Kurzanleitung zum Erkennen und Bestimmen
Wasser-Kreuzkraut und Jakobs-Kreuzkraut

Wiese mit Kreuzkraut und Klee

Foto: Siegfried Springer

Kreuzkräuter, auch Greiskräuter genannt, enthalten für Tier und Mensch giftige Inhaltsstoffe (Pyrrolizidin-Alkaloide) in hoher Konzentration. In Bayern kommen 17 verschiedene Kreuzkraut-Arten auf unterschiedlichen Standorten vor. Hier behandeln wir zwei im Grünland häufige Arten, das Wasser-Kreuzkraut und das Jakobs-Kreuzkraut. Es ist wichtig, diese Arten erkennen und von anderen Pflanzenarten unterscheiden zu können, um frühzeitig eine starke Ausbreitung auf den eigenen Wirtschaftsflächen zu verhindern.
Denn gezielte Maßnahmen bei noch geringer Verbreitung der Arten zeigen in der Praxis die größten Erfolge.
Weitere Informationen sowie Möglichkeiten zur Regulierung von Kreuzkrautbeständen im Wirtschaftsgrünland sind beim Institut für Pflanzenschutz und beim Landesamt für Umwelt zu finden:

Definitionen

Röhren- und Zungenblüten

Zeichnung: Längsschnitt durch die Blüte

Zeichnung: Jutta Kotzi
Längsschnitt durch die Blüte

Die Blütenkronblätter der Korbblütler sind miteinander zu Röhren- oder Zungenblüten verwachsen. Röhrenblüten haben eine Röhre und am oberen Ende fünf Zipfel. Zungenblüten haben ebenfalls eine Röhre, die sich aber seitlich in eine Art Zunge auswächst.

Gattung

Wissenschaftlich werden Pflanzen nach ihrer Verwandtschaft, die weitgehend anhand von Blütenbau und Früchten festgelegt ist, in ein System gestellt und bekommen eine Namensbezeichnung, die im Wesentlichen aus zwei Teilen besteht - Gattung und Art. So heißt das Wasser-Kreuzkraut wissenschaftlich Senecio aquaticus , wobei Senecio die Gattung und aquaticus die Art bezeichnet. In der Hierarchie darüber liegend ist die Pflanzenfamilie. Kreuzkräuter gehören zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) .

Zweijährig

Zweijährige Pflanzen bilden im ersten Lebensjahr meist eine Blattrosette und eine Pfahlwurzel aus und blühen nicht. Erst im zweiten Jahr wird der Blütenstand getrieben. Nach der Blüte sterben die Pflanzen ab.

Wechselständig

Stehen sich zwei Blätter am Stängel direkt gegenüber, so wird dies als gegenständig bezeichnet. Steht ein Blatt auf einer Seite etwas höher am Stängel als das nächste auf der anderen Seite und so fort, so wird dies als wechselständig bezeichnet.

Hüllblätter

Sie umgeben von unten her einen gesamten Blütenkopf und sind meist grün. Sie eignen sich oft als Unterscheidungsmerkmal, da sie farbige Ränder aufweisen können, die je nach Art unterschiedlich sind.

Der erste Schritt zum Erkennen von Kreuzkraut: Der Blütenstand

Ein erstes Annähern wird durch eine weit verbreitete und gut bekannte Pflanze erleichtert – das Gänseblümchen. Gut zu sehen sind die Zungenblüten außen und die Röhrenblüten innen.
Foto: Jutta Kotzi Blütenstand des Gänseblümchens: Zungenblüten außen - weiß, Röhrenblüten innen - gelb

Foto: Jutta Kotzi Blütenstand des Gänseblümchens: Zungenblüten außen - weiß, Röhrenblüten innen - gelb

Foto: Jutta Kotzi Blütenstand des Jakobs- Kreuzkrautes: Zungenblüten außen - gelb, Röhrenblüten innen - gelb

Foto: Jutta Kotzi Blütenstand des Jakobs- Kreuzkrautes: Zungenblüten außen - gelb, Röhrenblüten innen - gelb

Die Blütenstände der Kreuzkräuter sehen denen des Gänseblümchens ähnlich. Beide Gattungen gehören der gleichen Pflanzenfamilie, den Korbblütlern an. Bei den Kreuzkräutern sind im Unterschied zum Gänseblümchen auch am äußeren Rand der Blütenstände gelbe Zungenblüten.
Merke: Die Blütenstände sehen aus wie Gänseblümchen, nur sind sie komplett gelb!
Die Blüten am Rand werden Zungenblüten genannt. Wie in den Abbildungen oben zu sehen ist, besitzen die Kreuzkräuter sehr viel weniger Zungenblüten als das Gänseblümchen (oft 13 Stück).
Die Unterscheidung der beiden Arten Wasser- oder Jakobs-Kreuzkraut ist im Grunde für die Beobachtung der eigenen Flächen nicht so wichtig, denn beide sind für Weidevieh giftig und beide sollten auf Wirtschaftsflächen frühzeitig reguliert werden. Entscheidend ist jedoch, sie von anderen Arten unterscheiden zu können,
damit die richtigen Pflanzen stehen gelassen bzw. die richtigen entfernt werden.

Der zweite Schritt: Blätter und Wuchsform

Es gibt mehrere Pflanzenarten, deren Blätter im Frühjahr, wenn sie austreiben, denen der Kreuzkräuter sehr ähnlich sehen. Es empfiehlt sich daher, die Entwicklung der Pflanzen im Verlauf des Jahres zu beobachten. Entscheidend dabei ist die Blütezeit. Ein Beispiel dazu:
Foto: Jutta Kotzi, Blätter der Margerite im Frühjahr

Foto: Jutta Kotzi, Blätter der Margerite im Frühjahr

Foto: Jutta Kotzi Blattrosette des Wasser- Kreuzkrauts im Frühjahr

Foto: Jutta Kotzi Blattrosette des Wasser- Kreuzkrauts im Frühjahr

Im zeitigen Frühjahr sind die Blätter von Margerite und Wasser-Kreuzkraut nicht einfach zu unterscheiden. Sobald sich jedoch die Blütentriebe entwickeln, wird es schon leichter. Die Margerite treibt einen unverzweigten Blüten-Stängel. Beide Kreuzkräuter hingegen bilden einen verzweigten Blüten-Stängel aus.
Margerite mit unverzweigtem Blüten-Stängel

Margerite mit unverzweigtem Blüten-Stängel

Foto: Siegfried Springer Jakobs-Kreuzkraut mit verzweigtem Blüten-Stängel und vielen Blütenköpfen

Foto: Siegfried Springer Jakobs-Kreuzkraut mit verzweigtem Blüten-Stängel und vielen Blütenköpfen

Die Blüten machen es überdeutlich – Margeriten haben innen gelbe, außen weiße Blüten. Kreuzkräuter haben innen gelbe und außen ebenfalls gelbe Blüten.
Foto: Jutta Kotzi, Blüten der Margerite

Foto: Jutta Kotzi, Blüten der Margerite

Foto: Jutta Kotzi, Blüten des Jakobs-Kreuzkrauts

Foto: Jutta Kotzi, Blüten des Jakobs-Kreuzkrauts

Um Kreuzkräuter sicher erkennen zu können:

Begleiten Sie die Entwicklung der Kreuzkräuter im Jahresverlauf durch eigene Fotos oder gepresste Pflanzenteile und Sie werden zunehmend sicherer in der Bestimmung der Arten.

Hierzu eine Empfehlung:

  1. Wenn Sie die Kreuzkräuter im Sommer anhand ihrer Blüten erkannt haben, machen Sie Fotos von der Blüte, den Blättern, der ganzen Pflanze; nehmen Sie die Pflanze mit und pressen und trocknen sie; merken Sie sich die Stelle an der sie die Pflanzen gefunden haben.
  2. Gehen Sie spätestens im Herbst wieder an diese Stelle und schauen nach. Machen Sie wieder Fotos. Die Pflanzen, die geblüht haben, müssten jetzt langsam absterben, denn Wasser-Kreuzkraut und Jakobs-Kreuzkraut sind zweijährig.
  3. Im nächsten Frühjahr gehen Sie erneut an diese Stelle und schauen sich die Blätter im Austrieb an. Hier müssten jetzt neue Blattrosetten erscheinen.
Auf diese Weise bekommen Sie Ihr eigenes Nachschlagewerk und Erfahrung im Erkennen der Kreuzkräuter.

Allgemein zu merken über Kreuzkräuter

  • Alle Kreuzkrautarten haben gelbe Blütenköpfe.
  • Fast alle haben Zungen- und Röhrenblüten (das Gemeine Kreuzkraut hat nur Röhrenblüten).
  • Die Blütenköpfe stehen meist zu mehreren zusammen. Im Gegensatz dazu sitzt beim Gänseblümchen oder bei Arnika nur ein Blütenkopf auf dem Blütenstängel.
  • Die Blattstellung am Stängel ist wechselständig.
Zeichnung: Jutta Kotzi

Zeichnung: Jutta Kotzi

Wasser-Kreuzkraut und Jakobs-Kreuzkraut – die Unterschiede

Wasser-Kreuzkraut, Wasser-Greiskraut

Wissenschaftlicher Name
Senecio aquaticus
Vorkommen, Standort
Grünland feuchterer Standorte, gedüngte Moorwiesen
Lebensform
Zweijährig, im ersten Jahr nur Grundrosette
Blätter der Rosette
Rosette des Wasserkreuzkrautes

Foto: Rasso Höck

Stängel-Blätter
Seitenfiedern stehen spitzwinkelig ab
Zeichnung der Stängelblätter Wasserkreuzkraut

Zeichnung: Jutta Kotzi

Blüte
Hüllblätter grün, mit weißem Rand; Blütenköpfe 2-3 cm im Durchmesser groß

Jakobs-Kreuzkraut, Jakobs-Greiskraut

Wissenschaftlicher Name
Senecio jacobaea
Vorkommen, Standort
Unterschiedliche Standorte, trockenere Böden, Brachen, Grünland, Wegränder
Lebensform
Zweijährig, im ersten Jahr nur Grundrosette
Blätter der Rosette
Blattrosette des Jakobskreuzkrautes

Foto: Rasso Höck

Stängel-Blätter
Seitenfiedern stehen fast rechtwinkelig ab
Zeichnung der Stängelblätter Jakobskreuzkraut

Zeichnung: Jutta Kotzi

Blüte
Hüllblätter grün mit schwarzer Spitze; zahlreiche Blütenköpfe zusammen stehend und 1,5-2 cm im Durchmesser groß

Unterscheidung von anderen gelb blühenden Pflanzenarten

Rainfarn

blühender Rainfarn

Foto: Jutta Kotzi

Keine Zungenblüten am Rand, knopfartiges Aussehen

Wiesen-Pippau

blühender Wiesenpipau

Foto: Siegfried Springer

Nur Zungenblüten, der knopfartige Mittelteil mit Röhrenblüten fehlt; ähnlich dem Löwenzahn

Wiesen-Bocksbart

blühender Wiesenbocksbart

Foto: Siegfried Springer

Blüten-Stängel unverzweigt

Johanniskraut

blühendes Johanniskraut

Foto: Jutta Kotzi

Nur fünf Blüten-Blätter und …
gegenständige Stängelblätter des Johanniskrautes

Foto: Jutta Kotzi

…die Stängel-Blätter sind gegenständig.

Literaturverzeichnis

Literatur

Lüder, Rita (2005): Grundkurs Pflanzenbestimmung – Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co.)
Schauer, T.; Caspari, C.; Caspari, S. (2012): Die Pflanzen Mitteleuropas - München (BLV Verlagsgesellschaft)