Pressemitteilung – 26. Oktober 2023,
Jahrestagung der Tierernährer: Tierwohl und Nachhaltigkeit im Fokus

Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung landwirtschaftlicher Jungtiere war das Motto der 61. Jahrestagung der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft Tierernährung (BAT) e.V., die am 12. Oktober 2023 in Grub in den Räumlichkeiten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) stattfand. Herausgearbeitet wurden die komplexen fachlichen Zusammenhänge, auf deren Grundlage meist zwischen unterschiedlichen Nachhaltigkeitszielen gewichtet und abgewägt werden muss. Veranstaltungen wie die BAT-Jahrestagung sind wichtig, um die Anstrengungen aller Beteiligten im Bereich Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit bei der Ernährung landwirtschaftlicher Jungtiere deutlich sicht-bar zu machen und für eine zügige Verbreitung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis zu sorgen.

Zwei Kälbchen stehen nebeneinander im Stall und schauen in die Kamera. Der Boden ist mit Stroh ausgestreut.Zoombild vorhanden

Tierwohl bedeutet mehr Milch und gute Hygiene für die Kälbchen. (Foto: LfL)

An der Fachtagung nahmen über 150 Personen in Präsenz und über 50 weitere online teil. Zwölf Vorträge im Hauptprogramm deckten neben Rinder- und Schweinethemen erstmals den Geflügelbereich mit ab. Ergänzt wurden sie durch Kurzvorträge und Poster-Präsentationen. Durch das Programm führten die
1. Vorsitzende Julia Steinhoff-Wagner, Professorin für Tierernährung und Metabolismus an der Technischen Universität München (TUM) und Hubert Spiekers, stellvertretender Vorsitzender, Leiter des Instituts für Tierernährung und Futterwirtschaft der LfL und TUM-Honorarprofessor.

Fachlich waren sich die Vortragenden und Teilnehmer einig, dass Hunger bei neugeborenen Nutztieren nicht zu tolerieren ist. So müssen Kälber unbedingt genügend Milch bekommen. Der Schlupf von Küken direkt auf dem Betrieb könnte ebenfalls zu einer Verbesserung der Versorgung mit Futter in der ersten Lebensphase beitragen. Einige etablierte Praktiken wurden neu bewertet, beispielsweise die vorsorgliche Eisengabe, die möglichweise die natürlichen Schutzmechanismen aushebelt. Hygiene bietet die Möglichkeit, Darmerkrankungen bei Neugeborenen vorzubeugen. Speziell im Bereich Futter- und Wasserversorgung gibt es hier über alle Tierarten hinweg noch viel Verbesserungspotenzial. In manchen Themengebieten, wie bei der Beeinflussung des Darm-Mikrobioms, gibt es noch vieles, was komplett unbekannt ist.

Einbezogen wurde auch die Perspektive der Futtermittelindustrie. Den Teilnehmern wurde erläutert, warum bei der Formulierung von Milchaustauschern nicht immer nur die Bedürfnis-se des Tieres im Mittelpunkt stehen, sondern oft auch begrenzte Ressourcen, Arbeitszeit oder technische Anforderungen eine Rolle spielen.
Neue Forschungsfragen bzw. für den Landwirt zahlreiche Entscheidungsmöglichkeiten ergeben sich durch die auf dem Markt angebotenen Kälbersauger, die erstmalig in ihrer Vielfalt dargestellt und wissenschaftlich im Hinblick auf das Saugverhalten bewertet wurden. Auch der Klimawandel mit Hitzeperioden hat Auswirkungen auf das Wohlergehen der Jungtiere mit teilweise langfristigen Beeinträchtigungen.


Die finanzielle Unterstützung durch 14 Sponsoren und eine Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ermöglichte die Tagung. Diese Förderung erlaubte es auch, in diesem Jahr einen Posterpreis zu verleihen, für den die Tagungsteilnehmer einen Beitrag zur Silierung von Rapsstroh auswählten.


Zwei Kälbchen stehen nebeneinander im Stall und schauen in die Kamera. Der Boden ist mit Stroh ausgestreut.

Tierwohl bedeutet mehr Milch und gute Hygiene für die Kälbchen. (Foto: LfL)

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Ein paar Ferkel drängen sich dicht zur Kamera. Durch ihre gechipten Öhrchen schimmert Gegenlicht.

Auch in der Ferkelernährung spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. (Foto: LfL)

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Ganz viele Küken sind gerade im Stall frisch geschlüpft. Sie befinden sich dicht aneinander. Überall liegen gesprengte Eierschalen.

Schlupf im Stall ermöglicht Küken eine schnelle Versorgung mit Futter und Wasser. (Foto: LfL)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.