Vielfalt durch Streuobst – Hofporträt Schreyer

Der seit 1959 ökologisch bewirtschaftete Betrieb der Familie Schreyer liegt östlich von Marktoberdorf. Bis zum Jahr 1969 wurde der Betrieb biologisch-dynamisch geführt, seit 1972 biologisch-organisch.
Im Sommer stehen die Braunvieh-Kühe ganztägig auf der Kurzrasenweide. Dies erhöht die Fitness und Gesundheit der Kühe. Im Winter besteht die Fütterung aus Heu und Kraftfuttergaben. Im Jahr 2018 hat Familie Schreyer die Milchproduktion auf Heumilch umgestellt. Des Weiteren wurde 2019 eine neue Heutrocknungsanlage mit Kondenstrocknung und Unterdach-Absaugung in Betrieb genommen. Der Energieaufwand hat sich verringert und die Futterqualität erhöht.
Neben der Milchproduktion brennt Stefan Schreyer überwiegend mit Obst aus seinen Streuobstwiesen und -weiden diverse Liköre und Brände, die ab Hof vermarktet werden. Der Fleisch- und Schinkenverkauf sowie der Hundefutterverkauf findet ebenfalls ab Hof statt.

Interview mit Betriebsleiter Stefan Schreyer

"Es ist eine Faszination: Ein Apfel ist ein Apfel, aber wie unterschiedlich diese ganzen Sorten sind!"

Transkript des Interviews

Interview zum Thema Streuobst im ökologischen Landbau

Hallo, ich bin der Schreyer Stefan. Ich komme aus Riedhof bei Stötten. Wir haben einen Biobetrieb, sind seit 1972 bei Bioland, haben 45 Milchkühe plus Nachzucht und Mast in einem Vollweidesystem gehalten, im Laufstall, und haben Streuobstwiesen am Betrieb.
Herr Schreyer, woher kommt denn Ihre Leidenschaft für Streuobst?
Die Leidenschaft hab ich vererbt gekriegt, mein Vater und mein Opa, die haben leidenschaftlich Obstbäume gepflanzt. Mit meinem Onkel habe ich dann gelernt, die Bäume zu pflegen und auch über ein Brennrecht, das ich beantragt habe, das Obst dann auch zu verwerten.
Welche Streuobstsorten haben Sie genau?
Überwiegend hab ich Äpfel - das ist auch der Erhalt von alten Apfelsorten, wie Kesseltaler Streifling, Wildschier, Kaiser Wilhelm, Bohnapfel, Sommerananas. Wir haben auch noch zwei Zwetschgenbäume und einen Birnbaum.
Was ist für Sie das Besondere am Streuobst?
Faszinierend ist, ein Apfel ist ein Apfel, aber wie unterschiedlich diese ganzen Sorten sind, vom Geschmack, im Frühjahr von der Blüte, auch von der Haltbarkeit. Zum Beispiel, manche Sorten halten den ganzen Winter, andere die muss man sofort verwerten. Es ist einfach eine Faszination, wie unterschiedlich quasi ein Apfel sein kann.
Warum ist Streuobst aus Ihrer Sicht besonders wichtig für die Biodiversität, was kann es da beitragen?
Alleine im Frühjahr, wenn man mal unter so einem blühenden Baum steht, da brummt´ s mal richtig da drin. Das ist natürlich für die ganzen Insekten immens, es sind auch viele Vögel drin. Wenn man richtig alte Obstbäume hat, kann sogar auch der Specht da rein nisten.
Für Landwirte, die neu mit dem Streuobstanbau anfangen, welche Chancen Sie da?
Es gehört schon ein wenig Enthusiasmus dazu - es steckt sicher auch Arbeit dahinter. Wenn man ein bisschen Liebe dafür hat, kann es natürlich auch eine tolle Arbeit sein.
Wie fördern Sie auf ihrem Betrieb sonst noch die Artenvielfalt?
Wir haben auf einer Fläche ein Biotop angelegt mit Tümpel und einer Streuwiese dran, mit Altholz und Steinhaufen. Da sieht man mal, was alles wieder möglich ist. Wir haben seitdem wieder regelmäßig Schlangen da. Ich glaub, die habe ich seit der Kindheit nicht mehr gesehen
Was macht Ihnen bei der Arbeit als ökologischer Betrieb denn am meisten Freude?
Wir haben ja nicht unerheblich Direktvermarktung mittlerweile, mit Fleisch auch. Und es ist einfach der Kontakt mit den Verbrauchern - diese Philosophie vom ökologischen Landbau, denen ein bisschen Einblick geben in unsere Arbeit. Da kommt dann auch sehr viel wieder zurück.

Rinder zwischen blühenden Bäumen

Beweidung der Streuobstwiese mit Milchkühen

Vielfalt durch Streuobst im ökologischen Landbau

Der Streuobstbau hat eine jahrhundertealte Tradition. Typisch sind Hochstammbäume, eine Mischung der Baumarten und eine hohe Sortenvielfalt. Meist überwiegt der Apfel, regional können Mostbirnen, Kirschen oder Zwetschgen hohe Anteile ausmachen. Auch Quitte, Walnuss, Mispel, Pfirsich und Wildobstarten gehören dazu.
Die Vielfalt von über 3.000 Sorten im Streuobstanbau bietet ein großes Reservoir an vielseitigen Erbanlagen
Streuobstbestände sind von zentraler Bedeutung für die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft, bieten Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten und sind eine gute Bienenweide. Streuobstbäume stehen meist auf Wiesen oder Weiden, manchmal auch auf Säumen im Ackerland. Als Elemente traditioneller bäuerlicher Kulturlandschaft kommen sie in konventionellen und in Bio-Betrieben vor, nehmen aber aufgrund fehlender Pflege oder Bebauung kontinuierlich ab.
Der Anteil biozertifizierter Streuobstflächen steigt seit Jahren, da auf dem Bio-Markt höhere Preise erzielt werden. Das Obst wird für Saft, Most und Schnaps verwendet oder als Tafel- und Dörrobst.

BioRegio Betriebsnetz Bayern

Der vorgestellte Betrieb engagiert sich im BioRegio Betriebsnetz Bayern. Dabei handelt es sich um einen bayernweiten Verbund aus 100 langjährig ökologisch wirtschaftenden und vorbildlich geführten Betrieben, die einen vertieften Einblick in die Ökolandbaupraxis ermöglichen. Die Betriebe sind regionstypisch und dennoch vielfältig aufgestellt. Zudem fördert das Betriebsnetz den Wissenstransfer zwischen Landwirten.

BioRegio Betriebsnetz

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