Speiseleguminosen BioBayern: Aus der Praxis
Bohnentagebuch Biohof Königsfeld, Maria Neumair und Johann Kirchfeld

Ein Mann sitzt in der Hocke in einem Feld und lachtZoombild vorhanden

Betriebsleiter Johann Kirchfeld (Foto: Maria Neumair)

Der Betrieb Königsfeld von Maria Neumair und Johann Kirchfeld bei Kranzberg im Landkreis Freising ist Demobetrieb im Innovationsprojekt Speiseleguminosen BioBayern. Den Biohof führen sie seit Juli 2021 nach Naturland-Richtlinien. Wir stellen Ihnen vor, wie das Landwirtepaar im Jahr 2022 die schwarze Trockenbohne, eine Buschbohne des Phaseolus-Typs, in Zusammenarbeit mit der LfL anbaut.

Bohnen des Phaseolus-Typs sind in vielen Gegenden der Welt Grundnahrungsmittel. Ursprünglich stammt diese Pflanzengattung vom amerikanischen Kontinent. Die Spanier haben diese Entdeckung Ende des 15. Jahrhunderts nach Europa gebracht. Bis zu dieser Zeit war in Europa lediglich die Ackerbohne (Vicia faba-Typ) bekannt.
In zwei Glasschälchen liegen schwarze Bohnen, die italienische Trockenbohne ist etwas größer als die Black TurtleZoombild vorhanden

Saatgut schwarze Trockenbohne

Im Projekt "Speiseleguminosen BioBayern" interessiert die LfL der großflächige Anbau von Buschbohnen (Phaseolus vulgaris L.), die auch maschinell geerntet werden können. In Vorversuchen zeigte sich eine kleine, schwarze Trockenbohne für bayerische Verhältnisse gut geeignet, da bei der Anbautechnik auf Erfahrungen aus dem Sojaanbau zurückgegriffen werden kann. Im Versuchsanbau befinden sich die beiden Trockenbohnentypen ‘Black Turtle‘ (Reinsaat, Österreich) und ‘Schwarze aus Italien‘ (Speiseware aus Italien, Bernardi Corrado S.R.L.).
Das Feld für diesen Buschbohnenversuch besteht fast ausschließlich aus Braunerde aus Sandlehm bis Schluffton (Molasse, Lösslehm) (nach BayernAtlas, Legende Nr. 8a).

Dem Landwirt über die Schulter geschaut – Der Anbau am Biohof Königsfeld über das Jahr 2022

06.05.2022 – Eine Bodenprobe wird entnommen

Auf einem Acker steht ein Eimer, ein Bohrstock liegt darauf.Zoombild vorhanden

Ziehen der Bodenprobe

Beim Ziehen der Bodenprobe regnet es leicht. Der Boden ist noch nicht durchfeuchtet und hat eine sehr feinkrümelige Struktur. Die Bodenprobe wird auf die Parameter pH-Wert, verfügbares Phosphor, Kalium und Magnesium untersucht. Wie die meisten Leguminosen, bevorzugt auch die Buschbohne einen pH-Wert über 7, also einen alkalischen Boden. Phaseolus vulgaris L. ist eine sehr frostempfindliche Kultur, die Aussaat erfolgt daher erst nach den letzten Bodenfrösten.

20.05.2022 – Die Ansaat

Auf einem Acker fährt ein Traktor mit hinten angehängter Aussaatmaschine.Zoombild vorhanden

Ansaat der Buschbohnen
(Foto: Johann Kirchfeld)

Die Wetterprognosen sagen keine Fröste mehr voraus, aber kommende Niederschläge – ideale Ansaatbedingungen für die Buschbohnen. Gerade zur Keimung benötigen sie viel Feuchtigkeit. Es wurden 66 keimfähige Körner/m2 in Drillsaat bei einem Reihenabstand von 75 cm 4 cm tief gesät. Die geplante Saatstärke von 60 Körnern/m2 wurde um 10 % erhöht, um Pflanzenverlusten bei der Beikrautregulierung vorzubeugen. Die Aussaatmenge wurde nach geprüfter Keimfähigkeit und nach dem Tausendkorngewicht mit 149,5 kg/ha für die Sorte Black Turtle (206 g, KF 91 %) und 325,7 kg/ha für die schwarze Bohne (222 g, KF 45 %) aus Italien berechnet.

30.05.2022 – Beurteilung des Pflanzenaufgangs

Feldstück mit 8 Reihen, in den Reihen stehen kleine Pflanzen.Zoombild vorhanden

Das Versuchsfeld

Das Saatgut ist sehr schnell gekeimt, nach vier Tagen waren schon die ersten Blätter entfaltet. So konnte nach zehn Tagen die Beurteilung des Pflanzenaufganges erfolgen. Dazu wird an mehreren Stellen im Feld verteilt auf je zwei Metern gezählt, wie viele Pflanzen sich entwickelt haben. Noch kann man an der Pflanzenentwicklung die zwei verschiedenen Typen der schwarzen Bohne erkennen, jeweils die zwei äußeren Reihen sind die Speiseware aus Italien, die mittleren vier Reihen ist die Sorte ‘Black Turtle‘.
Nahaufnahme von Buschbohnen auf dem Feld mit erster Verzweigung bei den Bohnenblättern.Zoombild vorhanden

Buschbohne im Alter von 10 Tagen

Die Sorte ‘Black Turtle‘ liegt mit einem Mittelwert von 59,8 Pflanzen/m2 etwas unter den ausgesäten 66 Pflanzen/ m2. Bei der Speiseware stehen im Durchschnitt 90,3 Pflanzen/ m2. Hier ist die Standraumverteilung nicht optimal. Durch den dichten Reihenbewuchs kann es zur Konkurrenz zwischen den Pflanzen kommen.

07.07.2022 – Besuch zu Blühbeginn

Pflanze mit grünen Blättern und pinkfarbener BlüteZoombild vorhanden

Blüte der Buschbohne ‘Black Turtle‘

Am 03.07.2022 sind die ersten Blüten bei beiden Buschbohnentypen zu sehen. Beim Besuch ein paar Tage später stehen die Buschbohnen schon in voller Blüte und werden gerne von Hummeln und anderen Insekten angeflogen. Die Buschbohne ist aber selbstbefruchtend, so dass auch schlechtes Wetter mit geringem Insektenflug keine Ertragseinbußen bringen würde.
Buschbohnen in Reihen auf dem FeldZoombild vorhanden

Buschbohnenbestand Anfang Juli

Der Bestand steht sehr schön, man sieht kaum Unterschiede zwischen den zwei Buschbohnentypen. Nur die äußeren Reihen sind durch Randeffekte mit der angrenzende Ackerbohnen-Weizen-Kultur niedriger im Wuchs.
Die besondere Anbautechnik in Damm-Hügelkultur nach Turiel soll das Wurzelwachstum aufgrund des mikrobiellen Lebens in dem durchlüfteten Damm intensivieren. Der Häufelpflug schneidet, pulverisiert und durchmischt die Bodenschichten nicht, sondern bringt den Boden in eine Form, welche die gewünschten natürlichen Prozesse fördern und unterstützten sollen. Durch die vereinfachte Beikrautbekämpfung in der Dammkultur ist der Bestand fast unkrautfrei.

15.07.2022 – Besuch zur Hauptblüte

Die Blütezeit von Buschbohnen beträgt mehrere Wochen, je nach Witterung. Die letzten zwei Wochen gab es relativ wenig Niederschlag und die Temperaturen tagsüber lagen oft über 30 °C. Bisher sieht man dem Bestand noch keine Trockenschäden an.
Ausgebrabene Wurzel mit kleinen Kügelchen an den WurzelnZoombild vorhanden

Wurzelknöllchen an einer Wurzel der Buschbohne aus Italien

Bei der Kontrolle der Wurzeln auf die Besiedelung mit Rhizobien finden wir einige kleinere Knöllchen. Der Bestand wurde bei der Aussaat nicht geimpft, anscheinend waren einige spezifische Rhizobien für Buschbohne im Boden vorhanden. Diese Bakterien gehen eine Partnerschaft mit der Pflanze ein, die eine Verstoffwechselung des Luftstickstoffes ermöglicht. Diese Fähigkeit bringt der Pflanze Energie und erübrigt eine Düngung mit Stickstoff.
Bohnenpflanze vor weißem HintergrundZoombild vorhanden

Beginnendes Hülsenwachstum bei der Sorte ‘Black Turtle‘

Von der Blüte bis zur Bildung von Hülsen vergehen nur einige Tage. Für ein Bild haben wir eine Buschbohne der Sorte ‘Black Turtle‘ aus dem Bestand entnommen. Sehr gut sind die gleichzeitige Blüte und die heranwachsenden Bohnenhülsen zu sehen. Durch den weiten Reihenabstand von 75 cm ist der Bestand nicht komplett geschlossen, so dass Hummeln und andere Bestäuber auch die unteren Blüten gut anfliegen können.
Auf einen Blatt sitzt ein großes, grünes InsektZoombild vorhanden

Heupferd in Bohnenbestand

Beim Untersuchen der Blattgesundheit des Bestandes findet man nicht nur bestäubende Insekten, sondern auch solche, die Schatten und Schutz unter dem Blätterdach suchen. Das Heupferd auf dem Bild ist ein willkommener Bewohner, ernährt es sich doch von kleinen Insekten, die eventuell schädlich für die Buschbohnen wären.

16.08.2022 – Bohnenernte erster Teil

Die trockene Witterung in diesem Jahr hat zu einer viel früheren Abreife des Buschbohnenbestandes geführt. Eigentlich haben wir mit einer Ernte Anfang Oktober gerechnet, aber in diesem Bestand sind schon Mitte August viele Bohnenhülsen erntereif. Die Speiseware aus Italien neigt zu Lager, so dass hier vor dem Regen am 16.08.2022 gedroschen wurde. Durch eine Restfeuchte der Samen von weniger als 17 % entstanden leider viele Bruchkörner bei der Ernte.
In einer leicht geöffneten Bohnenhülse liegen schwarze SamenZoombild vorhanden

Reife Samen der Sorte Black Turtle in der Hülse

Die Sorte Black Turtle zeigt eine bessere Standfestigkeit, so dass wir abwarten, ob die Pflanzen durch den angesagten Regen die nächsten Tage wieder Wasser in die Samen einlagern.

24.08.2022 – Bohnenernte zweiter Teil

Am 19.08.2022 hat es 42 Liter/m2 geregnet. Erst heute ist das Feld wieder für den Parzellenmähdrescher befahrbar.
BohnenfeldZoombild vorhanden

Buschbohnenbestand Black Turtle kurz vor der Ernte

Der Bestand hat noch viele grüne Blätter, aber die Hülsen sind braun verfärbt und die Samen haben ihre sortentypische tiefschwarze Farbe ausgebildet.
Mähdrescher von vorne auf dem BohnenfeldZoombild vorhanden

Dreschen der Buschbohnen

Der Parzellenmähdrescher hat keine Probleme mit den Dämmen, auch der Reihenabstand stimmt gut mit den Fahrspuren überein, so dass alle Pflanzen erfasst werden können.
Mähdrescher von hinten auf dem BohnenfeldZoombild vorhanden

Dreschen der Buschbohnen – Rückansicht

Am Auswurf des Mähdreschers wird kontrolliert, ob die Einstellungen zum Ausdreschen der Hülsen in optimaler Balance zwischen dem Aufbrechen der Hülsen und dem Erhalt ganzer Bohnensamen sind. Heute ist das Druschergebnis deutlich besser. Der Bohnenbruch ist viel geringer, da die Samen durch den Regen wieder Wasser aufgenommen haben und elastischer geworden sind.
Sack mit Bohnen am FeldrandZoombild vorhanden

Ungereinigtes Erntegut Black Turtle

Geerntet wurden dieses Jahr ca. 12,0 dt/ha Buschbohnen bei der Sorte Black Turtle (Feuchte auf 14 % berechnet) und 12,7 dt/ha Buschbohnen bei der Speiseware aus Italien (Feuchte auf 14 % berechnet). Interessant, dass die Speiseware trotz ca. 30 % mehr Keimpflanzen je Quadratmeter kaum Mehrertrag lieferte. Hier gab es wahrscheinlich eine große Konkurrenz der sehr dicht stehenden Pflanzen um Nährstoffe und Wasser. Die Trocknung erfolgt bei der übersichtlichen Menge ausgebreitet an der Luft. Jetzt kommen Ernteproben zur weiteren Untersuchung der Tausendkornmasse und des Stickstoffgehaltes ins Labor.

Fazit

Das Fazit des Anbauversuches ist, dass die schwarze Trockenbohne sich sehr gut an die klimatischen Bedingungen in Bayern anpassen kann. Sowohl der nasse Sommer 2021 als auch der sehr trockene Sommer 2022 haben zufriedenstellende Erntemengen geliefert und die Pflanzenausfälle waren gering.