Forschungs- und Innovationsprojekt
Untersuchung der Renkenbestände in Voralpenseen unter Berücksichtigung der Biomasseabschätzung

Grafic Renkenbestand am Starnberger See

Neben dem Fischalter ist die Bestandsdichte eine wesentliche Größe, die im Sinne einer nachhaltigen fischereilichen Bewirtschaftung zu berücksichtigen ist. Zur Beurteilung dieser wichtigen Größe können die Angaben zu den Fangerträgen aus der Berufsfischerei nur bedingt Aufschluss geben, da diese verschiedenen Einflussfaktoren unterliegen.

Regelmäßige standardisierte Versuchsfischereien mit Netzen unterschiedlicher Maschenweiten können Auskunft über die Rekrutierung und umgerechnet in Einheitsfänge auch Hinweise zur Bestandsdichte liefern. Jedoch können die Netzfänge örtlich und zeitlich stark variieren. Eine valide Abschätzung der im Freiwasser des Sees vorhandenen Fischbiomasse und Fischdichte allein anhand von Netzfängen würde einen für die bayerischen Voralpenseen nicht leistbaren Befischungsaufwand erfordern.

Eine vergleichsweise arbeitsextensive und zuverlässige Methode zur Ermittlung dieser Größen ist die Hydroakustik.

Ziel

Echogramm und Renken aus einem zeit- und ortsgleich gesetzten pelagischen MulitmaschennetzZoombild vorhanden

Echogramm und Renkenfang aus einem zeit- und ortsgleich gesetzten pelagischen Multimaschennetz.

Ziel der Untersuchungen ist es, die Fischbiomasse und -abundanz der Renkenbestände im Freiwasser von Ammersee, Bodensee-Obersee, Chiemsee und Starnberger See mittels Hydroakustik zu erfassen.

Methode

Die hydroakustischen Untersuchungen (Simrad EK80 WBT split-beam Transceiver mit einem ES-120-C 7°mal 7° Schwinger mit 120 kHz Arbeitsfrequenz) erfolgen an den verschiedenen Seen im Zeitraum von 2018 bis 2022 jeweils dreimal im Nachtaspekt entlang hinsichtlich Anzahl und räumlicher Verteilung festgelegter Transsekte. Mit Deckungsgraden von 5,4 bis 6,9 werden hierbei die von Simmonds & MacLennan (2006) für den minimalen Untersuchungsaufwandes vorgegebene Wert deutlich übertroffen.
Die Auswertung erfolgt mit dem Programm SONAR 5-PRO (Balk & Lindem 2004) über den gesamten Transsekt in der Schicht zwischen 5 m Wassertiefe und dem Seegrund. Errechnet werden die Größenverteilung der detektierten Fische sowie die flächenbezogene Gesamtfischzahl und Fischbiomasse.
Die Berechnung der Fischlänge aus der Echostärke erfolgt nach der Formel von Love (1971). Die Beziehung zwischen Fischlänge und -gewicht wird seenspezifisch aus den jeweils aus den Versuchsfischereien und den Fängen der Berufsfischer verfügbaren Daten abgeleitet.
Ergänzend zu den hydroakustischen Untersuchungen bzw. zur Validierung der Echogramme werden pelagische Kiemennetze eingesetzt um u. a. Altersstruktur, Wachstum und Kondition der Renken zu erfassen.

Ergebnis

Von den zwölf geplanten Befahrungen wurden bisher sechs durchgeführt. Für den Starnberger See ist die Datenauswertung bereits weitgehend abgeschlossen, die anderen Seen befinden sich in Auswertung.
Im April 2019 konnten im Starnberger See die höchsten Fischabundanzen und Fischbiomassen mit 1.140 bis 1.566 Ind ha-1 bzw 101 bis 126 kg ha-1 im Bereich zwischen Bernried und Karpfenwinkel festgestellt werden, während sich der Bereich zwischen Pöcking und Starnberg als vergleichsweise fischarm erwies. Hierdurch bestätigt sich der bereits 2017 im Fischaufkommen nachgewiesene Nord-Süd-Gradient (Schmidt & Schubert 2018).
Die 2019 ermittelte Fischbiomasse liegt mit 48 kg ha-1 20 %, die Fischabundanz mit 597 Ind. ha-1 lediglich 3 über dem im November 2017 ermittelten Wert.
Hinsichtlich der Fischlängen-Abundanzverteilung waren 2019 Fische mit Längen von 13 bis 24 cm am häufigsten vertreten, mit einem Peak bei 17 cm (2017: 19 cm). Der Großteil der Fischbiomasse wurde von Fischen mit Längen zwischen 27 und 49 cm gestellt, mit einem Peak bei 44 cm.
Bei der Verschiebung des Peaks von 19 cm (2017) auf 17 cm (2019) kann auch der abweichenden Untersuchungszeitpunk (November vs. Apr.) zum Tragen kommen.

Tabelle-biomassesta

Abb.: Abundanz- und Biomasseverteilung im Starnberger See im April 2019 in Abhängigkeit der Fischlänge.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. M. Schubert
Projektbearbeitung: Dr. M. Schubert, L. Müller, Ch. Vogelmann
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Laufzeit: 01.08.2017 – 31.12.2022
Projektpartner: Fachberatung für Fischerei des Bezirkes Oberbayern
Förderkennzeichen: A/17/21