Praxisinformationen vom Dezember 2025
Ergebnisse zur aktuellen Zuchtwertschätzung

Für alle Zuchtwertschätzungsmerkmale innerhalb der Rasse gelten die jeweiligen gleichen Basisjahrgänge.

Dr. Reiner Emmerling, LfL-ITZ und Dr. Christian Fürst, ZuchtData

Mit der Zuchtwertschätzung im Dezember 2025 wurden erstmalig Milchleistungsdaten der Fleckviehpopulationen aus Italien und Kroatien in den Zuchtwertschätzverbund DE-AT-CZ mit aufgenommen. Italien ist seit 2002 bereits Partner in der gemeinsamen Zuchtwertschätzung und nimmt seit dem Startschuss der gemeinsamen Zuchtwertschätzung von Deutschland und Österreich in der ZWS Exterieur teil. Seit 2018 werden auch italienische Daten zur Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer einbezogen. Die kroatische Population startet mit den Phänotypdaten der Milch als neuer Partner im Zuchtwertschätzverbund.

Die italienischen Daten umfassen die Jahre ab 1990 mit insgesamt rd. 280.000 Kühen und knapp 900.000 Kalbungen im aufbereiteten Datenmaterial. Der jährliche Zugang umfasst im Mittel rund 10.000 Erstlaktationen/Jahr über die letzten 10 Jahre. Aus Kroatien reicht der Datenhorizont zurück bis in das Jahr 2000 und die Anzahl der Kühe mit Leistungen umfasst hier rund 160.000 Kühe mit 740.000 Kalbungen, wobei die Anzahl der erstabkalbenden Kühe von rd. 10.000 im Jahr auf 8.000 in den letzten Jahrgängen abgenommen hat. Im Vergleich zu den bisher schon im Schätzsystem enthaltenen 15,1 Mio. Kühen beträgt der Umfang der neu hinzukommenden Daten 1,8 Prozent aus Italien und 1,1 Prozent aus Kroatien.

Dementsprechend sind die Einflüsse auf die bisherige Schätzpopulation auch relativ klein. Die Auswirkung auf Bullen mit wenig Datenzuwachs ist vernachlässigbar und die Korrelationen liegen nahe 1,0. Bei den Bullen, für die es einen deutlichen Datenzuwachs aus den neu teilnehmenden Ländern gegeben hat, kann es natürlich zu größeren Änderungen kommen. Für insgesamt 717 Bullen ab dem Geburtsjahr 2010 gibt es einen Datenzuwachs von mind. 10 Töchter (Mittel +93 Töchter, max. +1.206 Töchter) und die Korrelationen liegen auch hier in den Merkmalen Milch-, Fett- und Eiweißmenge bei 0,98, wobei der Mittelwert der Zuchtwerte dieser Gruppe unverändert bleibt. Für die italienischen Fleckviehzüchter bedeutet die Teilnahme an der gemeinsamen Fleckviehzuchtwertschätzung einen großen Schritt, da die Schätzsysteme in Italien und im DAC-Verbund sich in der Vergangenheit relativ stark unterschieden haben. Die bisher von Interbull geschätzten Länderkorrelationen zwischen DAC und Italien lagen bei unter 0,80 in den Milchmerkmalen und entsprechend groß sind die Änderungen der Zuchtwerte jetzt aus der italienischen Perspektive.

Die genetischen Trends für die Kuhpopulation in Italien sind ähnlich dem Niveau, wie wir es auch in der bisherigen Kernpopulation von Deutschland, Österreich und Tschechien haben. Kroatien liegt im genetischen Niveau rund 5 bis 7 Milchwertpunkte unter diesem Niveau, wobei erfreulich ist, dass hier aufgrund der Nutzung der DAC-Genetik in den letzten Jahren schon ein leichter Anstieg des mittleren genetischen Niveaus zu beobachten ist.

Mit der Zuchtwertschätzung im Dezember werden die Milchwerte des ZWS-Verbundes in den Ländern Italien und Kroatien zu den offiziellen Zuchtwerten. Für Kroatien ist das ein wichtiges Zeichen auf dem Weg zu einer weiterreichenden Zusammenarbeit auch in anderen Merkmalen. Für Italien ist es ein weiterer Schritt in Richtung Vollmitgliedschaft im DAC-ZWS-Verbund beim Fleckvieh. Aktuell wird schon an der Einbeziehung weiterer Merkmale mit der Eutergesundheit und den Fleischmerkmalen gearbeitet, so dass im Laufe des nächsten Jahres wohl auch erste gemeinsame Gesamtzuchtwerte für die italienische Fleckviehpopulation berechnet werden können. Dies führt zu dem Ziel einer gemeinsamen Selektionsbasis, die der Wettbewerbsfähigkeit der Rasse Fleckvieh eindeutig zuträglich ist.

Neben der Teilnahme von Italien in der ZWS für Milchleistungsmerkmale wurden auch erstmalig Klauenpflege-daten aus Italien in der ZWS für Klauengesundheit einbezogen. Der Datenumfang der italienischen Klauenpflegedaten ist mit gut 4.000 Datensätzen, das entspricht einem Anteil von ca. 0,1 Prozent am Gesamtdatenbestand, sehr gering. Dementsprechend sind die Auswirkungen auf den KGW, bis auf einzelne Bullen mit stärkerem Datenzuwachs, minimal (Korrelation nahe 1,0). Die Einbeziehung der Daten soll zur weiteren, hoffentlich verstärkten Datenerhebung motivieren.

Neben der dreimaligen Hauptschätzung mit den Single-Step Verfahren werden monatliche Kandidatenläufe der genomischen Zuchtwertschätzung durchgeführt. An diesen Terminen gibt es für die jeweils neu aufgelaufenen Kandidaten genomische Zuchtwerte, die über den Zuchtverband den Auftraggebern mitgeteilt und gleichzeitig auch in den RDV eingepflegt werden, so dass sie in Dokumenten (z.B. Stammbuchauszügen) oder Katalogen angedruckt werden können.
Die Termine zu den Kandidatenläufen sind hier zu finden.