Forschungs- und Innovationsprojekt
Projekt Hohenthann – Landwirtschaft und Gewässerschutz

Vorführung der Gülleverschlauchung

Grundwasserschonende Landbewirtschaftung in den Gebieten Hohenthann, Pfeffenhausen und Rottenburg an der Laaber (Projektphase I, 2014 – 2018)

Hintergrund des Projektes sind die seit einiger Zeit kontinuierlich steigenden Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser im Bereich der Gemeinde Hohenthann und im Einzugsgebiet der Brunnen des Zweckverbandes Rottenburger Gruppe. Die Landwirtschaft wird im Untersuchungsgebiet sehr intensiv betrieben. Durch den Ausbau der Schweinehaltung und den Bau von Biogasanlagen stieg das Aufkommen von organischem Wirtschaftsdünger (Gülle, Gärreste) in den vergangenen Jahren. Seitens der Wasserversorgung werden die Intensivtierhaltung und die Gülleausbringung als wichtigste Ursache des Nitratanstiegs angesehen. Zahlreiche Medienberichte über die Problematik führten zu einer angespannten Atmosphäre zwischen Landwirten und Bevölkerung sowie Wasserversorger.

Ziel

Die Ziele des von den Ministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) geförderten Projektes waren:

  • Darstellung der Ursachen für die Grundwasserbelastungen aus wasserwirtschaftlicher und landwirtschaftlicher Sicht
  • Erarbeitung der Handlungsempfehlungen zur Vermeidung hoher Stickstoffausträge im Projektgebiet.
Die Maßnahmen sowie die Vorgehensweise bei der Ermittlung der Ursachen sowie der Beratung sollen auf andere Projektgebiete übertragbar sein.

Methoden

Die Arbeiten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft konzentrierten sich auf Erhebungen bei den Landwirten, einer Analyse der wichtigsten Ursachen, der Ableitung effektiver Maßnahmen und der Sensibilisierung und Beratung der Landwirte.

Einzelbetriebliche Erhebungen:

  • Nährstoffbilanzen
  • Nmin-Untersuchungen
  • Tiefenbohrungen
  • Gülleuntersuchungen
  • Güllelagerraum
Das Projektgebiet (landwirtschaftliches Kerngebiet) befindet sich nördlich von Landshut in Niederbayern. Es umfasst die komplette Gemeinde Hohenthann, Teilbereiche der Gemeinden Pfeffenhausen und Rottenburg a.d. Laaber. Im landwirtschaftlichen Kerngebiet waren zu Projektbeginn 281 Betriebe gemeldet.
Die Bürger der betroffenen Gemeinden wurden in drei jährlich stattfindenden Veranstaltungen über die Ziele des Projektes, die Zwischenergebnisse und die sich daraus ergebenden Maßnahmen informiert. Diese Veranstaltungen waren sehr gut besucht und erwiesen sich als sehr nützlich, um in der Projektphase den öffentlichen Druck zu verringern.
Die Landwirte wurden in der ersten Bürgerversammlung und in nachfolgenden Informationsveranstaltungen speziell für Landwirte informiert. Es wurden Möglichkeiten und Wege aufgezeigt, die Nährstoffsalden zu verbessern. Ebenso wurden die Ergebnisse mit den Landwirten diskutiert. Betriebsleiter mit hohen Salden wurden in Einzelgesprächen beraten. Auch wurden den Landwirten Möglichkeiten zur Steigerung der N-Effizienz aufgezeigt. In einer weiteren Veranstaltung konnten sich die Landwirte auf der Versuchsstation der LfL in Puch über die aktuellen Versuche der LfL zur Steigerung der N-Effizienz bei der Wirtschaftsdüngerausbringung informieren.
Der Aufgabenbereich eines Wasserberaters wird beschrieben und Handlungsempfehlungen für vergleichbare Gebiete gegeben.
Die Gesamtkoordination für dieses Projekt lag beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU).

Ergebnisse

Flurbegehungen
Die Projektbeteiligten haben für die untersuchten Gemeinden Maßnahmen zur Minderung der Nitratausträge erarbeitet, in einer Matrix zusammengefasst und bewertet. Darin werden die Effizienz und die Kosten der Maßnahmen für dieses Gebiet bewertet. Die Maßnahmen beziehen sich in erster Linie auf das Projektgebiet, sind jedoch auch auf andere Regionen mit ähnlichen Problemen übertragbar. Eventuell müssen sie jedoch um weitere Maßnahmen ergänzt werden.
Zur Umsetzung der Maßnahmen ist eine langfristig sichergestellte, kontinuierliche Beratung notwendig.

Nmin-Werte

Die Nmin-Werte im Frühjahr unterschieden sich kaum von den bayernweiten Untersuchungsergebnissen. Die höchsten Werte wurden unter Mais gemessen. Diese sind wahrscheinlich durch die Witterung im Frühjahr und durch langjährige organische Düngung verursacht. Werden diese Werte bei der Düngeplanung berücksichtigt, können wesentliche Nährstoffmengen insbesondere bei der Mineraldüngung eingespart werden.
Auch die Nmin-Werte nach der Ernte zeigten nach Mais die höchsten Werte, die jedoch zum Teil durch schlechte Ernten bedingt waren. Dennoch konnten auch diese Werte durch eine konsequente Düngebedarfsermittlung gesenkt werden.
Entscheidend für das Auswaschungsrisiko sind die Nmin-Werte im Herbst zu Beginn der vegetationslosen Zeit. Diese können besonders durch einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau, insbesondere mit überwinternden Zwischenfrüchten abgesenkt werden. Die Herbst-Nmin-Beprobung eignet sich auch im Rahmen von freiwilligen Vereinbarungen für die Bemessung von Ausgleichsleistungen.

Nährstoffbilanzen

Nährstoffbilanzen sind ein wichtiges Instrument, um den betrieblichen Nährstoffkreislauf darstellen zu können. Hof-Tor-Bilanzen sind für tierhaltende Betriebe aussagekräftiger, da sie den Futtermittelzukauf berücksichtigen. Die Überprüfung des Futterregimes mit dem Ziel einer nährstoffreduzierten Fütterung kann zu einer deutlichen Verbesserung der Salden beitragen. Der Mineraldüngerzukauf führt bei Betrieben mit hohem Nährstoffanfall aus der Tierhaltung zu hohen Salden. Durch bedarfsgerechte Düngeplanungen sind die Nährstoffüberschüsse abzubauen.

Tiefenbohrungen

Die durchgeführten Tiefenbohrungen brachten nur schwer interpretierbare Ergebnisse. Das kann u.a. daran liegen, dass die Denitrifikation oder andere Umsetzungen im Boden wie Festlegung in organische Substanz eine größere Rolle spielen als erwartet.
Daraus kann geschlossen werden, dass Tiefenbohrungen zur Beurteilung eines Gebietes oder verschiedener Bewirtschaftungsformen nur in einem größeren Umfang über mehrere Jahre und bei zufallsverteilter Flächenauswahl sinnvoll sind.

Gülleuntersuchungen

Der Grund dafür, dass sogar die Nährstoffgehalte der Basisdaten bei der Standardfütterung überschritten werden, liegt am verbreiteten Einsatz zahlreicher Nebenprodukte wie z. B. Molken, Schlempen oder Kartoffeldampfschalen. Diese werden in sehr unterschiedlichen Konzentrationen angeliefert und erschweren eine genaue Berechnung der Futterrationen. Das führt oft dazu, dass die Gesamtrationen mehr Nährstoffe enthalten, als die Tiere benötigen.
Es wäre notwendig, alle Futtermittel regelmäßig zu untersuchen, die Rationen und den Mineralfuttereinsatz darauf abzustimmen und eventuell auf eine nährstoffreduzierte Fütterung umzustellen. Dadurch sinken auch die Nährstoffgehalte in den Ausscheidungen und verschaffen den Betrieben wieder einen größeren Spielraum beim Einsatz der Wirtschaftsdünger. Tierhaltende Betriebe sollten daher in regelmäßigen Abständen Untersuchungen der Wirtschaftsdünger vornehmen um eventuelle Abweichungen von den Basisdaten festzustellen.

Güllelagerraum

Im Untersuchungsgebiet mit einem hohen Anteil Mais in der Fruchtfolge wird eine neunmonatige Lagerkapazität empfohlen. Eine Veränderung der Fruchtfolgen oder zweimalige Ausbringung der Wirtschaftsdünger in Getreide und Mais kann die Situation entspannen.

Schauversuche

Schauversuche sind ein probates Mittel, neue Techniken und Anbausysteme zu zeigen und den Landwirten näher zu bringen. Gleichzeitig ergeben sich am Rande von Besichtigungsterminen zahlreiche Gespräche, die das Vertrauen in den Berater begründen und zu neuen Einzelberatungen führen können.

Handlungsempfehlungen für vergleichbare Gebiete

Grundlage für die Umsetzung gewässerschonender Maßnahmen ist eine langfristige unter-stützende Beratung der Landwirte. Der Aufgabenbereich von Wasserschutzberatern ist sehr umfangreich. Folgende Empfehlungen können (auch in der chronologischen Reihenfolge) gegeben werden:
  • Bereitstellung langfristiger Mittel für Beratung
  • Einstellung einer kompetenten Beratungskraft, die Kontinuität verspricht
  • Ausstattung der Beratungskraft mit Mitteln für besondere Aktionen
  • Erhebung aller relevanten Daten der Tierhaltung (HIT, evtl. Landratsamt), Biogasanlagen und der Flächennutzung
  • Daten zur gewerblichen Tierhaltung (Landratsamt)
  • Ursachenforschung
  • Einbeziehung von betroffenen Behörden, Verbänden, Wasserversorger, Verbundberatung
  • Erarbeitung standortbezogener Maßnahmen zum Grundwasserschutz
  • Informationsveranstaltung für Landwirte mit der Möglichkeit, sich für Datenerhebung und einzelbetriebliche Beratung zu melden
  • Informationsveranstaltung für Bürger
  • Kontaktaufnahme mit interessierten Landwirten, Datenerhebung bei diesen Landwirten (Nährstoffbilanzen, Düngebedarfsermittlung, Bodenuntersuchungsergebnisse, Futterrationen, Güllelagerraum), zügige Auswertung
  • Planung von Schauversuchen mit interessanten Themen
  • Flurbegehungen und Führungen an den Schauversuchen
  • Informationsveranstaltung für die teilnehmenden Landwirte mit einzelbetrieblicher Datenauswertung und Maßnahmenempfehlung
  • Bildungsangebot für alle Landwirte mit Werbung für weitere Teilnehmer
  • Durchführung von Einzelberatungen und jährlich wiederkehrende Erfolgskontrolle.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. Matthias Wendland
Projektbearbeiter: Dr. Sonja Brummer, Gerold Johann Haringer
Projektlaufzeit: 01.03.2014 bis 28.02.2017
Projektförderung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Projektpartner: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Technische Universität München (TUM, Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme sowie Lehrstuhl für Hydrogeologie)
Förderkennzeichen: A/14/08