Landwirtschaft und Artenvielfalt erleben

Menschen in einer Blühfläche vor eine Gebäude enthüllen ein Schild

Foto: Rainer Lehmann

Die LfL in Freising ist "Blühender Betrieb"

Blüh- und bienenfreundlich ─ diese Eigenschaften zeichnen viele Flächen der LfL in Freising aus. Für ihr vorbildliches Engagement beim Schutz unserer heimischen Insekten erhielt die LfL im Frühjahr 2020 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) die staatliche Auszeichnung als "Blühender Betrieb". Diese Anerkennung motiviert bayerische Betriebe, ihre betrieblichen Freiflächen naturnah, arten- und strukturreich zu gestalten. LfL-Präsident Jakob Opperer enthüllt das Schild "Blühender Betrieb" vor dem Gebäude des Präsidiums im Beisein von Dr. Harald Volz und Elke Schweiger, beide vom Institut für Agrarökologie.

Blühendes Band

Im Herbst 2015 säten wir die wiederverfüllte Trasse der Fernwärmeleitung mit einer gebietseigenen Saatgutmischung aus bunt blühenden Wiesenarten an. Dieses "Blühende Band" mit einer Breite von fünf bis zehn Metern verläuft entlang des Gehölzlehrpfades und leistet einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund und zur Biodiversität. Im Rahmen der kontinuierlichen ökologischen Aufwertung unserer Freiflächen wandelten wir im Herbst 2019 intensiv genutzte Wiesen um die Gebäude an der Vöttinger Straße und der Landtechnik in blütenreiche Lebensräume durch die Ansaat mit gebietseigenem Saatgut um.
Abschnittsweise, zeitlich gestaffelt Mahd
Eine extensive, abschnittsweise und zeitlich gestaffelte Mahd mit Mähgutentfernung je nach Entwicklungszustand der Flächen fördert die Biodiversität und schafft einen fortwährenden Lebensraum. Ohne regelmäßige Mahd würden sich die Blumenwiesen langfristig über Hochstaudenfluren bis hin zu einem Wald entwickeln und der blütenreiche Lebensraum "Wiese" somit verschwinden. Die Mahd erfolgt nach Mög-lichkeit an kühlen und bedeckten Tagen, um die Verluste bei Insekten möglichst gering zu halten. Die Schnitthöhe beträgt etwa 10 cm, um Tierarten zu schonen.
Strukturen im Winter
Das überjährige Stehenlassen von Pflanzen über den Winter bis in den Sommer hinein auf wechselnden Flächen ist für zahlreiche Insekten von großer Bedeutung. Der Erhalt dieser Strukturen ist beispielsweise für einige Wildbienenarten wichtig, da sie in Hohlräumen von Pflanzenstängeln nisten. Auch vielen weiteren Insekten oder auch Spinnen dienen im Winter ungemähte Bereiche als Winterquartier. Abgeblühte Pflanzen ermöglichen ihnen als Eier, Larven oder Puppen an den vertrockneten Blüten, Blättern oder in Stängeln zu überwintern.

Magere Böschungen, offene Bodenstellen und Sandschüttungen

Sonnige, trockene Stellen mit Rohbodenanteilen und lichter Bodenbedeckung bieten hier eine wesentliche Voraussetzung für Wildbienenbruten unter der Erde. Zusätzlich legten wir vertikale Rohbodenstrukturen durch Abgrabungen im Hangbereich an, die Lebensraum für bodennistende Bienenarten bieten. Außerdem wurde der trockene und sonnige Standort mit einer speziellen gebietseigenen Saatgutmischung angesät. Eine abschnittsweise Herbstmahd mit Mähgutentfernung wertet den Lebensraum weiter auf. An anderer Stelle ergänzen Sandschüttungen das Angebot für diese Arten.

Künstliche Insektennisthilfe

Die künstliche Insektennisthilfe steht an einem sonnigen, warmen Platz und ist nach Südosten ausgerichtet. Ein wetterfestes, mit Plexiglas verlängertes Dach schütz vor Regen und lässt genügend Licht durch. Das Gitter vor der Nisthilfe hält Vögel von der Brut fern. Bestückt ist die Nisthilfe mit gut gelagertem Hartholz, in das unterschiedlich große Löcher mit einem Durchmesser von 2 bis 9 mm und einer Tiefe von ca. 12 cm in das Längsholz gebohrt sind. An ihrer Hinterseite verschlossene Pflanzenhalme von Bambus und Schilf sowie Pappröhrchen, Bienensteine aus gebranntem Ton und Strangfalzziegel ergänzen das Angebot. Weitere Strukturen und das reiche Blütenangebot in der Nähe verbessern den Lebensraum.

Gehölzlehrpfad

Gehölzlehrpfad der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising
Seit mehr als zwanzig Jahren wertet die LfL ihr Gelände in Freising kontinuierlich ökologisch auf und übernimmt Verantwortung, die Artenvielfalt in Bayern zu bewahren und nachhaltig zu stärken. Mit der Anlage eines Gehölzlehrpfades in den 1990er-Jahren bringen wir Bürgern, Landwirten, Auszubildenden und Studenten Wissenswertes über heimische Laubgehölze und ihre Bedeutung für Tiere nah. Besonders der Wechsel der Jahreszeiten kann hier gut erfahren und kennengelernt werden. Eine Kurzbeschreibung der rund 60 Einzelgehölze findet man in den ausgelegten Flyern.

Gehölzpflege

Auf den Außenanlagen finden jedes Jahr im Zeitraum vom 1. Oktober bis 28. Februar, also außerhalb der Vogelbrutzeit, fachgerechte Pflegemaßnahmen statt. Dabei lassen wir durch Fachfirmen den Gehölzbestand abschnittsweise auf Stock setzen, sodass die Funktionen der Hecken fortwährend erhalten bleiben. Bei der Heckenpflege schonen wir wertgebende Gehölze wie Wildobst, alte Weißdorne oder Holunder. Das Schnittgut wird entfernt, wobei bis zu 20 Prozent als Unterschlupf für die Bodenfauna zu Reisighaufen aufgeschichtet werden können. Pflegebedürftige Hecken wertet die LfL so gezielt als Lebensraum für Pflanzen und Tiere auf.

Totholz

Im Winter 2017/18 wurde eine Vogel-Kirsche mit Fäulnisstellen aus Sicherheitsgründen auf eine Höhe von ca. 6 m zurückgeschnitten. Der Stamm blieb als stehendes Totholz erhalten und bietet die Grundlage für vielfältiges neues Leben. Im Laufe der verschiedenen Zerfallsstadien bilden sich vielfältige Strukturen wie Baumhöhlen, Rindentaschen oder Mulm (zerfallendes Holz), die von Totholzbewohnern (Pilzen, Bakterien, Insekten etc.) besiedelt und zersetzt werden. Spezialisierte und teilweise gefährdete Arten wie einige Wildbienen, höhlenbewohnende Vögel und Säugetiere profitieren von diesen Strukturen oder auch vom großen Insektenangebot des Biotopbaumes. Eine junge Vogel-Kirsche, die wir in der Nähe pflanzten, schließt den ökologischen Kreislauf. Auf weiteren Flächen setzen wir ähnliche Maßnahmen fortlaufend um.

Mehr Totholz für mehr Artenvielfalt – LWF Externer Link

Streuobst

Eine fachgerechte Pflege unserer Streuobstbäume findet regelmäßig statt, um die Bäume im Wachsen zu halten und Licht in die Krone zu bringen. So werden in der Krone alle Triebe entfernt, die nach innen wachsen. Neupflanzungen von alten und seltenen Sorten wie beispielsweise Mostbirnen ergänzen den Bestand ständig. Zu-sammen mit der extensiv genutzten Wiese und sonnigen sowie offenen Bereichen im Unterwuchs ist die Streuobstwiese ein wertvoller Lebensraum für viele Blütenbesu-cher, zahlreiche Vogelarten und sonstigen Tieren.

Bildungsarbeit

Auf dem LfL-Gelände erhalten die Besucher zahlreiche Informationen zu agrarökologischen Themen. Schautafeln zu Streuobst, Blühflächen, Hecken, Säumen, Bienen oder Totholz zeigen die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Bereichen auf. Auch bietet der Gehölzlehrpfad eine Übersicht der häufigsten heimischen Laubgehölze. Die Einzelgehölze sind ausgeschildert und in einem Flyer, der an den Hauptzugangspunkten ausgelegt ist, kurz beschrieben. Detaillierte Erläuterungen zu all diesen Themen und viele weitere Informationen zu in der Landwirtschaft auftauchenden und für die Umwelt und die Gesellschaft relevante Fragestellungen sind auf unseren Webseiten zu finden.

Blick in die Zukunft

Viele weitere Maßnahmen wie die Erweiterung des "Blühenden Bandes", die Schaffung von zusätzlichen Rohbodenstandorten sowie die Anlage von Feuchtbiotopen sind geplant. Weiter soll eine artenarme Grünlandfläche im Rahmen einer Mahdgutübertragung wieder mit typischen Wiesenarten angereichert werden. Die LfL engagiert sich weiterhin für die Steigerung der Biodiversität mit zahlreichen Forschungs- und Umsetzungsprojekten, Informationsschriften und Beratungsmaterialien. Auch arbeiten wir fortlaufend mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Technischen Universität München bei der Betreuung von Abschlussarbeiten zusammen.

LfL-Aktionsrucksack Biodiversität