LfL-Arbeitsrahmenprogramm 2019 – 2023: 3. Antworten der LfL, Aktuelle Schwerpunktthemen

Für die Periode 2019 – 2023 stehen besonders die nachfolgenden Fragestellungen im Fokus. Zu diesen Themen hat die LfL Zielvorstellungen entwickelt und wird für Bayern Strategien erarbeiten.

Biodiversitätsstrategie

Der Rückgang der Artenvielfalt ist im vergangenen Jahr verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Deutschland hat sich bereits seit 25 Jahren zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt verpflichtet. Dennoch hält der rückläufige Trend weiter an, woraus sich Handlungsbedarf zum Gegensteuern ergibt.
Die Programme der Naturschutz- und Agrarförderung haben sicher in Teilen gewirkt, aber in der Summe bei vielen Arten den rückläufigen Trend nicht aufhalten können. Einzelne positive Beispiele bei Großvögeln und z. B. in den Modellgebieten der Wildlebensraumberatung zeigen aber, dass eine gezielte und intensive Bündelung von Maßnahmen, gepaart mit einer guten Beratung, durchaus Erfolge erzielen kann.
Aktuelle gesellschaftliche und landwirtschaftliche Fragestellungen
Wie kann der Rückgang der Biodiversität gestoppt bzw. umgekehrt werden? Wie effizient sind die Agrarumweltmaßnahmen für den Insektenschutz bzw. wie könnten sie verbessert werden? Welche Schritte für mehr Biodiversität sind einfach umsetzbar? Wie können Bildung und Beratung gestärkt werden?
Vision Biodiversität 2030
Biodiversität bewegt die Menschen. Die LfL trägt mit Projekten, Beratung und Monitoring dazu bei, dass Maßnahmen in der Agrarlandschaft so gestaltet, vernetzt und umgesetzt werden, dass sie tatsächlich den Artenrückgang wirkungsvoll aufhalten. Dazu unterstützt die LfL die Weiterentwicklung der Maßnahmen in der GAP, die Wildlebensraumberatung und die ÄELF.
Die Landwirtschaft ist essentiell auf Biodiversität angewiesen, um Pflanzengesundheit und Pflanzenschutz trotz zunehmender Resistenzen und den zukünftig stärkeren Wegfall chemischer Optionen zu gewährleisten. Dazu wird ein neuer Forschungsschwerpunkt in Ruhstorf an der Rott aufgebaut, der den Ackerbau im Systemansatz und im Kontext der Agrarlandschaft weiterentwickelt (siehe Ackerbaustrategie).
Im Jahr 2030 hat sich die Biodiversität als Betriebszweig in der Landwirtschaft etabliert. Landwirte pflegen Säume, Gehölze, Wegränder und Biotope auf ca. zehn Prozent der Agrarlandschaft und erkennen anhand von Leitarten, wie die Maßnahmen am besten wirken. Landwirte nutzen Fruchtfolgen, Agrarstrukturen und Nützlinge gezielt für gesunde Nutzpflanzen. Misch- und Permakultursysteme breiten sich aus. Eine staatliche Biodiversitäts- und Gemeinwohlberatung koordiniert diesen Lern- und Entwicklungsprozess durch regionale Foren mit Vertretern aller Landnutzergruppen und mit Gruppen- und Einzelgesprächen mit Landwirten. Die Agrarförderung ist umgestellt auf ein ergebnisorientiertes Prämiensystem, das sich vereinfacht mit Mindeststandards auch im Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ wiederfindet. Es honoriert die Biodiversität in der Agrarlandschaft anhand einfach erkennbarer Strukturen und Leitarten und sichert so die nötige Flexibilität für die am besten standortangepasste Ausgestaltung der Maßnahmen.
Beiträge der LfL
Die LfL engagiert sich für die Steigerung der Biodiversität mit zahlreichen Forschungs- und Umsetzungsprojekten, Informationsschriften und Beratungsmaterialien zu den Themen: Acker-Vegetation, Blühflächen - Lebensraum auf Zeit, Gewässerschutz und Wasserrahmenrichtlinie, Artenreiches Grünland, Bodentiere, Wildbienen in der Kulturlandschaft, Wildlebensraumberatung in Bayern, Wildtierportal Bayern, Hecken und Feldgehölze, Streuobst, Erhaltung seltener Schafrassen in Bayern, Betreuung der bayerischen staatlichen Genreserve für bedrohte Haustierrassen, Genpoolanalysen von Mais und Soja für Bayern, Erhaltung bayerischer, landwirtschaftlicher pflanzengenetischer Ressourcen.

Nutztierstrategie

Für die bayerische Landwirtschaft ist die Erzeugung von tierischen Produkten Haupteinnahmequelle. Die zukunftsfähige Ausrichtung der Nutztierhaltung ist daher für die bayerische Landwirtschaft von besonderer Bedeutung. Aktuell wird die Nutztierhaltung in vielfacher Hinsicht kritisiert und in Art und Umfang von verschiedenen Gruppen in Frage gestellt. Die Kritik zielt dabei auf grundsätzliche ethische Fragen, auf die derzeitige Haltungspraxis und die Bestandsgrößen, auf die Umweltwirkungen der Nutztierhaltung (Luft, Flora und Fauna, Wasser, Energie- und Ressourcenverbrauch), bis hin zum Futtermitteleinsatz und zu züchterischen Zielen. Die Kritik betrifft grundsätzlich alle Nutztierarten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Obwohl die Strukturen der bayerischen Nutztierhaltung den Vorstellungen der Gesellschaft besser entsprechen als in anderen Regionen, stellen sie aus ökonomischer Sicht nach wie vor einen Nachteil dar. Programme zur Verbesserung des Tierwohls belasten unsere Betriebe auf Grund der Struktur überproportional und führen zu einem verstärkten Verdrängungswettbewerb. Insbesondere die wünschenswerten extensiven Tierhaltungsverfahren weisen eine besonders schwache Wirtschaftlichkeit auf.
Bayerische Tierhalter sind in umfangreiche nationale und internationale Handelsströme eingebunden (Import von Soja, Export von Milch- und Fleischerzeugnissen). Der Marktanteil von "Premiumprodukten" mit höheren Preisen für Produkte aus besonders tiergerechter Haltung ist je nach Tierart unterschiedlich hoch, generell stellt er aber nur einen geringen Bruchteil des Gesamtmarkts dar, um erkennbare Verbesserungen der Nutztierhaltung zu bewirken.
Aktuelle gesellschaftliche und landwirtschaftliche Fragestellungen
Die gesellschaftlichen Fragestellungen finden sich in den Kritikpunkten an der Nutztierhaltung: Wie sehen die Bedingungen einer tiergerechten und umweltfreundlichen Haltung, Fütterung und Zucht aus, aus der sichere und gesunde Nahrungsmittel gewonnen werden? Welchen Umfang darf die Tierhaltung insgesamt und an einzelnen Standorten erreichen, damit Umweltschäden und Beeinträchtigungen der Wohnbevölkerung vermieden werden?
Die wissenschaftlichen Fragestellungen betreffen zunächst die Erarbeitung konkreter Lösungsvorschläge für die genannten Kritikpunkte. Dabei stellt sich aber auch die Frage nach den ökonomischen Auswirkungen bzw. der Umsetzbarkeit unter den Bedingungen eines freien Markts für Agrarprodukte. Darüber hinaus fragen Landwirte angesichts der Vielzahl von Angriffen aber auch nach der grundsätzlichen Zukunftsfähigkeit der Tierhaltung (zumindest bestimmter Produktionsrichtungen, etwa der Ferkelerzeugung).
Auf verschiedenen Ebenen sind Nutztierstrategien entwickelt worden, die eine Transformation der Nutztierhaltung voranbringen sollen. Hieraus ergibt sich ein erheblicher Forschungsbedarf, aber auch ein intensiver Wissenstransfer bis hin zum einzelnen Tierhalter. Einig sind sich alle Strategien in dem Ziel, die Nutztierhaltung nicht in andere Länder/Regionen mit schlechteren Standards verdrängen zu wollen. Deshalb gibt es auch einen hohen Bedarf für die Abschätzung der Strukturwirkungen ordnungspolitischer oder vom Handel auferlegter Maßnahmen.
LfL-Vision
Die bayerische Landwirtschaft hat 2030 auf breiter Front eine höhere Tiergerechtheit der Haltungsformen und eine bessere gesellschaftliche Akzeptanz erreicht. Regionale Konzentrationen sind ausgedünnt worden und auf allen Ebenen sind die Ziele der NEC-Richtlinie erreicht worden. Nach wie vor produziert der überwiegende Teil der Betriebe im Standardsegment, das aber durch das Zusammenspiel von agrarpolitischer Unterstützung, Forderungen der Handelsketten und wissenschaftlichen Ergebnissen deutlich höhere Tierwohlstandards erreicht.
Zukünftige Arbeitsplätze in der Nutztierhaltung sind inhaltlich und bezüglich der sozioökonomischen Situation (z. B. Möglichkeit zu freien Wochenenden und Urlaub) für die Betriebsleiter und für Angestellte attraktiv, um motivierte und qualifizierte Menschen als Arbeitskräfte gewinnen und halten, sowie junge Landwirte zu Investitionen motivieren zu können. Landwirte haben die Möglichkeit, ihren Betrieb nach ihren Interessen, Bedürfnissen und Voraussetzungen zu entwickeln (z. B. Wachstumsstrategie oder Diversifizierung).
Negative Auswirkungen auf die Umwelt (Luft, Wasser, Böden, Flora und Fauna) werden weitestgehend vermieden durch eine angepasste Standortwahl und eine nährstoffreduzierte Versorgung der Tiere sowie durch die Nutzung moderner Umwelttechniken und eine Begrenzung der Nährstoffeinträge auf die Fläche. Die Nahrungsmittelkonkurrenz zum Menschen ist erkennbar reduziert worden.
Lebensmittel tierischen Ursprungs können von der Theke bis zum Stall zurückverfolgt werden, nach Wunsch mit Angaben zum Haltungssystem. Ein von allen anerkanntes Tierwohllabel in mehreren Stufen sorgt für eine Transparenz der Produktionsbedingungen, gibt dem Verbraucher die Wahlfreiheit und wird zumindest bei der Einführung staatlich unterstützt.
Die Tierhalter stellen sich aktiv den sich ändernden Anforderungen an die Tierhaltung und die Landwirtschaft und verbessern ihre Produktionsweise kontinuierlich. Die Anpassungsmaßnahmen der Landwirte werden durch staatliche Maßnahmen gefördert.
Der Staat unterstützt und fördert eine nachhaltige und gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhaltung durch angewandte Forschung, Bildung und Beratung und wirksame agrarpolitische Maßnahmen.
Beiträge der LfL
Angewandte Forschung zur Verbesserung der Haltung von Nutztieren, insbesondere auch zur Vermeidung nicht kurativer Eingriffe, Umsetzung gesellschaftlicher Ziele mit Hilfe bayerischer bäuerlicher Zuchtprogramme für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde, Minderung von Emissionen und Immissionen durch nährstoffangepasste Fütterung, durch emissionsmindernde Verfahren im Stall, bei der Lagerung und Ausbringung von organischem Dünger sowie durch züchterische Verbesserung der Effizienz, Reduktion der Nährstoffkonkurrenz zwischen Mensch und Nutztier durch verstärkte Nutzung von Nebenprodukten, Kaskadennutzung, usw., Förderung bayerischer Qualitätsprogramme mit besonders hohen Tierwohlstandards.

Wirtschaftsdüngerstrategie

Ammoniakemissionen tragen zur Eutrophierung und Versauerung von Ökosystemen bei. Emissionsmindernde Techniken können diese Verluste reduzieren, auch zum Vorteil der Landwirte, die dadurch Mineraldünger einsparen können. Die neue Gesetzgebung im Düngerecht trägt diesen Anforderungen bereits Rechnung. Durch die Novellierung der Düngeverordnung, die die gute fachliche Praxis beim Düngen beschreibt und die NEC-Richtlinie (Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe), die für Ammoniak (NH3) eine Emissionshöchstmenge vorgibt, müssen die Düngestrategien mehr auf eine möglichst verlustarme Ausbringung und eine möglichst optimale Düngereffizienz ausgerichtet werden.
Aktuelle gesellschaftliche und landwirtschaftliche Fragestellungen
Mit der Diskussion um Nitratbelastungen im Grundwasser und die Klimawirkungen der Tierhaltung ist die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern in den kritischen Fokus von Gesellschaft und Medien gelangt.
Auch aus der Landwirtschaft selbst erreichen uns viele Fragen, welche Technik in welchen Kulturen am besten emissionsmindernd eingesetzt werden kann. Dabei spielen auch Fragen nach Einsatzzeitpunkten, -bedingungen und der Kombination mit Mineraldüngern eine Rolle. Aus den Grünlandgebieten kommen skeptische Nachfragen über mögliche Nachteile der bodennahen Ausbringtechniken, insbesondere Futterverschmutzung, Bestandsschäden und Kosten werden genannt. Weitere Anfragen bestehen zu alternativen Verfahren, die nach der Düngeverordnung zugelassen werden könnten, wenn damit ebenso geringe Ammoniakverluste entstehen würden wie bei der bodennahen Ausbringtechnik.
LfL-Vision
Bis 2030 haben sich organisatorische und wissenschaftlich-technische Lösungen durchgesetzt, die die Nährstoffflüsse auf landwirtschaftlichen Betrieben in Feld, Stall und Lager messen und deren Pflanzenverfügbarkeit bestimmen. Neue Verfahren zum Wirtschaftsdüngermanagement erhöhen die N-Effizienz auf bestellten und unbestellten Äckern und im Grünland. Die Wirtschaftsdüngerkette funktioniert mit geringstmöglichen Nährstoffverlusten (einschließlich Gülleaufbereitung und -transport). Die Zielvorgaben der NEC-Richtlinie sind erfüllt und der Beitrag der Landwirtschaft zur Erreichung dieser Ziele ist allgemein anerkannt.
Ausgewählte Beiträge der LfL
Versuche zur Minderung der Ammoniakemissionen bei Ausbringung und Lagerung von Wirtschaftsdünger, Versuche zur Minderung von Ammoniakemissionen für alle Tierhaltungssysteme, auch mit Außenklimakontakt, Erarbeitung von Beratungsunterlagen, die den Landwirten effektive Möglichkeiten zur Verminderung der Ammoniakverluste mit geringem Aufwand und tragbaren Kosten zur Auswahl stellen, Aufklärung der Öffentlichkeit über die Notwendigkeit, in einer kreislauforientierten Landwirtschaft die Ausscheidungen auch wieder auf den Acker zu bringen.

Ackerbaustrategie

Der Ackerbau steht zunehmend in der Kritik. Umweltverbände, Ökologen und Biologen verweisen bei vielen Umweltproblemen (weniger Bienen, Schwund bei Insekten, weniger Vögel, Nitratbelastung von Gewässern, Eutrophierung, ….) auf landwirtschaftliche Ursachen. Maßnahmen, die für den Ackerbau typisch sind, werden dabei häufig genannt: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, speziell von Glyphosat und von Neonicotinoiden, organische und mineralische Düngung, Anbau von Reihenkulturen, etc.

Die 5 wichtigsten Themen für eine bayerische Ackerbaustrategie sind:

  • Biotopvernetzung in der Kulturlandschaft
  • Fruchtfolgen erweitern
  • Mehrwert [des Ackerbaus] für die Gesellschaft sichtbar machen und honorieren
  • Integrierter Pflanzenschutz – vom Schlagwort zur Umsetzung
  • Resistenzzüchtung
Weitere wichtige Punkte sind "Treibhausgas-Reduzierung" sowie "mit Wissenstransfer/Beratung den Weg von der Forschung zur Umsetzung in der Praxis gehen". Insgesamt ist klar: Veränderungen sind notwendig und anzustreben.
Aktuelle gesellschaftliche und landwirtschaftliche Fragestellungen
In Bayern gibt es rund 100.000 Betriebe, das ist 1/3 aller Landwirte in Deutschland. Für Veränderungen in dieser kleinstrukturierten Landwirtschaft müssen deshalb im Vergleich mit anderen Bundesländern zahlreiche Akteure mobilisiert werden.
Eine Ackerbaustrategie mit veränderten Fruchtfolgen ist grundsätzlich erstrebenswert, sie wird aber auch bisherige ökonomische Gleichgewichte durcheinanderbringen. Aus diesem Grund müssen Fragen der Agrarmärkte genauso berücksichtigt werden wie die Auswirkungen des Klimawandels auf die verschiedenen Fruchtfolgeglieder. Langfristig sind hierzu angepasste Kulturen und Sorten notwendig.
LfL-Vision
Im Jahr 2030 werden agrarökologische und produktionstechnische Fragen noch stärker gemeinsam betrachtet. Komplexe Systeme werden im Kontext der Landschaft erforscht und erklärt. Das klassische mehrjährige Systemdenken im Ackerbau wird zu einem flächendeckenden bayerischen „New Deal“ für Landwirtschaft und Gesellschaft weiterentwickelt.
Dazu zählt die konsequente Anpassung an den Klimawandel durch Verbesserungen der Technik (smart farming, verträgliche Bewässerung, angepasste Arten und Sorten, Kulturführung, Nutzungsstrategien), die Förderung der Produktivität (v.a. stabile Erträge, Qualität) und Klimaeffizienz (Bodenfruchtbarkeit, Humusgehalt, Bodenleben, Erosionsschutz, optimales Nährstoffmanagement), die Schaffung von mehr Vielfalt in der Kulturlandschaft (Fruchtfolgeglieder, Begleitflora und -fauna,) und Biodiversität sowie der Schutz der Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft.
Alle vorgenannten Punkte können nur so gut umgesetzt werden, wie es die nutzbare Genetik (Arten, Sorten) zulässt. Der Schlüssel ist daher eine gezielte Stärkung von auf Bayern ausgerichteten Forschungs- und Züchtungsaktivitäten.

Pflanzenschutzmittelminimierungsstrategie

Der chemische Pflanzenschutz steht zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit und wird aus Sicht des Umwelt- und Verbraucherschutzes verstärkt hinterfragt. Rückstände an Lebensmitteln und Funde in Gewässern werden, selbst innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte, immer weniger toleriert. Der weltweit am häufigsten eingesetzte Wirkstoff Glyphosat wird mit einer Gefährdung der menschlichen Gesundheit und der Biodiversität in Verbindung gebracht. Insektizide werden für den Rückgang von Insektenpopulationen und Bienensterben verantwortlich gemacht. Der Nutzen des chemischen Pflanzenschutzes tritt in der öffentlichen Diskussion gegenüber den Risiken zunehmend in den Hintergrund.
Aktuelle gesellschaftliche und landwirtschaftliche Fragestellungen
Wie kann der integrierte Pflanzenschutz stärker in der Praxis etabliert werden? Mit welchen Strategien kann die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln deutlich eingeschränkt werden? Können den Landwirten praxistaugliche Alternativen aufgezeigt werden, die nach wie vor sichere Erträge ermöglichen? Wie können die Risiken der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie auf den Naturhaushalt minimiert werden?
Die Möglichkeiten für die Anwendung von alternativen Pflanzenschutzmaßnahmen sind in Bezug auf die spezifische Effizienz (z.B. mechanische Unkrautregulierung in einzelnen Kulturen oder Einfluss der Fruchtfolge auf das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen) in bestimmten Anwendungsbereichen grundsätzlich bekannt. Die Herausforderung für die Produktionspraxis besteht in der Weiterentwicklung bereits vorhandener Methoden (z.B. Sensorsteuerung und Automatisierung der mechanischen Unkrautkontrolle), der Erforschung von neuartigen alternativen Verfahren (z.B. Einsatz von Biologicals zur Krankheits- und Schädlingsbekämpfung) und der ökonomisch erfolgreichen Integration von neuen, alternativen Methoden in Anbauverfahren des Ackerbaus und der Grünlandbewirtschaftung.
LfL-Vision
Die LfL hat im Jahr 2030 mit Projekten und Versuchsprogrammen erreicht, dass die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und die damit verbundenen Risiken deutlich vermindert werden. Den Landwirten werden alternative Verfahren aufgezeigt, mit denen bspw. Ausfallkulturen und Unkräuter durch Bodenbearbeitungsmaßnahmen mit geeigneten Geräten beseitigt werden können. Vielfältige Fruchtfolgen senken den Unkraut-, Krankheits- und Schädlingsdruck.
Die Verfahren werden in stationären Großparzellenversuchen erprobt und unter Praxisbedingungen und stetigem Austausch mit der bayerischen Landwirtschaft weiterentwickelt.
Ausgewählte Beiträge der LfL
Projekte zu mechanischen Unkrautbekämpfungsmaßnahmen mit reduzierten Pflanzenschutzmittelanwendungen, Generelle Prüfung Pflanzenschutzmittel-reduzierter Varianten, Prüfung von biologischen Verfahren zur Regulierung von Krankheiten und Schädlingen im Acker- und Gartenbau, Fachinformationen zur Freiflächenpflege im kommunalen Bereich: Unkrautmanagement auf Wegen und Plätzen, Infoportal Glyphosat, Monitoring und Schadschwellenuntersuchungen für Prognosemodelle und regionale Empfehlungen, Big Data für gesunde Kulturen: Verknüpfung von Wetterdaten und Befallserhebungen für praxisnahe Beratungsempfehlungen, Erarbeitung von regionalen Beratungsunterlagen.
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