Fischottermonitoring Oberpfalz 2018

Fischotter mit Fischrest. Nicht immer werden die Fische ganz verspeist.

Fischotter, Foto: Philipp Gilbert

In Bayern besiedelt der Fischotter mittlerweile wieder weite Teile Niederbayerns und der Oberpfalz, sowie Teile Oberbayerns und Oberfrankens. Populationsgrößenschätzungen liegen nur aus Teilgebieten, nicht allerdings aus Teichgebieten vor. Vor dem Hintergrund steigender Schäden in der Teichwirtschaft, wurden im Projekt in Absprache mit der Teichwirtschaft vier repräsentative Teilräume in der Oberpfalz ausgewählt. Dort wurden Fischotterlosungen kartiert und gesammelt. Bei den gesammelten Proben wurden genetischer Profile (Genotypen) und das Geschlecht bestimmt. Eine statistische Auswertung der Daten führte zu einer Populationsgrößenschätzung von Fischottern in den Untersuchungsgebieten.

Methoden

Räumliche Darstellung der genetischen Nachweise von 15 Fischottern (2 Familien) im Raum OberviechtachZoombild vorhanden

Genetische Nachweise

Für die vier Untersuchungsgebiete sollte eine genaue Populationsgröße mittels genetischem Fang-Wiederfang bestimmt werden. Dazu wurden im Frühling 2018 alle zugänglichen Gewässerufer und die Brücken in den Untersuchungsgebieten auf Fischotterlosungen hin untersucht. An Fundpunkten von auch alten Losungen (als Markierplätze bezeichnet) wurden an fünf aufeinanderfolgenden Tagen frischen Losungen gesammelt (Bericht Teil 1).
Im Anschluss wurde im Labor zunächst die DNA aus den Zellen der gesammelten Proben mittels Extraktion isoliert und gereinigt und anschließend mittels PCR (Polymerasekettenreaktion) an jeweils sieben Mikrosatellitenmarkern und zwei Geschlechtsmarkern amplifiziert (vervielfältigt). Die Länge der Mikrosatelliten in Basenpaaren wird mithilfe der Fragmentlängenanalyse (FA) bestimmt (Genotypisierung). Mit Hilfe verschiedener Fang-Wiederfang-Modelle wurde die Populationsgröße des Fischotters in den einzelnen Untersuchungsgebieten ermittelt (Bericht Teil 2).

Ergebnisse

Insgesamt wurden 261 frische Losungsproben zur genetischen Identifikation der anwesenden Individuen gesammelt. In Wiesau waren dies 63, in Oberviechtach 96, in Fensterbach 15 und in in Stamsried 87. Davon konnten 25, 40, 4 beziehungsweise 42 Losungen dem Fischotter zugeordnet, genotypisiert und auf das Geschlecht hin bestimmt werden. In den Untersuchungsgebieten wurden zwischen einem und 15 Fischotterindividuen festgestellt. Es wurden insgesamt vier Familien nachgewiesen.
LandkreisUntersuchungsgebietAnzahl frischer LosungenAnzahl genotypisierter LosungenAnzahl Ind.Dichte [Fischotter/km Ufer]
TirschenreuthWiesau632580,1
SchwandorfOberviechtach9640150,3
SchwandorfFensterbach15410,04
ChamStamsried874280,27

Diskussion

Die Verteilung und Anzahl der Otternachweise war in Oberviechtach vergleichsweise hoch, in Stamsried intermediär und in Fensterbach und Wiesau gering. Die Lebensraumtragfähigkeit ist daher in Wiesau und Fensterbach nicht ausgeschöpft. Die Untersuchungsgebiete Wiesau und Fensterbach liegen im Gegensatz zu Oberviechtach und Stamsried am Rand des aktuellen Fischotterverbreitungsgebiets in Bayern. Deswegen deuten die Raumnutzung, die Überlappung der Streifgebiete, der Verwandtschaftsgrad zwischen den Individuen und der deutliche Männchenüberschuss an, dass sich die Populationen im Untersuchungsgebiet Wiesau und Fensterbach in der Etablierung befinden.