterungs­bedingungen von der Saat bis zur Ernte. Aufgrund des nassen und kühlen Frühjahrsbeginns konnte schon die Aussaat der Sommergeste häufig erst sehr spät erfolgen. Die Trockenheit im Frühsommer sorgte dann dafür, dass sich die Bestände nicht ausreichend entwickeln konnten. Schließlich führten die Ende Juli wieder einsetzenden Regenfälle für Verzögerungen bei der Ernte und zu zusätzlichen Probleme bei der Kornqualität. Insbesondere in den Regionen im Osten und Norden Bayerns, wo auch normalerweise die Ernte später stattfindet, fallen die Einbußen in Ertrag und Qualität heuer deutlich aus.
Kennzeichnend für die diesjährige Sommergerstenernte ist, dass extreme lokale Unterschiede in Ertrag und Qualität auftreten. Je nach Bodenart und Niederschlagsverteilung fielen die Ertrags- und Qualitäts­einbußen stärker oder schwächer aus.
Mit ca. 43 dt/ha nach der vorläufigen Datenlage, die aus über 100 Praxisstichproben erhoben wurde, liegt das Ertragsergebnis für Bayern weit unter dem fünfjährigen Durchschnitts­ergebnis von 49,7 dt/ha. Hinzu kommt, dass mit den geringen Erträgen der Eiweißgehalt überdurchschnittlich hoch ausfällt. Während dies für Brotweizen als gute Eigenschaft gilt, verhält es sich bei der Braugerste genau andersherum. Für die Verarbeitung als Braugerste ist ein Eiweißgehalt im Bereich 9,0 % bis 11,5 % erwünscht. Der Durchschnitt liegt in Bayern heuer bei 11,9 %. Das Mittel der letzten fünf Jahre ist 11,0 %. Daraus wird ersichtlich, dass nicht nur der Ertrag, sondern auch die Brauqualität heuer deutlich zu wünschen übrig lässt.
Immerhin ist der Vollgersten­anteil mit 93 % noch in einem guten Bereich. Trotzdem wird der Anteil der Sommergerste, der zu Malz bzw. Bier verarbeitet werden kann, in diesem Jahr auf unter 50 % geschätzt. Wenn auch Proben mit höherem Eiweißgehalt in die Verarbeitung kommen, könnten knapp 60 % der geernteten Sommergerste ins Bier kommen. Im fünfjährigen Durchschnitt konnten etwa 67 % der Braugerste für die Veredelung in der Brauerei genutzt werden. Die späte Ernte hat allerdings zuletzt auch noch vielfach zu Auswuchs geführt, das heißt, dass viele Gerstenkörner noch auf dem Feld gekeimt haben, was sie für die Vermälzung unbrauchbar macht. Hinzu kommt ein stärkerer Befall mit Schwärzepilzen auf dem Korn, der sich in der Verarbeitung ebenfalls ungünstig auswirkt. Damit wird die Menge an verfügbarer Qualitäts­braugerste nochmals reduziert.
Im Zusammenhang mit der gesunkenen Anbaufläche in Bayern, die mit ca. 90.000 ha im Vergleich zum Vorjahr 10.000 ha verloren hat, dürften heuer nur ca. 180.000 t Braugerste aus Bayern zur Verfügung stehen. Damit lässt sich der Bedarf der bayerischen Mälzereien, die jährlich ca. 500.000 t Braugerste verarbeiten, nur zu einem geringen Teil decken. Das heißt: Bayern ist in diesem Jahr darauf angewiesen, noch größere Mengen Braugerste einzuführen als in den Jahren vorher.
[Quellen: LfL IPZ 2, besondere Ernteermittlung 2023 (vorläufig)]
Gerstenfeld mit wenig Pflanzen und Rissen durch Trockenheit im Boden.

Dünner Gersten­bestand mit Trocken­rissen

Gelbe Gerstenähren auf einem Gerstenfeld.

Gerstenähren in der Milch­reife

Besuchergruppe vor einem Sommergerstenfeld.

Besichtigung von Sommer­gerste bei einer Brau­gersten­rund­fahrt

Winterweizen mit großen regionalen Unterschieden in Ertrag und Qualität

Bei Winterweizen beeinträchtigte die Trockenheit im warmen Juni die Ertragsbildung vor allem in Teilen Frankens und der Oberpfalz. Am meisten litten die Bestände auf den niederschlags­armen Standorten mit geringerer Bodengüte. Bis Ende der dritten Juliwoche war etwa mehr als die Hälfte des Winterweizens gedroschen. Danach sorgte eine lange Regenphase für einen weitgehenden Stillstand der Ernte­arbeiten bis zum 10. August.
Auf guten Standorten wurden teilweise über 100 dt/ha geerntet. In Regionen mit geringen Niederschlägen und schwächeren Böden waren die Ertragsverluste dagegen teils erheblich. Mit durchschnittlich 73 dt/ha lag der Ertrag in Bayern heuer leicht unter dem fünfjährigen Durchschnittsertrag von 74 dt/ha. In der Regel war die Kornausbildung im mittleren bis unterdurchschnittlichen Bereich. Ährenfusarium trat nur sehr wenig auf. Die Belastung mit den Fusariumtoxin DON war somit gering. In der Qualität fehlte es heuer meist am Rohprotein. Viele Qualitätsweizen hatten Roh­proteingehalte von 11 % und weniger. Im Schnitt lag die heurige Ernte einen ganzen Prozentpunkt unter dem langjährigen Mittel. Partien, die bis Ende Juli gedroschen wurden, wiesen hohe Fallzahlen auf. Nach der Regenperiode konnte teilweise bei mittleren Fallzahlen (> 160s) noch Brotweizen separiert werden, oft wurde aber nur Futterqualität festgestellt, da Auswuchs vorhanden war.